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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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entgegnete Whitney lachend. »Eigentlich möchte ich ihm gar nichts sagen. Ich möchte vielmehr, daß er es hieran selbst merkt«, verkündete sie und hielt das Hemdchen in die Höhe. »Und ich denke, daß heute nach dem Dinner ein hervorragender Zeitpunkt dafür ist.« Mit einem verschwörerischen Lächeln legte Whitney das Hemdchen in ihre Schreibtischschublade und ging zum Essen hinunter.
    Sie wartete, bis sie nach dem Dinner im Weißgoldenen Salon beisammen saßen. »Ich kann mir nicht erklären, warum ich in letzter Zeit so schnell müde werde«, meinte sie und hielt den Blick weiter auf ihr Buch gesenkt. Und so entging ihr der stolze Blick, den ihr Clayton zuwarf.
    »Kannst du nicht?« erkundigte er sich vorsichtig. Er war sich nicht ganz sicher, ob Whitney wußte, daß sie schwanger war. Und falls sie sich vor der Geburt fürchtete, wollte er ihr die Beunruhigung so lange wie möglich ersparen.
    »Nein«, meinte Whitney grüblerisch. »Aber ich würde heute gern noch auf Tante Annes Brief antworten, und eben ist mir eingefallen, daß ich ihn oben in meiner Schreibtischschublade vergessen habe. Würde es dir sehr viel ausmachen, ihn mir zu holen? Diese Treppen kommen mir neuerdings vor wie die Schweizer Alpen.«
    Clayton stand auf, drückte ihr einen leichten Kuß auf die Stirn und verließ schnell den Raum.
    Er betrat ihr Zimmer und sah sich lächelnd um. Ein leichter Hauch von Whitneys Parfüm durchzog die Luft. Auf dem Ankleidetisch lagen ihre Kämme und Bürsten. Selbst in ihrer Abwesenheit füllte ihre Persönlichkeit den ganzen Raum aus, machte ihn anmutig und vital - so, wie sie selbst war.
    Er zog die Schublade ihres Rosenholzschreibtisches auf, um nach Lady Annes Brief zu suchen. Er fand ihn nicht gleich, schob ein Stück Stoff beiseite, das er für ein weißes Taschentuch hielt und suchte weiter zwischen ihrem Briefpapier nach dem Schreiben. Ganz hinten in der Mappe entdeckte er einen zusammengefalteten Brief. In seiner Unsicherheit, ob es wirklich Lady Gilberts Schreiben war, entfaltete er ihn und überflog die Worte, die Whitney vor vielen Monaten an jenem Nachmittag in Emilys Haus geschrieben - und dann verworfen - hatte, als sie beide überlegten, wie sie Clayton zurückgewinnen konnte.
    »Zu meinem großen Entsetzen muß ich feststellen, daß ich ein Kind erwarte. Bitte kommen Sie sofort zu mir, damit wir alles weitere besprechen können. Whitney.«
    Zu ihrem großen Entsetzen? Kommen Sie sofort zu mir? Verblüfft starrte Clayton auf die Zeilen. Dann zuckten ihm innerhalb der nächsten drei Sekunden drei Erkenntnisse durch den Kopf: Der Brief war zwei Monate vor ihrer Hochzeit geschrieben worden, einen Tag bevor er mit Vanessa hierher gekommen war und festgestellt hatte, daß Whitney auf ihn wartete . .. Kein Name wies darauf hin, an wen der Brief gerichtet war... Der Brief war in Whitneys eleganter Schrift geschrieben und von ihr unterzeichnet... Sie hatte da an einen Mann geschrieben, von dem sie annahm, er hätte sie geschwängert.
    Ungläubig starrte Clayton auf den Brief, während ganz langsam etwas in ihm zerbrach. Whitney hatte ihm etwas vorgemacht, als sie an jenem Tag zu ihm gekommen war. Die unvergeßliche Szene, als sie in seinem Arbeitszimmer ganz langsam auf ihn zugekommen war und sich ihm ergeben hatte, war eine Lüge gewesen, eine schändliche, abscheuliche Lüge! Die Zärtlichkeit, mit der sie »Ich liebe dich« geflüstert hatte, war geheuchelt gewesen. Sie hatte geheuchelt, weil sie sich für schwanger hielt und derjenige, an den dieser Brief gerichtet war, die Verantwortung entweder nicht übernehmen wollte oder konnte. Vermutlich war dieser Lump bereits verheiratet gewesen.
    Sie war nach Claymore gekommen, um sich eines Vaters für das Kind eines anderen zu vergewissern - großer Gott! Ihr ganzes Leben war ein einziger Betrug. Jedes Wort, das sie sprach, jede Geste, ihr Verhalten im Bett - alles ein einziges großes Theater!
    Und dann ihre schauspielerische Leistung in ihrer Hochzeitsnacht! Damals hatte sie mit Sicherheit gewußt, daß sie nicht schwanger war, mußte aber derart verschreckt über die drohende Katastrophe gewesen sein, daß sie ihre Pläne weiterverfolgt und ihn geheiratet hatte. Vermutlich war es für Whitney und ihren Liebhaber sogar bequemer, wenn sie verheiratet war. Niemand würde sich etwas dabei denken, wenn sie jetzt schwanger würde. Und dann dachte Clayton daran, wie oft sie nach London gefahren war, um »Freundinnen zu besuchen« und »einzukaufen«

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