Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Der Zorn in seiner Stimme aber ließ sie sogar noch schneller laufen. Jedoch nicht schnell genug.
Sie merkte, dass er mit langen Schritten dabei war, sie einzuholen und so begann sie zu re nnen.
Aber aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund nicht in Richtung des Wohnhauses, wo sie vor dem wutentbrannten Knecht sicher gewesen wäre, sondern vielmehr hinaus in die offene Weite der Heide. Dorthin, wo sie sich ihren Kindertagen immer sicher und geborgen gefühlt hatte. Dorthin, wo sie jeden Stumpf und jeden Stein kannte, jede Höhle und jeden Vorsprung.
Anne setzte mit kräftigen Sprüngen über Felsbrocken und verjagte mit ihrem wehenden Rock jene Schafe, die ihr zu nahe kamen.
Dennoch hatte sie keine Chance. Declan war schneller. Wie ein Vogel mit weit ausgebreiteten Schwingen setzte er ihr nach.
Anne gab nicht auf. Etwas an dieser Jagd kitzelte ihren Magen. Ließ ein Prickeln über ihre Haut jagen. Dass Declan hinter ihr her rannte, fühlte sich gut an. Sehr gut sogar.
Dabei brannte ihr Atem wie Feuer in ihrer Kehle und sie spürte den Schweiß, der ihre Wirbelsäule hinunter rann.
Noch nie hatte sie ihn so wütend gesehen. Doch seltsamerweise war es weniger die Angst davor, dass er sie schlagen könnte, als vielmehr die Furcht vor Johns Reaktion, wenn er eine solche Misshandlung bemerken sollte.
Wäre dies der Moment, ihn zum Äußersten zu treiben?
In jenen wenigen Momenten der Jagd über das Moor tauchten all diese Überlegungen in ihrem Kopf auf. All die Bilder von den zurückliegenden Malen, wo John Declan so maßlos attackiert hatte, dass sie um sein Leben fürchten mussten.
Und dann schlugen sich die Finger in ihr Haar und rissen sie zurück.
Anne schrie laut auf. Vor Schmerz und Schreck, denn sie hatte nicht bemerkt, dass er ihr schon so nah gekommen war.
Im gleichen Augenblick verloren ihre Füße den Halt und sie glitt auf einem Matschspiegel aus.
Halb hielt Declan sie, halb riss er sie an sich. Ob, um sie zu schlagen oder vor einem Sturz zu bewahren, war ihr nicht klar.
Doch es nutzte nichts.
Sie schlug hin und riss Declan mit sich.
Ihr Hinterkopf brannte und der Schlag der ihren Rücken getroffen hatte, hatte ihr den Atem geraubt.
Tränen standen in Annes Wimpern und als sie sie wegblinzeln wollte, blickte sie genau in Declans Augen.
Er war so dicht über ihr, dass sich ihr Atem mischte.
Ein Zittern raste durch ihren Körper und es war ihr, als nehme sie alles um sich herum inte nsiver wahr, als je zuvor. Die Wolken über ihnen am Himmel, die knorrigen Bäume, den Duft der Wildkräuter.
Sie spürte, wie die Erde sich unter und mit ihr drehte.
Seine Arme lagen um sie geschlungen und er berührte mit seinen Handflächen ihren Rücken.
Anne aber bewegte langsam den Kopf von einer Seite zur anderen, als wolle sie langsam etwas verneinen.
Als wolle sie ihm sagen, dass es unmöglich war. Dass es sie beide zerstören werde.
Doch er würde nicht auf sie hören. Das wusste sie auch.
Er folgte einem uralten Ruf. Etwas, das weiter zurück ging, als die Erinnerung.
Und als seine Lippen die ihren berührten, erfüllte sich eine Sehnsucht, die in ihr war, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
Er war so sehr Teil ihrer selbst, dass es keiner Worte für diese Einheit bedurfte.
Es war keine Liebe. Es war unendlich viel mehr.
Seine Zunge wanderte in ihren Mund und es fühlte sich an, als werde sie zum ersten Mal geküsst.
Seine Bewegungen auf ihrem Körper waren, als wolle er versuchen, endlich mit ihr zu ve rschmelzen.
Er rieb seinen Unterleib auf dem Annes und sie öffnete ihre Schenkel für ihn.
Seine Härte durch den Stoff zu spüren, versetzte sie in einen wahren Taumel.
Declan begehrte sie. Wollte sie.
Und dann richtete er sich ein wenig auf und blickte lange mit ernstem Blick auf Anne herab.
Sein blondes Haar umrahmte sein Gesicht und seine blaugrauen Augen schienen sich in ihren Kopf bohren zu wollen.
„Wenn er dich noch ein einziges Mal anfasst, werde ich ihn töten.“
Anne begriff nicht, was er sagte.
Ungläubig sah sie ihn an.
„Was redest du da?“
„Ich werde ihn töten! Ich schwöre es!“
Mit einem Ruck kam er auf die Knie und zog sein Messer aus dem Gürtel. Ehe Anne noch ein Wort sagen konnte, glitt die scharfe Klinge durch sein Fleisch und dunkelrotes Blut quoll he rvor.
„Oh , mein …“, hob sie an. Doch im nächsten Moment presste er die offene Wunde in ihren Mund. Sie schmeckte den metallischen Hauch, der über ihrer Zunge schmolz.
Wollte sie das
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