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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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    Seine Hand schloß sich um den blaßblauen Briefbogen und knüllte ihn zu einem festen Ball zusammen. Die nackte Verzweiflung in ihm verwandelte sich in eine kalte, nackte Wut. Er ließ den kleinen Papierball fast blindlings in die Schublade fallen und schob sie zu. Aber sie ließ sich nicht schließen. Ein Stück weißer Stoff hatte sich verklemmt kein Taschentuch sondern ein Kinderhemdchen mit einem gestickten »W« auf dem winzigen Kragen.
    Clayton starrte es an und riß es es dann heftig heraus. Das habe ich finden sollen, erkannte er blitzartig. Wie rührend von ihr, es ihm auf diese Weise mitzuteilen! Ihr Hang zu Drama und Schauspiel war wirklich beeindruckend. Angewidert schleuderte er das Hemdchen zu Boden.
    »Ich sehe, du hast es gefunden«, flüsterte Whitney von der Tür her. Aschfahl blickte sie auf den weißen Stoff neben seinen Füßen.
    »Wann?« fragte er kalt.
    »In ... in etwa sieben Monaten glaube ich.«
    Clayton starrte sie an. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht. Er wirkte eiskalt, tödlich erstarrt. »Ich will es nicht«, zischte er.
    Als der nächste Tag dämmerte, drehte sich Whitney um und sah in das graue Morgenlicht hinaus. Sie lag allein in ihrem Bett - zum ersten Mal seit ihrer Hochzeit hatte sie die Nacht allein verbracht. Clayton wollte ihr Kind nicht. Warum nicht? Was hatte das zu bedeuten? Sie schloß wieder die Augen und verbarg den Kopf in den Kissen. Er wollte, daß sie sich von dem Kind trennte, das hatte es zu bedeuten. Gleich nach der Geburt würde er eine Amme einstellen und das Kind fortschicken, damit es auf einem seiner anderen Güter aufgezogen wurde. War seine Liebe zu ihr denn so allumfassend, daß sie keinen Platz für ihr Kind ließ?
    Ein paar Stunden später zwang sie sich trotz ihrer verwirrten Benommenheit und ihrem leichten Schwindelgefühl dazu, zum Frühstück hinunterzugehen. Claytons Gedeck ihr gegenüber war unberührt. »Seine Gnaden ließ sagen, daß er keinen Appetit hat«, teilte ihr der Diener mit. Whitney nahm einige wenige Bissen zu sich und machte dann einen langen Spaziergang.
    Sie lief durch die blühenden Rosengärten, über die weiten Rasenflächen und zu dem weißen Pavillon am Ufer des stillen Sees hinüber. Dort setzte sie sich auf eine Bank und versuchte die Tatsache zu begreifen, daß sie auch heute noch dieselbe Frau war, die sie gestern gewesen war, daß sie sich nicht in einem furchtbaren Alptraum befand.
    Als sie zwei Stunden später ins Haus zurückkehrte, traf sie Claytons Kammerdiener und drei Mädchen dabei an, seine Kleidungsstücke aus seiner Suite zu räumen. »Was geht denn hier vor?« fragte sie entsetzt. »Mary, sagen Sie mir, warum die Sachen meines Mannes entfernt werden.« Sie kam sich vor, als würde sie jeden Moment den Verstand verlieren.
    »Seine Gnaden ziehen in den Ostflügel«, erklärte Mary und bemühte sich, ganz selbstverständlich zu klingen. »Danach bringen wir Ihre Kleidung in diese Suite, und Ihr Raum wird zu einem hübschen Kinderzimmer umgestaltet.«
    »Oh«, machte Whitney und wußte, daß sie es nie ertragen würde, ohne Clayton in dieser Suite zu leben. »Könnten Sie mir zeigen, wo sich seine neuen Räume befinden?«
    Mary führte sie zu einer eleganten Zimmerflucht am Ende des Ostflügels. Whitney konnte keine Spur von Clayton entdecken, aber er war heute bereits hier gewesen. Ein Hemd lag über einem Sessel und ein achtlos hingeworfener Handschuh auf dem Bett. Sie ging in das Ankleidezimmer, öffnete einen Schrank und berührte seine Hemden und Röcke. Welch breiter Schultern es doch bedurfte, um die Röcke auszufüllen ... Sie hatte seine breiten Schultern stets geliebt. Und seine Augen.
    Whitney ging gerade wieder zur Tür, als er hereinkam. Wortlos lief er an ihr vorbei in sein Ankleidezimmer und zog seinen Rock aus.
    Sie folgte ihm. »Warum tust du das, Clayton?« fragte sie mit Tränen in der Stimme.
    Er riß sich das Hemd herunter, sagte aber noch immer kein Wort.
    »W . . . wegen unseres Kindes?« hauchte sie.
    Er schoß ihr einen kalten Blick zu. »Wegen eines Kindes«, berichtigte er.
    »Magst du denn keine Kinder?«
    »Nicht die eines anderen Mannes«, entgegnete er, schleuderte sein Hemd auf einen Sessel, packte sie am Ellbogen und schob sie aus dem Raum.
    »Aber du mußt dir doch eigene Kinder wünschen«, wandte Whitney verzweifelt ein, als sie sich vor den Augen eines Dieners auf den Korridor gedrängt sah.
    »Eigene Kinder«, wiederholte er mit eigentümlicher Betonung und tat

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