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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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sah Ghinorha Thia noch einmal forschend in die Augen, lächelte und kehrte zu ihren Farben zurück. Mit einem feinen Spatel verschmierte sie etwas gelbe Farbe, der sie ein wenig Purpur beimischte.
    »Ich kann keine Entscheidung für dich treffen, Thia«, nahm sie das Gespräch wieder auf. »Das kann niemand. Die Wahl liegt allein bei dir.«
    »Das weiß ich. Wenn möglich, würde ich dich gern bitten, Rethar nichts von diesem Gespräch zu erzählen.«
    »Von mir erfährt er kein Wort.«
    »Danke«, sagte sie aufrichtig erleichtert und griff nach der Klinke. Der Geruch nach Farben und Lösungsmitteln verursachte ihr bereits Kopfschmerzen.
    »Eine Sache noch«, rief Ghinorha da.
    Thia drehte sich um.
    Das Lächeln hatte sich aus Ghinorhas Gesicht verkrochen, ihre Miene zeigte einen sehr ernsten Ausdruck.
    »Wenn du morgen früh noch immer Zweifel hegst, mach einen Rückzieher«, sagte Ghinorha. »Dann verlasse den Turm, bis das Ganze vorbei ist. Wenn wir siegen, kannst du bedenkenlos wieder zu uns kommen. Niemand wird dir auch nur ein Härchen krümmen, das schwöre ich dir. Und falls wir nicht siegen … tauche unter. Such dir nach einer Weile ein paar geeignete Funkenträger. Denn dann bist du die Einzige, die noch einen dunklen und einen lichten Funken in sich trägt. Und dieser graue Funken muss überleben.«
    Thia erwiderte kein Wort. Sie zog die Tür fest hinter sich zu und stieg die Treppe hinunter …
    Als Thia aus dem Schlaf fuhr, setzte sie sich jäh auf und warf sich eine fadenscheinige Wolldecke über die Schultern. Sie zitterte am ganzen Körper, vielleicht wegen der nächtlichen Kälte, vielleicht wegen ihres Traums. Bisher hatte sie selbst nicht einmal geahnt, dass sie sich an diesen Jahrhunderte zurückliegenden Tag vor dem Dunklen Aufstand noch in allen Einzelheiten erinnerte.
    An all die Gerüche, Gefühle, Eindrücke, Gedanken, ja, sogar an das Sonnenlicht, das mit den Staubkörnern gespielt hatte. Und an Ghinorhas Stimme, eine der schönsten, die sie in ihrem unendlich langen, unendlich erbärmlichen Leben gehört hatte. Noch heute klang sie ihr in den Ohren.
    Ihr Herz schlug schneller als sonst, auf ihrer Seele lastete ein dunkler Stein.
    »Bei allen Sternen Haras! Wie konnte uns nur alles so entgleiten?«, hauchte sie. »Was haben wir falsch gemacht? Wie konnte all das so enden?«
    Bragun-San nahm sich so unwirtlich, kalt und verlassen aus wie eh und je. Im Licht der unzähligen Lagerfeuer und des riesigen, blutroten Kometen, der die Erde mittlerweile fast zu berühren schien, wirkte es wie ein Wahrheit gewordener Albtraum. Oder wie Rowans Traum vom Tor zum Reich der Tiefe.
    »Die Welt hat sich verändert und wir uns mit ihr. Viel zu sehr.«
    Das Nest aus Lappen neben ihren Füßen bewegte sich, und Yumi kam herausgekrochen.
    »Aus, du Hund?«
    »Achte nicht auf mich, mein Freund«, sagte Thia. »Schlaf besser weiter.«
    Über dem Gipfel des Grokh-ner-Tokh flackerte die blaue Flamme. Durch den Widerschein dieses Lichts, das mit dem Rot des Kometen verschmolz, zuckten unförmige Schemen. Die Nirithen tanzten ihren Schattentanz.
    Yumi sah sie noch immer aufmerksam an und hatte offenbar nicht die Absicht, sich wieder in sein Nest zu verziehen.
    »Weißt du was …«, sagte Thia zu ihm. »Ich möchte dir gern eine Geschichte erzählen. Ich glaube, wenigstens ein Wesen sollte die Wahrheit kennen.«
    »Aus, du Hund?« Der Waiya spitzte die Ohren.
    »Ich bin mir sicher, dass du mein Geheimnis bewahren wirst.«
    »Aus, du Hund!«, antwortete er würdevoll, setzte sich bequem hin und sah sie erwartungsvoll an.
    »Alle glauben, ich hätte Soritha von hinten angegriffen. Mich hat das nie bekümmert. Bis jetzt jedenfalls nicht. Aber an jenem Tag …« Ein Kloß schnürte ihr die Kehle ab, und sie räusperte sich. »Die Ereignisse haben sich förmlich überschlagen. Soritha hat versucht, eine Wegblüte zu erreichen, um ins Regenbogental zu gelangen und von dort Hilfe zu holen. Sie hatte schon zwei von uns umgebracht. Und Mithipha …« Sie zuckte kurz mit den Achseln, ehe sie fortfuhr. »Mithipha hat sie es ordentlich gegeben. Die Graue Maus lag ohnmächtig am Boden. Und auch Rethar hatte Soritha schon ausgeschaltet … Da habe ich sie zum Duell herausgefordert. Zu einem offenen, ehrlichen Duell. Inmitten dieser verfluchten Schneeglöckchen. Es war ein fairer Kampf, was auch immer darüber geredet wird. Merk dir das, mein kleiner Freund. Danach brach dieser endlos lange Tag an … Und ich fürchte,

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