Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
hier keine Hilfe erwarten, sie sollten nämlich nicht zu früh auf den Plan treten. Die Untoten, die nicht mal für einen Kupferling Verstand besaßen, rasten auf die Lanzen zu, klapperten völlig hirnlos mit den Zähnen – und büßten dank der Hellebarden und der Langschwerter ihre Köpfe ein.
Die Katapulte und Ballisten in unserem Rücken kamen nun ebenfalls zum Einsatz und brachten den feindlichen Fußsoldaten einige tödliche Schläge bei.
Ich griff mir einen Pfeil, mit dem ich eine möglichst weite Strecke überwinden konnte, legte ihn ein, zielte und schoss. Doch selbst dieser Pfeil würde nur denjenigen gefährlich werden, die in leichten Harnischen hinter den Männern in schwerer Rüstung liefen.
Die rechte Flanke der Nabatorer hatte den See jetzt endlich umrundet und eilte mit beschleunigtem Schritt zu der Flanke hinüber, auf der Rona stand. Einige ihrer Kumpane waren ihnen jedoch zuvorgekommen und hatten den Kampf bereits aufgenommen.
Unter denjenigen, die auf uns zustürmten, machte ich eine purpurn-schwarze Flagge aus. Als uns nur noch vierhundert Yard von ihnen trennten, erteilte ich den Befehl: »Den Bogen sechs Finger nach oben! Vier Finger gegen den Wind! Und Schuss!«
Hundert Männer rissen die Bögen hoch und schossen eine Sekunde, bevor es das Achtundvierzigste Regiment und die Fußsoldaten taten.
Der Lärm war so gewaltig, dass ihn selbst Meloth oben im Himmel hören musste. Eisen schepperte gegen Eisen, Menschen schrien und fluchten. Die Nabatorer versuchten mit aller Gewalt, auf der rechten Flanke durchzubrechen. Dafür schickten sie sogar noch zwei weitere große Einheiten auf diese Seite. Ich hatte bereits vier Köcher leer geschossen, allmählich wurden meine Arme müde, aber es half nichts, ich musste weitermachen und die feindlichen Bogen- und Armbrustschützen ausschalten.
Aus der Mitte wurden uns schließlich zweihundert Bogenschützen zu Hilfe geschickt, und mit vereinten Kräften schafften wir es eine Weile, den Beschuss der Sdisser Bogenschützen zu unterbinden, sodass wir uns ihre Fußsoldaten vornehmen konnten. Dann zwangen uns die Nabatorer jedoch fast fünfzehn Yard zurück. Trotzdem leisteten wir weiterhin erbitterten Widerstand. Irgendwann war der Ansturm allerdings zu stark, weshalb ich den Befehl gab, den Hügel hinauf bis zur nächsten Markierung zu erklimmen.
Von hier aus war es wesentlich einfacher zu schießen, denn wir hatten von oben aus eine gute Sicht auf die Gegner unter uns und mussten nicht mehr über die Köpfe unserer Gefährten hinwegschießen, voller Furcht, sie zu treffen. Da die Entfernung selbst jetzt nicht allzu groß war, kamen die schweren Pfeile zum Einsatz.
Das Achtundvierzigste Regiment behielt seine Stellung bei, die Bogenschützen der Fußsoldaten zogen sich jedoch wenige Minuten später ebenfalls zurück und schlossen sich uns wieder an. Wir versetzten den Feind ordentlich in Aufruhr. Die eine Hälfte von uns zielte im hohen Bogen, die andere schoss ihre Pfeile gerade ab, wobei sie auf die weißen Flecken der verzerrten Gesichter und auf die Gelenke zielte.
»Erledigt die Kommandeure!«, brüllte ich, auch wenn ich wusste, dass dies in dem Getümmel nicht einfach war.
Ich schaffte es, den Flaggenträger zu erwischen, zwei Männer von den Fußsoldaten schalteten im sechsten Anlauf einen Ritter in schwerer Rüstung aus.
Als die überlebenden Sdisser nach diesem Beschuss wieder zu sich kamen, waren vier unserer Männer tot und genauso viele verletzt. Trotzdem jagten wir den Mistkerlen weiter den Tod in die Kehle. In diesem Augenblick gingen unsere Fußsoldaten zum Gegenangriff über und trieben den Feind zurück.
Mein Köcher war bereits wieder leer, doch jemand füllte ihn schon mit einem neuen Bündel. Ich hatte die Pfeile verschossen, bevor sich die Nabatorer in sicheren Abstand hatten bringen können, dabei ihre Toten zurücklassend.
»Zurück auf die erste Position!«, befahl ich und kletterte den Hang wieder hinunter.
Egels Helfer brachten die Verletzten in ein Zelt, das uns als Lazarett diente. Die Schwertträger und Hellebardiere erschlugen unterdessen die verletzten Feinde und zogen die Toten vom Schlachtfeld. Unsere Leichen wurden zusammen mit denen des Feindes in eine Reihe gelegt, damit allen die Köpfe abgeschlagen werden konnten. Das war grausam, sicher, dennoch murrte niemand, denn inzwischen hatten wir alle unsere bittere Lektion gelernt und wussten, dass es nichts Schlimmeres gibt, als wenn dich von hinten ein Untoter
Weitere Kostenlose Bücher