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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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mir. Ich kann Ihnen den beschämenden Anblick aber auch ersparen und sie hier in den Salon bringen lassen.«
    Mit einem mißbilligenden Blick auf den Rücken ihres Schwagers legte Lady Anne die Hand auf den Arm ihres Mannes, und sie folgten Martin aus dem Raum.
    Als sie sich den jungen Leuten näherten, hörte Anne Lachen und Gemurmel und wurde sich vage bewußt, daß da etwas Abfälliges und Boshaftes mitschwang, aber sie war zu beschäftigt, nach Whitney zu suchen, um über diesen flüchtigen Eindruck länger nachzudenken. Sie schied zwei Blondinen und eine Rothaarige aus, betrachtete nachdenklich eine zierliche blauäugige Braunhaarige, wandte sich dann aber hilflos an den jungen Mann neben ihr. »Verzeihen Sie, ich bin Lady Gilbert, Whitneys Tante. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo sie ist?«
    Halb erheitert, halb mitleidig sah Paul Sevarin sie an. »Ihre Nichte befindet sich auf dem Pferd, Lady Gilbert«, entgegnete er.
    »Auf dem . ..?« Lord Gilbert verschlug es die Sprache.
    Whitney sah ihrem Vater entgegen, der nun mit schnellen Schritten auf sie zukam. »Mach bitte keine Szene, Vater«, sagte sie, als er in Hörweite war.
    »Du forderst von mir, keine Szene zu machen?« fuhr er sie wütend an, griff nach den Zügeln des Pferdes und riß es so heftig herum, daß sie den Halt verlor. Whitney kam zwar mit den Füßen auf, verlor dann aber das Gleichgewicht und setzte sich mit einem halben Spagat auf den Rasen. Nachdem sie sich hochgerappelt hatte, packte sie ihr Vater grob am Arm und zerrte sie zu Lady und Lord Gilbert. »Dieses . . . dieses Geschöpf«, knurrte er und schob sie auf ihre Tante und ihren Onkel zu, »ist Ihre Nichte, muß ich zu meiner Schande gestehen!«
    Whitney hörte hinter sich das unterdrückte Gekicher der Gruppe, die sich schnell zerstreute, und spürte, daß ihr Gesicht hochrot vor Scham wurde. »Wie geht es Ihnen, Tante Anne? Onkel Edward?« Nach einem schnellen Blick auf Pauls sich entfernende Gestalt griff Whitney ganz mechanisch nach ihrem Rock, erkannte, daß der nicht vorhanden war, und versank absurderweise in ihren Breeches in einem Knicks. Sie bemerkte die hochgezogenen Brauen ihrer Tante und schob trotzig das Kinn vor. »Sie können versichert sein, daß ich während der Woche Ihrer Anwesenheit danach streben werde, nicht wieder über die Stränge zu schlagen, Tante.«
    »Für die Woche unserer Anwesenheit. . .«, meinte Lady Gilbert verblüfft, aber Whitney beobachtete gerade angespannt, wie Paul Elizabeth in seine Karriole half, und so entging ihr die Überraschung in der Stimme ihrer Tante.
    »Auf Wiedersehen, Paul«, rief sie und winkte heftig. Er drehte sich um und hob den Arm zu einem Abschiedsgruß.
    Lachen klang auf, als die Einspänner die Auffahrt hinunterrollten und ihre Insassen zu einem Picknick oder zu einer anderen Vergnügung brachten, zu denen Whitney nie eingeladen wurde, weil sie zu jung war.
    Als sie Whitney ins Haus folgte, kämpfte Anne Gilbert mit einer Vielzahl widersprüchlicher Emotionen. Sie empfand Mitleid mit Whitney und Zorn auf Martin Stone, weil er das Mädchen vor den anderen gedemütigt hatte. Sie war irgendwie benommen vom Anblick ihrer Nichte, die auf einem Pferderücken in Breeches Kapriolen vollführt hatte, aber auch sehr erstaunt über die Entdeckung, daß Whitney, deren Mutter kaum mehr als durchschnittlich hübsch gewesen war, alle Anzeichen dafür zeigte, eine wahre Schönheit zu werden.
    Noch war sie fast knabenhaft dünn, aber selbst nach der beschämenden Szene hielt Whitney die Schultern sehr gerade, ihr Gang war anmutig und eine Spur provokant. Die groben braunen Reithosen betonten die sanftgerundeten Hüften, die schmale Taille würde keines Mieders bedürfen, um noch zierlicher zu wirken, und die Augen unter langen, schwarzen Wimpern schienen von Meergrün zum Farbton von Jade zu wechseln. Und dann die Haare: Eine hinreißende Mähne von tiefem, reichem Mahagonibraun! Es mußte lediglich in Form gebracht und gebürstet werden, bis es glänzte. Anne juckte es buchstäblich in den Fingern, und innerlich überlegte sie bereits, welche Frisur Whitneys faszinierende Augen und die hohen Wangenknochen am günstigsten betonen würden. Es mußte aus der Stirn genommen und auf dem Kopf zu einer Krone zusammengefaßt werden, damit es ihr in sanften Locken über den Rücken fiel.
    Sobald sie das Haus betraten, murmelte Whitney eine Entschuldigung und flüchtete in ihr Zimmer, wo sie sich verzweifelt in einen Sessel fallen ließ und

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