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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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rosa-gelben Scheiben und tauchten den ganzen Raum in warme Farben. Thias Blick wanderte von den bereits schneebedeckten Dächern zu dem beeindruckenden Palast des Imperators und der riesigen, golden schimmernden Säule des Koloss.
    Das Werk des Skulptors schien sich fast in den Himmel selbst zu bohren. Beim Anblick dieses Giganten erfasste Thia stets ein Schaudern. Die Kraft, die in dem Bauwerk gespeichert war, ließ ihren dunklen Funken vor Angst laut aufschreien.
    Der Koloss. Mit ihm mussten sie sich nach dem morgigen Tag befassen. Doch Tsherkana und Ossa hatten bereits einen Plan geschmiedet, wie sie ihn bezwingen könnten.
    Noch immer von den unangenehmen Gefühlen erfasst, die der Koloss in ihr geweckt hatte, verließ sie den Saal und eilte eine überdachte Galerie entlang, die zum rechten Flügel des Palasts führte. Die Menschen, die ihr unterwegs begegneten, traten beflissen zur Seite und verneigten sich vor ihr.
    Der Eingang, der für alle gewöhnlichen Sterblichen verschlossen war, wurde von Hellebardieren in Paradeuniform bewacht. Sobald sie Thia gewahrten, nahmen sie Haltung an, klopften leise mit den Schäften ihrer Waffen auf den Boden und öffneten die schwere, vergoldete Flügeltür.
    Thia begrüßte den Hauptmann der Garde mit einem flüchtigen Nicken, dann betrat sie die Gemächer der Kraft. Die großen, lichtdurchfluteten Säle mit den tadellos sauberen, blitzenden Fußböden aus Syner Zeder würdigte sie vorsichtshalber keines Blickes, denn sie hätten nur einen einzigen Wunsch in ihr geweckt: das zu tun, was sie bereits in ihrer Kindheit geliebt hatte, nämlich gehörig Anlauf zu nehmen und über die glatte Oberfläche zu schlittern, als wäre sie eine winterliche Eisbahn. Dergleichen verbot sich indes von selbst, ziemte sich ein solches Verhalten für eine Schreitende doch nicht.
    Schon gar nicht im Palast des Imperators.
    Sie bog einige Male ab, ließ die großen Säle – die von Cavalar geschaffen worden waren, noch ehe er das Regenbogental angelegt hatte – hinter sich und gelangte zu einer Meloth-Kapelle. Die Fenster mit den geschnitzten Rahmen standen weit offen, sodass es ausgesprochen kühl war und starke Zugluft durch die Altarlämpchen pfiff, die den Geruch der Duftöle vertrieb.
    Hinter der Tür rechts der zentralen Figur begann eine schmale Wendeltreppe. Thia achtete sehr darauf, dass die Stufen nicht knarrten, während sie sich nach oben begab. Auf halber Höhe nahm sie bereits den charakteristischen Geruch wahr. Er wurde immer stärker, bis er sie an ihrem Ziel, einem kleinen runden Raum mit Fenstern, die in alle vier Himmelsrichtungen hinausgingen, schließlich das Gesicht verziehen ließ.
    Es war der scharfe Geruch nach Lösungsmitteln und Ölfarbe.
    Vor einem der Fenster arbeitete Ghinorha. Thia hielt inne und runzelte verständnislos die Stirn.
    »Sei gegrüßt«, wandte sie sich an die Malerin. »Wo ist denn Rethar?«
    Das kupferrote Haar von Rethars Lehrerin stand wild in alle Richtungen ab.
    »Guten Tag«, begrüßte Ghinorha sie mit einem Lächeln, das Grübchen in ihren Wangen entstehen ließ. »Er hat mich gebeten, ihm zu helfen. Es fehlt nicht mehr viel, und die Restauration des Gemäldes ist abgeschlossen.«
    Sie legte einen breiten Pinsel zur Seite und wischte sich die mit purpurner und schwarzer Farbe beschmierten Hände an einem schon ziemlich bunten Lappen ab.
    »Aber wo ist er?«, hakte Thia nach. »Nicht zu unserer Verabredung zu erscheinen sieht ihm gar nicht ähnlich.«
    »Ich habe ihn ebenfalls gebeten, mir zu helfen«, antwortete Ghinorha, und ihre grünen Augen funkelten. »Da Rowan nirgends aufzufinden ist, muss Rethar im Regenbogental alles für morgen vorbereiten, während ich mich mit dieser Angelegenheit hier befasse.«
    Sie deutete auf die Leinwand, die noch aus der Zeit des Skulptors stammte.
    »Könntest du das mithilfe eines Zaubers nicht im Nu bewerkstelligen?«, wollte Thia wissen.
    »Gut möglich, aber das wage ich nicht«, gestand Ghinorha. »Die natürlichen Farben sind mit dem Funken nicht so einfach wiederzugeben – es sei denn, du bist Cavalar. Nein, die herkömmlichen Ölfarben taugen in diesem Fall weit mehr, auch wenn es leider entschieden länger dauert.«
    »Also … wenn Rethar nicht da ist, will ich dich nicht weiter von deiner Arbeit abhalten … Wie ihr jetzt überhaupt noch an etwas anderes als den morgigen Tag denken könnt … Viel Glück jedenfalls.«
    »Dir auch«, sagte Ghinorha und wusch den Pinsel aus.
    Thia hatte die

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