Sturm der Leidenschaft (German Edition)
weißen und rosafarbenen Knospen öffneten sich bereits an den knorrigen Zweigen und auch das hellgrüne Laub zeigte sich.
Bald würden zu Füßen der Bäume Löwenzahn und Gänseblümchen im dichten Gras wachsen.
Es erfrischte Körper und Gemüt, so zu gehen und die Natur in ihrer Kraft zu bewundern.
Anne fühlte sich noch immer verbunden mit der Erde und der Luft der Dales. Mit ihren Felsen und Tieren, dem Moor und der wilden Heide.
Es war das trockene Knacken eines Zweiges, das sie innehalten und sich mit pochendem Herzen umsehen ließ.
Normalerweise folgte ihr niemand bei ihren Spaziergängen. Auch war der Park von einer h ohen Mauer umgeben, doch schlussendlich gab es keine Sicherheit gegen das Eindringen von Banditen, weswegen auch überall im Haus geladene Pistolen verwahrt wurden.
Jetzt aber war sie alleine und jedem vollkommen ausgeliefert, war doch der Obstgarten, b esonders zu dieser Tageszeit, außerhalb der Wahrnehmung der Bewohner des Herrenhauses.
„Wo gehst du hin?“
Anne drehte sich um ihre eigene Achse, bis sie Declans Umriss am Stamm eines Apfelbaums lehnen sah.
Er schien seine Fingerkuppen zu betrachten und sein Haar bedeckte sein Gesicht.
„Ich wollte frische Luft schnappen.“
„Eine Dame sollte zu so später Stunde nicht alleine draußen herumlaufen.“
Sie fragte sich, ob er sich über sie lustig machte.
„Vielleicht bin ich keine Dame“, gab sie zurück und bereute es noch im gleichen Moment.
„Das mag sein. Aber du bist die Herrin von Haversham House. Und insofern …“
„Was willst du?“, fiel sie ihm ins Wort. „Ich dachte, du wärest fortgeritten, nachdem du ve rsucht hast, meinen Gatten zu verführen.“
Declan hob seinen Kopf ein wenig und sie sah das süffisante Lächeln, das seine ausdruck svollen Lippen umspielte.
„Vergib mir – aber dein Mann ist ein Narr.“
„Ich muss gehen, wenn du so über ihn sprichst“, maßregelte Anne ihn und raffte ihren Rock wie zur Unterstreichung ihrer Worte.
„Vor was läufst du davon, Anne Alderton? Vor mir?“
Sie ließ ihren Rock los und die Krinoline bauschte sich ein wenig.
„Ich weiß ja nicht einmal, wer du bist … Michael … Declan …“
Er richtete sich auf.
„Ich bin Declan. Michael habe ich mich nur wegen deines Mannes genannt. Bei Declan wäre er mit Sicherheit hellhörig geworden.“
„Gut. Dann also Declan. Nein – ich laufe nicht vor dir davon. Dazu habe ich gar keinen Grund.“
„Wirklich nicht?“
Seine Augen fixierten sie und er hielt sie in seinem Bann, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.
„Ich bin glücklich verheiratet. Und auch du hast dein Glück gemacht wie es scheint.“
Er tat einen Schritt auf Anne zu, packte ihre Kehle und rammte die zierliche Frau gegen einen Baumstamm.
Sein Gesicht war so dicht vor ihrem, dass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten.
„Ich habe alle Pfade der Hölle durchwandert auf der Suche nach dir. Und dann höre ich, dass du diesen Hohlkopf geheiratet hast …“
„Ich bin glücklich“, versetzte Anne leise, denn der Druck an ihrem Hals war so heftig, dass sie kaum atmen konnte.
„Ja. Das sehe ich. Mit einem Ehemann, der dich … verschenkt … wie er es nennt.“
„Offensichtlich habe ich etwas an mir, das Männer dazu bringt, mich wie einen Gegenstand behandeln zu wollen.“
„Das hab ich nie getan … Aber ich habe dein Hochzeits- Porträt gesehen. Und ich wollte dich schlagen.“
Eine Mischung aus Zorn und Verzweiflung sprach aus seinen empört hervorgestoßenen Wo rten.
„Weil ich so glücklich aussehe auf dem Bild?“
„Nein – weil dein Mann mir erzählt hat, dass du es mit dem Maler getrieben hast. Auf seinen eigenen Wunsch hin.“
„Deswegen wolltest du mich schlagen?“, fragte sie und lächelte dabei böse.
„Ja. Und deinen Mann wollte ich töten.“
Anne riss sich abrupt los und stapfte davon. Aber Declan folgte ihr.
„Wo gehst du hin?“
„Weg“, zischte sie. „Du könntest langsam erkennen, dass ich so bin. Ich bin eine Hure, die nicht bezahlt wird für ihre Leistung.“
„Wie kannst du sowas nur sagen?“
„Weil es so ist. Mach die Augen auf. Ich bin nicht die, für die du mich hältst.“
Declan hielt sie am Arm fest und zog sie zu sich herum.
„ Du bist aufgestiegen, Declan. Werde glücklich in deinem neuen Leben und vergiss mich! Einfach so. Vergiss mich!“
Er nickte und sie fürchtete für einen Moment, er werde ihren Arm loslassen.
„Ja. Das wäre besser.“
„Die Distanz
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