Sturm der Leidenschaft
Lippen auf ihren Mund senkten.
Kapitel siebzehn
Eine Woche später brachen sie zu ihrer Hochzeitsreise auf und blieben einen Monat in Frankreich. Nach ihrer Rückkehr bezogen sie nicht, wie jedermann annahm, das Stadthaus des Herzogs in London, sondern bevorzugten die Abgeschiedenheit von Claymore. Sie nahmen jedoch regelmäßig an gesellschaftlichen Ereignissen in der Hauptstadt teil und kehrten oft erst im Morgengrauen nach Claymore zurück.
In einer Gesellschaft, in der es als »unschicklich« erachtet wurde, daß ein Ehepaar zuviel Zeit miteinander verbrachte, kreierten der Herzog und die Herzogin von Claymore ihren eigenen Stil. Denn die beiden ließen sich kaum aus den Augen, und jedermann konnte sehen, wie begehrenswert sie einander fanden.
Ihre Nächte waren wahre Feiern ihrer Liebe. Manchmal war er so geduldig und zärtlich wie in ihrer Hochzeitsnacht, manchmal ging er fast spielerisch mit ihr um, neckte sie und hielt sich bewußt zurück, bis sie ihm sagte, wie sie es am liebsten hatte, und dann wieder gab es Zeiten, in denen er sie sehr schnell, fast rücksichtslos nahm. Und Whitney konnte nie sagen, was ihr besser gefiel.
Zunächst hatte sie die vehemente, stürmische Leidenschaft ein wenig erschreckt, die sie mit einem Kuß, einer leichten Berührung in ihm auslösen konnte, doch inzwischen genoß sie seine aktive, virile Männlichkeit mit nahezu schamloser Lust. Sie befand sich in völligem Einklang mit sich und der Welt.
Und fünf Monate später wurde sie schwanger.
Wenn Clayton jetzt in ihren Armen einschlief, lag Whitney noch lange wach und starrte besorgt in die Dunkelheit. Auf ihrer Hochzeit hatte ihr Thérèse anvertraut, daß sie sich auf die Schonfrist freute, die ihr eine grossesse vor den zärtlichen Annäherungen ihres Mannes gewährte. Thérèse mochte darüber froh sein, Whitney wäre es mit Sicherheit nicht. Andererseits wollte sie auch nicht riskieren, unter Umständen die Gesundheit ihres Kindes zu gefährden. Darüber hinaus hatte Clayton nie geäußert, Kinder haben zu wollen, obwohl Whitney der Meinung war, daß sich alle Männer Kinder wünschen müßten - besonders wenn sie Titel an ihre Erben weiterzugeben hatten. Und so schwieg sie erst einmal, auch dann noch, als ihre zweite Regel ausblieb und sie gelegentliche Anfälle von Übelkeit verspürte.
Eines Tages, als Whitney in ihr Zimmer hinaufgehen wollte, um sich für ihren üblichen Galopp querfeldein umzuziehen, hielt Clayton sie auf der Treppe an. »Khan scheint Schwierigkeiten mit seinem rechten Vorderlauf zu haben«, erklärte er merkwürdig ernst. »Ich glaube, wir sollten lieber einen kleinen Spaziergang machen.«
Whitney hatte nicht bemerkt, daß irgend etwas mit Khans Bein nicht stimmte, außerdem standen Dutzende anderer Reitpferde in den Ställen, aber sie fügte sich seiner Entscheidung.
In dieser Nacht änderte sich sein Liebesverhalten. Er erregte sie, bis sie fast besinnungslos vor Verlangen war, um dann fast quälend behutsam in sie einzudringen. Das zögerte den Moment der Erfüllung nahezu unerträglich lustvoll hinaus. Es brachte Whitney aber auch die Erkenntnis, daß ein derart vorsichtiges Eindringen in ihren Körper auf keinen Fall ihrem Kind schaden konnte.
In der folgenden Woche sagte sie sich ernsthaft, daß sie sich schlichtweg albern verhielt. Zunächst einmal brannte sie förmlich darauf, mit ihrer Neuigkeit herauszuplatzen. Und zweitens würde sie ihr Körper unweigerlich bald verraten, wenn sie die Ankündigung ihrer Mutterschaft noch sehr viel länger hinauszögerte. Konsequenterweise fuhr sie nach London, kaufte dort einige winzige Kindersachen ein und zog sich mit ihnen sowie mit Nadel und Faden gleich nach ihrer Rückkehr in ihre Räume zurück.
Eine Stunde später rief sie Mary und Clarissa zu sich, damit sie das Ergebnis ihrer Bemühungen begutachteten. »Es ist doch erstaunlich«, meinte sie versonnen, »daß ich zwar Griechisch lernen konnte, aber so etwas nie!« Mary und Clarissa warfen einen Blick auf ihre Stickkünste, sahen einander an und brachen lachend auf dem Bett zusammen.
Kurz vor dem Dinner am nächsten Abend war Whitney endlich mit dem »W« zufrieden, das sie auf den Kragen eines unglaublich winzigen Hemdchens gestickt hatte. »Das wird reichen müssen«, sagte sie seufzend zu Clarissa.
»Und wann werden Sie Seiner Gnaden sagen, daß mein Baby ein Baby bekommt?« erkundigte sich Clarissa mit Tränen in den Augen.
»Das werde ich ihm mit Sicherheit nicht sagen«,
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