Sturm der Leidenschaft (German Edition)
und über ihre Schenkel floss.
Mit hängendem Kopf stand sie da während er seine Hosen hochzog und dann davon ging.
Mary kehrte in die Küche zurück, nahm die Gans wieder auf und rupfte sie schweigend.
Anne aber wandte sich ab und ging in ihr Zimmer hinauf, um sich umzukleiden.
Das Kleid gehörte ihr nicht und es passte auch nicht zu ihr.
Der Albtraum nimmt kein Ende
Declan stand breitbeinig mitten unter den Schweinen und wuchtete ihren Mist mit einer gr oßen Mistgabel auf einen Haufen.
Es stank erbärmlich und über seinen rechten Arm zog sich ein langer, roter Striemen.
Den hatte John ihm verpasst, als er fand, dass die Arbeit nicht so voranging, wie er es wollte.
„Jetzt säuft er schon am Morgen …“, brummte Declan, als Anne an ihm vorüberging und dabei einen verstohlenen Blick auf die Verletzung warf.
„Ich weiß“, sagte sie.
„Rede doch mal mit ihm. So geht´s ja nicht weiter.“
Dabei sah der Knecht sie durchdringend an.
„Wenn jemand Einfluss auf ihn nehmen kann, dann doch du.“ Seine Muskeln spannten sich unter der Haut seines Arms an, als er eine neue Ladung über den Zaun wuchtete.
„Du musst nur den richtigen Moment abpassen.“
Der Misthaufen wurde höher.
„Oder kümmert es dich nicht mehr, weil du seit Neuestem ganz andere Pläne hast?“ Hinter seinen Worten lauerte Misstrauen.
Er rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn und hinterließ dort einen schmutzigen Fleck.
„Was willst du damit sagen?“, gab Anne scharf zurück.
„Nix.“ Er zuckte mit den Schultern und arbeitete weiter. „Ich dachte nur … Wegen dem vo rnehmen Kleid und wo dich doch seine Lordschaft in der Kutsche heimgefahren hat … Hab jedenfalls noch nie gehört, dass man das für jede Lieferantin macht.“
Declan stellte die Mistgabel auf und stützte sein Kinn auf die zusammengelegten Hände.
„Hör mir mal gut zu“, knurrte Anne und näherte sich ihm so weit, dass sie die graublauen Sprenkel in seinen Augen zählen konnte. „Was immer seine Lordschaft tut – es geht dich einen feuchten Kehricht an. Du bist hier, um zu arbeiten, nicht um zu sticheln.“
„Ich hab nicht gestichelt“, widersprach Declan und grinste dabei breit. „Ich hab nur gesagt, was Sache ist. Und ich kann dich ja auch verstehn …“
„Was willst du damit sagen?“
Er presste die Lippen zusammen und machte eine zu Boden nickende Bewegung.
„Ich würd auch zusehen, dass ich hier wegkomme. Der Bauer säuft nur noch und ruiniert den Hof. Wir hungern, weil er das Geld für die Ernte im Dorfkrug umsetzt.“
„Auch das geht dich einen Dreck an, Declan“, zischte Anne.
„Ja. Alles geht mich in deinen Augen nen Dreck an, nicht wahr? Auch wenn er dich jede Nacht anpackt …“
Die junge Frau erstarrte.
Sie wollte etwas Heftiges erwidern, doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst.
Plötzlich warf Declan die Mistgabel beiseite und umfasste ihre Oberarme mit Macht.
Mit fiebrigen Blicken starrte er sie an und stieß dann aufgeregt hervor:
„Meinst du, ich hätte es nicht mitbekommen? Tag und Nacht benutzt er dich. Überall kann man es hören und es ist nur eine Frage der Zeit, wann es mal einer mitbekommt, der hier auf den Hof kommt. Und dann?“
Sie war so entsetzt, dass sie sich nicht für einen Moment aus ihrer Starre zu lösen vermochte.
Hatte sie sich nicht in all der Ze it eingebildet, dass niemand von Johns Treiben etwas mitbekam?
Selbst noch in jener Nacht, als sie Declan im Regen hatte stehen sehen, hatte sie sich eing eredet, er wisse von nichts.
Heiße Lavaströme ergossen sich über ihren Rücken und sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen.
„Anne … lass uns verschwinden! Weg von hier. Irgendwo ein neues Leben beginnen. Nur du und ich!“
Es war etwas, das sie sich selbst nicht erklären konnte. Eine merkwürdige Mischung aus Zorn, Erniedrigung und dem Aufbäumen gegen das Offensichtliche. Das Gefühl, Mitschuld an dem zu tragen, was vor sich ging.
Diese verwirrenden und widerstreitenden Gefühle aber führten dazu, dass sie Declan ins Gesicht zischte:
„Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten und lass uns in Ruhe! Sonst sorge ich dafür, dass er dich vom Hof wirft. Oder Schlimmeres.“
Declan starrte sie fassungslos an.
„Du drohst mir?“, stieß er tonlos hervor.
Anne schenkte ihm noch einen kurzen, herausfordernden Blick und ging dann mit langen Schritten in Richtung Tor.
„Bleib verdammt nochmal stehen, wenn ich mit dir rede!“, brüllte er plötzlich.
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