Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
kreisenden orangefarbenen Punkte erspähte.
Offenbar dienten die geflügelten Bogenschützen dem Schutz dieser Giganten. Sobald unser Horn erklang, befahl ich: »In Reih und Glied! Und zurück! Sofort!«
Selbstverständlich wagten unsere Kommandeure es nicht, uns auf offenem Feld dem Beschuss der Ascheseelen, den besten Schützen Haras, auszusetzen.
So warteten wir vor der ersten Reihe, bis die Schröter auf Schussnähe herangerückt waren, und ließen unsere Pfeile dann auf sie niederhageln. Aufhalten konnten wir sie damit aber nicht. Schon in der nächsten Sekunde gingen die Ascheseelen zum Angriff über. Ich schaffte es gerade noch, unter einen Schild zu kriechen. Ein wahrer Pfeilregen prasselte darauf. Vereinzelt waren Schreie zu hören, denn trotz des geringen Abstands zu den Schildträgern hatten sich nicht alle von uns in Sicherheit bringen können. Einer der gezahnten Pfeile durchbohrte Quäkers Schenkel. Er stöhnte auf. Sofort packte ich ihn bei den Schultern und zog ihn unter den Schild.
»Mist …«, zischte er.
Ich brach den dicken Pfeil ab.
»Das überstehst du schon«, sagte ich. »Hauptsache, du steckst jetzt deine Nase nicht wieder raus.«
»Weiß ich selbst …«
Der Schildträger fluchte, während ich versuchte, die Blutung zu stoppen. Die Ascheseelen verhinderten sowieso gerade, dass wir auch nur kurz unter dem Schild hervorlugten und ein paar Pfeile abgaben.
Mit einem Mal kam starker Wind auf, der die Pfeile dieser Biester abtrieb. Kurz darauf hörte der Beschuss ganz auf.
»Ein Medikus!«, schrie ich.
Zwei Soldaten schnappten sich Quäker und trugen ihn den Hang hinauf. Die anderen Verwundeten wurden ebenfalls dorthin gebracht. Ihre Zahl war groß. Genau wie die der Toten.
Kaum fünfzig Yard von uns entfernt kämpften jetzt sechs Nirithen gegen zwei Schröter. Hinter ihnen zog ein Sturm herauf, der die graue Asche aufwühlte. Sie legte sich als feste Decke über den Schauplatz und schützte uns gegen die Ascheseelen und ihre Pfeile. Typhus hatte sich endlich an die Arbeit gemacht.
Unterdessen rissen die Nirithen diese Riesenbiester mit bloßen Händen in Stücke. Sie schienen wie geschaffen für diese Arbeit. Das Ungeheuer in unserer Nähe hatte bereits den linken Arm eingebüßt, sein Brustkorb war an mehreren Stellen zerfetzt. Aus den Löchern spritzte eine schwarze Flüssigkeit. Der Kampf fand in völliger Stille statt. Fast hätte man meinen können, wir hätten uns Watte in die Ohren gestopft.
Die Schröter hämmerten ohne Unterlass mit ihren Keulen auf die Köpfe der Nirithen ein, glitten dabei aber lediglich durch Rauch und Funken, sodass sie den Bewohnerinnen Bragun-Sans nicht die geringste Verletzung zufügten. In wenigen Minuten war dann alles vorbei. Die Giganten waren besiegt. Daraufhin prasselte aus einigen Wolken mit einem festen Strahl Wasser auf die in der Luft hängende Asche, drückte sie zu Boden und verwandelte sie in eine steinharte Masse, die man nur mit einem Hammer zerschlagen konnte.
Eine Verschnaufpause war uns trotzdem nicht vergönnt, denn plötzlich gingen einige große grüne Kugeln auf unsere Reihen nieder. Die Nekromanten wollten in dieser Angelegenheit auch noch ein Wörtchen mitreden.
»Den Bogen drei Finger nach oben!«, schrie ich. Topf wiederholte meinen Befehl für die weiter hinten stehenden Männer.
Dreiauge war noch während des vorletzten Angriffs getötet worden, als die Nekromanten uns mal wieder mit diesen Pollen befeuert hatten, die das Fleisch nicht schlechter auflösten als das giftige Wasser im See der Nirithen. Topf hatte seinen Posten übernommen.
Wir hatten dem Feind kaum noch etwas entgegenzusetzen. Die Zahl der Toten und Verletzten war gewaltig. Allein im Laufe des Vormittags hatten wir fast fünftausend Mann verloren. Wir auf der rechten Flanke, die den Hauptangriff abgefangen hatte, hielten uns kaum noch auf den Beinen. Vor fünfzehn Minuten waren zwar einige Regimenter von der linken Flanke zu uns gestoßen, aber mehr Unterstützung durften wir nicht erwarten.
Die Katapulte waren längst zerstört, das Achtundvierzigste Regiment existierte nicht mehr. Drei Nekromanten hatten sie ausgelöscht.
Trotzdem dauerte das Gemetzel an, denn niemand wollte als Erstes zurückweichen. Wir überzogen die frischen Einheiten der Nabatorer, die zur Hilfe ihrer Kumpane herbeieilten, mit Pfeilen, aber die stählerne Mauer kam uns unerbittlich näher. Hoch oben am Himmel flogen einige Hundert Ye-arre, die Wurfbeile und Töpfe mit dem
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