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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Begierde, die bis über seinen Tod hinaus unstillbar geblieben war.
    Schon bald würde dieses Blut wieder ihm gehören.
    So wie es das schon immer getan hatte.

LXIX
     
    MORMON TEARS
     
    »Beeil dich!«, brüllte Adam. Seine und Evelyns Schritte hallten von den Wänden des Tunnels wider, während das Zischen des Schwarms und das schabende Geräusch von krallenbewehrten Füßen auf felsigem Boden immer näher kam. Adam war sich alles andere als sicher, dass sie es rechtzeitig schaffen würden, und rechnete jeden Moment damit, dass scharfe Klauen Phoenix seinem Griff entrissen und sie beide in Stücke rissen. Als er dann mit dem Rücken gegen den Felsen prallte, wusste er, dass sie es zumindest bis zur Biegung geschafft hatten – blieb noch einmal die gleiche Strecke, nahe dran, aber bei weitem nicht nahe genug.
    Das Zischen wurde so laut, dass es sich beinahe anhörte wie Schreie, ein Geräusch, das ihn bis ins tiefste Innerste seiner Seele erschaudern ließ. Jetzt sah Adam einen fahlen Lichtschein hinter der Tunnelbiegung, ein kaum wahrnehmbares Schimmern, und noch bevor er begriff, woher dieses Licht kam, wurde die Antwort nur zu deutlich: Dutzende von gelblich leuchtenden Augen tauchten vor ihm auf, und ihr Lichtschein wurde von der Wand zurückgeworfen, spiegelte sich in glänzenden Schuppen über zuckenden Muskeln, brach sich an spitzen Klauen und Zähnen.
    Sie kamen zu schnell näher. Viel zu schnell.
    Das vorderste der Echsenmonster stolperte, schlug der Länge nach hin und rutschte noch ein paar Meter über den Felsen, aber die anderen trampelten einfach darüber hinweg und kamen mit jedem ihrer wütenden Schritte näher.
    »Sie sind direkt hinter uns!«, schrie Adam, und die Angst in seiner Brust brachte seine Stimmbänder fast zum Zerreißen.
    Die leuchtenden Augen wurden immer größer, in ihrer wilden Verfolgung tanzten sie vor ihm auf und ab wie Taschenlampen, als ein weiterer Lichtschein über Adams Schulter fiel und seinen Schatten vor die Füße der rasenden Bestien projizierte. Da wurde er von hinten gepackt und in den Eingang ihrer unterirdischen Höhle gezogen.
    Evelyn rannte zu ihrem mit Spießen versehenen Rammbock, und Adam begriff, dass sie es endlich geschafft hatten. Missy wartete bereits, und zusammen setzten die beiden Frauen das Gefährt in Bewegung. Sie stöhnten vor Anstrengung, aber der Rammbock begann zu rollen, langsam zuerst, dann immer schneller. Adam starrte wie hypnotisiert auf den Ausgang des Tunnels und sah, wie der Abstand immer kleiner wurde, bis endlich die Spitzen der Pfähle darin verschwanden. Dann wurde das Gefährt plötzlich ein Stück herumgerissen, und die beiden Frauen prallten mit voller Wucht gegen die Schiebevorrichtung, als diese auf den Widerstand traf, auf den sie gewartet hatten.
    Schreie zerrissen die Luft und drangen selbst durch die dicke, hölzerne Schutzplatte, deren Dornen die ersten der sie verfolgenden Monster gepfählt hatten.
    Adam kroch unter Phoenix hervor und bettete dessen Kopf sanft auf den felsigen Untergrund, dann rannte er zu Evelyn und Missy, um den beiden zu helfen. Es fühlte sich an, als versuchten sie, ein anstürmendes Rhinozeros aufzuhalten. Immer wieder wurden sie zurückgeworfen, und es schien, als würde der schützende Schild jeden Moment unter der Wucht der Angreifer zerbersten, aber so laut das Holz auch ächzte und sie selbst unter der Anstrengung stöhnten, die Barriere hielt. Der Angriff ebbte ab, ebenso die entsetzlichen Schreie, bis alles ruhig war und der Rammbock sich keinen Millimeter mehr rückwärtsbewegte. Durch die Spalten zwischen den schützenden Holzlatten leuchtete ein blasser Feuerschein, der von den brennenden Leichen dahinter ausging.
    Eine unheimliche Stille senkte sich über sie, unterbrochen nur von dem gelegentlichen Knacken der Kohle auf ihrer Feuerstelle und dem platschenden Geräusch des ab und zu von der Decke tropfenden Schmelzwassers.
    »Haben wir sie … haben wir sie tatsächlich alle erwischt?«, fragte Evelyn flüsternd.
    »Es waren so viele …«, erwiderte Adam. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir …«
    »Aber ich höre nichts mehr.«
    »Vielleicht versuchen sie uns zu täuschen und warten nur darauf, dass wir unvorsichtig werden.«
    Sie konzentrierten sich voll und ganz auf diese beängstigende Stille. Lage um Lage tauchten sie immer tiefer hinein, bis sie auch das kleinste Geräusch hören konnten. Jeder einzelne Wassertropfen schlug auf den Boden wie mit einem Paukenschlag, und ihr

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