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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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trübsinnig über die Szene nachdachte, deren Zeuge Paul gerade geworden war. Und zweifellos waren ihre Tante und ihr Onkel ebenso entsetzt und abgestoßen von ihrem Benehmen wie ihr Vater. Mit vor Scham glühenden Wangen dachte sie darüber nach, daß die beiden sie bereits jetzt verachten mußten.
    »Whitney?« flüsterte Emily und schloß behutsam die Tür hinter sich. »Ich bin hinten heraufgekommen. Ist dein Vater sehr erbost?«
    »Giftig wie Schierling«, bestätigte Whitney und starrte düster auf ihre Reithosen. »Ich habe heute aber auch alles verpatzt, oder? Jedermann hat mich ausgelacht, und das ist Paul nicht entgangen. Jetzt, wo Elizabeth siebzehn ist, wird er bestimmt um sie anhalten, bevor er sich überhaupt bewußt machen kann, daß er eigentlich mich liebt.«
    »Dich?« wiederholte Emily verdutzt. »Paul meidet dich doch wie die Pest, Whitney Stone, und das dürfte dir mehr als bekannt sein! Aber wer sollte ihm das nach den Streichen übelnehmen, die du ihm im letzten Jahr gespielt hast?«
    »Aber so viele waren das doch gar nicht«, entgegnete Whitney, krümmte sich aber unwillkürlich auf ihrem Sessel zusammen.
    »Nein? Wie nennst du es denn, daß du an Allerseelen vor seine Kutsche gesprungen bist und wie eine Banshee losgeheult hast, daß seine Pferde scheuten?«
    Whitney errötete. »Er war gar nicht übermäßig wütend. Und der Kutsche ist auch nichts geschehen. Nur ein Deichselarm war gebrochen.«
    »Und Pauls Bein«, ergänzte Emily.
    »Aber das ist schnell geheilt«, beharrte Whitney, verdrängte die Katastrophen der Vergangenheit und wandte sich künftigen Chancen zu. Sie sprang auf und begann langsam im Raum auf und ab zu laufen. »Es muß doch eine Möglichkeit geben . . . Entführen kann ich ihn allerdings nicht... Ich . . .« Ein durchtriebenes Lächeln erhellte ihr Gesicht, als sie so schnell herumfuhr, daß Emily auf ihrem Sitz zusammenzuckte. »Eines ist eindeutig klar, Emily: Paul weiß noch nicht, daß er etwas für mich empfindet. Richtig?«
    »Er empfindet durchaus etwas für dich - Abscheu«, berichtigte Emily sachlich.
    »Daher wird er ohne zusätzlichen Anstoß wohl kaum um mich anhalten. Richtig?«
    »Du kannst ihn doch nicht mit vorgehaltener Pistole dazu zwingen, dir einen Antrag zu machen. Abgesehen davon bist du noch nicht alt genug, um dich verloben zu können, selbst wenn . . .«
    »Unter welchen Umständen«, unterbrach Whitney sie triumphierend, »sieht sich ein Gentleman genötigt, um eine Lady anzuhalten?«
    »Ich kann mir keine vorstellen. Es sei denn, er hat sie kompromittiert, natürlich. Whitney, was du auch planst, es wird dir nichts helfen.«
    Aufseufzend ließ sich Whitney wieder in ihren Sessel fallen und streckte die Beine aus. Sie dachte an ihren letzten Einfall und lachte leicht auf. »Wenn es mir doch nur gelungen wäre . . . Das Rad an Pauls Kutsche zu lockern, meine ich. Wenn er mich dann gebeten hätte, mit ihm irgendwohin zu fahren, wäre es irgendwann abgefallen. Bis er zurückgelaufen wäre oder irgendwo Hilfe geholt hätte, wäre es bereits spätabends gewesen, und er hätte mir einen Antrag machen müssen.« Unempfänglich für Emilys entsetzte Miene fuhr Whitney fort: »Stell dir vor, welch wundervolle Variation eines uralten Themas das gewesen wäre: Junge Lady entführt Gentleman und ruiniert seinen Ruf, so daß sie sich gezwungen sieht, ihn zu heiraten, um die Dinge wieder ins rechte Lot zu bringen! Welch einen spannenden Roman man darüber schreiben könnte«, fügte sie begeistert über ihren Einfallsreichtum hinzu.
    »Ich werde jetzt lieber gehen«, meinte Emily, ging zur Tür, drehte sich dort aber noch einmal um. »Deine Tante und dein Onkel haben alles mitangesehen. Wie willst du ihnen die Sache mit deinen Kunststückchen und den Reithosen erklären?«
    Whitneys Miene verdüsterte sich. »Ich werde ihnen gar nichts erklären, denn das wäre sinnlos. Aber während ihres Aufenthalts hier werde ich das zurückhaltendste, tugendhafteste weibliche Wesen sein, das du je gesehen hast.« Auf Emilys skeptischen Blick hin setzte sie noch hinzu: »Ich habe die feste Absicht, mich, abgesehen von den Mahlzeiten, absolut unsichtbar zu machen. Es muß mir doch gelingen, mich wenigstens drei Stunden täglich wie Elizabeth zu benehmen.«
    Und Whitney hielt ihr Versprechen. Nachdem ihr Onkel am Abend während des Dinners die haarsträubendsten Geschichten von ihrem Aufenthalt in Beirut erzählt hatte, murmelte sie nur züchtig: »Wie ungeheuer

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