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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Ihr es seid?«, fragte Thia, in deren Augen nun Blitze zuckten. Sie zügelte ihre Wut jedoch und hatte sogar ihre Frage in höflichem Ton gestellt.
    Der sie die letzten Kräfte gekostet hatte.
    »Selbstverständlich. Willst du Respekt? Dann weise wenigstens einen Erfolg vor. Du hast lange genug eng umschlungen mit diesem Albino Rethar in den Ecken herumgestanden. Er bringt dich nur von deinem Weg ab.«
    »Ihr wisst ganz genau, dass Rethar heute der stärkste Glimmende ist«, sagte Thia und legte die beiden Bücher auf einen kleinen Tisch, auf dem sich tönerne Blumentöpfe drängten.
    »Er ist nicht schlecht, denn Ghinorha hat ihn gut ausgebildet, doch er kann sich weder mit Ley-ron noch mit Olest messen. Deshalb wiederhole ich meine Frage: Welche Fortschritte hast du gemacht, seit du nicht mehr meine Schülerin bist?«
    Oh, du würdest dich wundern, wenn du das wüsstest!, dachte Thia rachsüchtig, während sie sich an die Stunden erinnerte, in denen Rethar sie im Gebrauch des dunklen Funkens unterwiesen hatte.
    »Hast du die Bücher gelesen?«, wechselte Soritha unvermittelt das Thema.
    »Ja.«
    »Was hältst du von ihnen?«
    »Sie sind nicht uninteressant …«
    »Aber?«
    »… aber völlig veraltet.«
    »Studiere weiter, Thia!«, verlangte die Mutter nun in scharfem Ton. »Du bist zwar nicht mehr meine Schülerin, aber es schmerzt mich mitanzusehen, wie du dein Potenzial wegen dieser dummen Liebelei aufs Spiel setzt. Nimm an den Sitzungen des Kleinen Rats teil! Soweit ich weiß, bist du bereits viermal eingeladen worden. Das wäre der erste Schritt eines langen Weges. Und ich würde dir dringend raten, ihn bald zu tun.«
    »Ich werde mir Eure Worte durch den Kopf gehen lassen, Mutter.«
    »Das dauert zu lange, Schreitende! Die Kutsche wartet nicht ewig, die fährt notfalls ohne dich ab. Alenari ist nicht viel älter als du, gehört jedoch bereits dem Großen Rat an. Offen gesagt, habe ich immer angenommen, du seist an Macht interessiert!«
    »Darf ich jetzt gehen?«, fragte Thia kalt.
    »Ja«, antwortete Soritha und presste die Lippen enttäuscht aufeinander. »Das heißt – nein, warte. Mir ist nicht entgangen, dass du dich Tsherkana und ihren Gänsen angeschlossen hast. Vor denen solltest du dich besser hüten, mein Mädchen!«
    »Weil es Eure politischen Gegnerinnen sind, Mutter?«
    »Das wäre bereits Grund genug. Sollte ich erfahren, dass du sie unterstützt, würde mich das sehr aufbringen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Wie nie zuvor«, sagte Thia und verließ die Orangerie – durch die Tür und über die Treppe. Heute wollte sie die Geduld Sorithas nicht über Gebühr beanspruchen.
    »Du Miststück!«, geiferte Thia in ihrem Zimmer. »Du machtverliebte Närrin!«
    Ungehemmt überließ sie sich ihrer Wut. Nachdem sie sich mit einem Zauber gegen alle fremden Ohren geschützt hatte, fluchte sie geschlagene zehn Minuten fürchterlich drauflos. Anschließend schleuderte sie eines von Sorithas Büchern zu Boden, ließ sich in einen Sessel fallen und biss sich auf die Lippe.
    »Wenn doch bloß Alista rey Vallion an deiner Stelle wäre!«, flüsterte sie. »Wie es vorgesehen war! Alenaris Mutter wäre dem Turm ein weitaus besseres Oberhaupt gewesen als du!«
    In den Jahren, die sich an die Ausbildung im Regenbogental anschlossen, hatte Thia al’Lankarra hervorragend verstanden, was den Kern von Sorithas Wesen ausmachte: Diese interessierte ausschließlich Macht, die Möglichkeit, im Rat mit eiserner Hand durchzugreifen, sowie eine vertrauliche Beziehung zum Imperator. Und, sofern es nötig war, zögerte die Mutter nicht, jeden zu verraten, um an ihr Ziel zu gelangen.
    Thia warf sich ein Tuch über die Schultern, zog die diamantenen Nadeln aus dem Haar, ließ die beiden schweren Zöpfe über ihren Rücken fallen, trat vor den Spiegel und betrachtete sich mit kritischem Blick. Zufrieden mit dem, was sie sah, begab sie sich wieder zu der Wegblüte.
    Auf dem Weg in den Saal sah sie in einem Gang Alenari rey Vallion, um deren Hals ein Kollier mit dem Falken funkelte. Sie sprach mit einer Schreitenden aus dem Umkreis Sorithas … Thia gab vor, die beiden nicht bemerkt zu haben.
    Dem Augenblick völliger Dunkelheit folgte Sonnenlicht, das ihr in die Augen schlug. Sie trat aus der Wegblüte mit den orangefarbenen Hauern heraus und ging zum Fenster hinüber. Über Korunn strahlte ein wolkenloser Himmel, die Sonne ging bereits unter. Ihre roten Strahlen bohrten sich in die pfeilförmigen Fenster mit den

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