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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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dumm. Ich habe ihm so lange zugesetzt, bis er Lehrer einstellte, die mir Sprachen und Geschichte beibrachten.« Whitney schwieg und dachte daran, wie sie einst angenommen hatte, ihr Vater würde sie vielleicht lieben, wenn sie durch ihre Studien einem Sohn ähnlicher würde.
    »Du scheinst dich über Kenntnisse zu schämen, auf die du eigentlich stolz sein solltest.«
    Whitney sah zu ihrem Vaterhaus hinüber, das in sattes Grün eingebettet war. »Ich bin sicher, daß die meisten Menschen es für eine Zeitverschwendung betrachten, einem Mädchen derartige Dinge beizubringen. Aber ich habe nun einmal überhaupt keine weiblichen Tugenden. Ich kann nicht mit Nadel und Faden umgehen, und wenn ich singe, beginnen die Hunde im Reitstall zu heulen. Mister Twittsworthy, unser Musiklehrer im Ort, hat meinem Vater erklärt, er bekomme Krämpfe, wenn ich mich ans Pianoforte setze. Ich kann nichts von den Dingen, die ein Mädchen können sollte, und was noch schlimmer ist: Ich hasse es auch, mich damit zu befassen.«
    Whitney war fest davon überzeugt, daß ihre Tante sie nun verabscheuen würde wie jedermann sonst. Aber es war besser, mit offenen Karten zu spielen und nicht wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen. Sie sah Lady Anne mit großen grünen Augen an und fügte hinzu: »Ich bin sicher, daß Papa Ihnen alles über mich erzählt hat. Ich bin eine furchtbare Enttäuschung für ihn. Er wünscht sich, daß ich zurückhaltend, tugendsam und weiblich sanft bin - so wie Elizabeth Ashton. Ich bemühe mich ja, so zu sein, aber ich schaffe es einfach nicht.«
    Annes Herz schmolz für das reizende, willensstarke und verunsicherte Kind, das ihre Schwester geboren hatte. Sie strich mit der Hand über Whitneys Wange und meinte zärtlich: »Dein Vater wünschte sich eine Tochter wie eine Kamee: fein, edel und perfekt geformt. Statt dessen hat er eine Tochter wie ein Diamant - lebensprühend und funkelnd -, und nun weiß er nicht, was er damit anfangen soll. Anstatt den Wert und die Seltenheit dieses Juwels zu schätzen, anstatt es durch ein wenig Politur zum Strahlen zu bringen, beharrt er darauf, aus ihr eine gewöhnliche Gemme zu schneiden.«
    Whitney betrachtete sich zwar mehr als ein Stück Kohle, aber um ihre Tante nicht zu enttäuschen, hielt sie den Mund. Nachdem Lady Anne gegangen war, griff Whitney wieder zu ihrem Buch, doch schon bald wurde ihre Aufmerksamkeit von den Seiten des Buches zu Träumen von Paul abgelenkt.
    Als sie an diesem Abend zum Dinner hinunterging, war die Atmosphäre im Speisezimmer eigentümlich angespannt, und niemand schien ihr Kommen zu bemerken. »Wann wollen Sie ihr eigentlich sagen, daß wir sie mit nach Frankreich nehmen, Martin?« erkundigte sich ihr Onkel gereizt. »Oder haben Sie etwa die Absicht, damit bis zu unserem Abreisetag zu warten, um das Kind dann wie ein Gepäckstück einfach zu uns in die Kutsche zu schieben?«
    Alles um sie herum begann sich zu drehen, und einen Augenblick lang glaubte Whitney, sich übergeben zu müssen. Sie schluckte tapfer den Kloß hinunter, der ihr in die Kehle gestiegen war, und fragte scheinbar ruhig und gelassen: »Fahre ich irgendwohin, Vater?«
    Alle wandten sich ihr zu und starrten sie an. Das Gesicht ihres Vaters verzog sich ungeduldig und verärgert. »Nach Frankreich«, entgegnete er knapp. »Um künftig bei deiner Tante und deinem Onkel zu leben, die versuchen werden, aus dir eine Lady zu machen.«
    Whitney vermied es geflissentlich, irgend jemanden anzusehen - für den Fall, daß sie auf der Stelle zusammenbrechen würde -, und nahm ihren Platz am Tisch ein. »Hast du meine Tante und meinen Onkel auf das Risiko hingewiesen, das sie damit eingehen, mich bei sich aufzunehmen?« fragte sie und richtete ihre ganze Konzentration darauf, ihren Vater nicht merken zu lassen, was er ihr gerade angetan hatte. Kühl blickte sie in die verlegenen Gesichter ihres Onkels und ihrer Tante. »Es könnte sein, daß mein Vater zu erwähnen vergaß, daß Sie in große Verlegenheit kommen könnten. Er hätte Ihnen sagen sollen, daß ich hoffnungslos ungebärdig bin, über ausgesprochen widerwärtige Manieren verfüge und keine Ahnung davon habe, wie man eine höfliche Konversation führt.«
    Ihre Tante betrachtete sie mit unverhülltem Mitleid, aber die Miene ihres Vaters versteinerte. »O Papa«, flüsterte sie gebrochen, »verabscheust du mich tatsächlich so sehr? Haßt du mich so unendlich, daß du mich aus deinen Augen haben willst?« Tränen traten ihr

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