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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Achseln und zerrte sie zum Eingang der Höhle.
    Jill war wieder zurück zum Pueblo gelaufen, und statt ihrer kam Evelyn aus dem Tunnel gerannt. Sobald sie Adam erblickt hatte, sprintete sie los, um ihm zu helfen.
    »Bring sie zum Pueblo!«, rief Adam und übergab ihr Missy. Evelyn legte sich ihren Arm um die Schulter und machte sich auf den Weg zurück durch den dunklen Tunnel.
    »Und was ist mit dir?«, rief sie Adam noch nach.
    »Ich komme gleich nach!«
    Adam kniete sich neben Phoenix und schlang seine Arme von hinten um den Brustkorb des Jungen, dann lief er rückwärts in Richtung Tunnel. Phoenix’ Körper war vollkommen schlaff und so leicht, als wäre er innen hohl, als wäre nichts mehr von Phoenix übrig.
    »Verlass mich nicht«, flüsterte Adam und stupste mit dem Kinn sanft Phoenix’ Kopf an. Sein Atem war so flach, dass Adam ihn kaum auf seiner Wange spürte.
    Als sie schon halb durch den Eingang des Tunnels waren, warf Adam einen letzten Blick zurück auf den Strand und wünschte bei Gott, er hätte es nicht getan.
    Der Schwarm stürzte sich auf Kriegs sterbenden Körper. Mit unfehlbarem Instinkt rissen sie ihn in Stücke. Dann hoben sie ihre gelb-schwarzen Augen von dem zur Neige gehenden Festmahl und starrten Adam an.
    »Mein Gott«, stammelte Adam. Er ignorierte den Schmerz in seinen Eingeweiden und lief so schnell er konnte rückwärts, während die meisten schwarzen Echsenwesen von Kriegs Überresten abließen und auf ihn zujagten.

LXVIII
     
    MORMON TEARS
     
    Nur eine der geschuppten Kreaturen verharrte unbeweglich am Strand, während die anderen sich auf ihren einstigen Herrn und Meister stürzten. Sie spürte das Verlangen genauso wie die anderen, der Geruch von frischem Blut und der Drang, zu töten, ließen ihr den Speichel ins Maul steigen und zogen sie magisch an wie an einer unsichtbaren Schnur. Aber da war noch etwas anderes, Stärkeres, das ihre animalische Gier im Zaum hielt. Eigentlich war es unlogisch. Genauso wie ihre Artgenossen wurde sie einzig und allein von ihren Instinkten beherrscht, doch steckte in ihr auch noch ein anderes, noch mächtigeres Verlangen. Sie wollte fressen, wollte spüren, wie ihre Klauen sich in frisches, rohes Fleisch gruben, wollte den Kopf in einem gähnenden Schlund aus Blut und freiliegenden Organen vergraben, wollte die Wärme der frischen Nahrung spüren, die durch den Schlund hinunter in den leeren Magen strömte. Aber noch mehr als das verlangte es dieses Wesen nach etwas, das es weder hören noch schmecken konnte. Und dieses Verlangen war so stark, dass es am ganzen Körper zitterte.
    Die Geräusche nagender Zähne und zerreißender Haut, von Körpersäften, die auf den Boden spritzen, ließen seinen blutroten Kehlsack vibrieren, aber es widerstand dem Drang und blickte stattdessen hinauf zu der Klippe, von der sich so viele seiner Artgenossen in den Tod gestürzt hatten. Die Narbe über seiner Augenbraue verdunkelte einen Teil seines Gesichtsfeldes, aber daran hatte es sich längst gewöhnt, wie auch an den Schmerz, der unablässig in dieser Narbe pochte, und an das Loch in seiner Wange, das niemals zu heilen schien. Es war anders als die anderen, und es war sich dieser Tatsache voll bewusst, auch wenn es über keinerlei Erinnerungen verfügte, die erklärt hätten, warum. Es dürstete ganz einfach nach etwas anderem, nach etwas, das es sich als ein blendendes Licht vorstellte, das es magisch anzog und das jetzt so nahe war, dass es wie von selbst seinen Weg dorthin finden würde.
    Es senkte seinen Blick wieder und schlängelte sich durch das Labyrinth aus Spießen, über seine getöteten einstigen Anhänger hinwegtrampelnd, deren Haut sich bereits von dem verwesenden Fleisch ablöste, das den Untergrund so schlüpfrig machte, dass es sich bei jedem Schritt festkrallen musste, um nicht wegzurutschen. Mit seinen Krallen riss es neue Löcher in die leblosen Überreste seiner Brüder, aus denen nur noch mehr weißlicher Schleim quoll. Als es an die Felswand kam, bohrte es seine Krallen in die kleinen Ritzen und Spalten und kletterte hinauf. Auf halbem Weg blickte es noch einmal nach unten. Der Rest des Schwarms hatte Kriegs Überreste restlos zerstückelt und schmeckte, auf der Zunge noch das Blut seines einstigen Herren, von dem nur noch das grotesk wie ein Regenbogen des Todes nach hinten durchgebogene Skelett übrig war, den Geruch der neu gewonnenen Freiheit. Mit blitzenden Zähnen und Klauen jagten sie auf den Eingang der Höhle zu, hinter ihrer

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