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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mich doch das Reich der Tiefe«, flüsterte ich – als ich endlich bemerkte, wie zwanzig Yard vor mir ein Wirbel aus Funken und Rauch aufstieg.
    Mein Pferd ging jetzt fast durch, und es kostete mich alle Kräfte, das Tier im Zaum zu halten. Als ich den Blick wieder auf diesen Wirbel richtete, stand eine der Bewohnerinnen Bragun-Sans vor mir. Sie war etwas größer als die, die ich bisher gesehen hatte, und der Rauch in ihr war ungewöhnlich dunkelgrau, während die Funken golden schimmerten.
    Mitunter kann ich ja ziemlich begriffsstutzig sein, aber hier brauchte es nicht viel Hirn, um zu begreifen, dass ich San-na-kun selbst vor mir hatte. Die Äscherne Jungfrau war, sofern Thia mich nicht angelogen hatte, das erste Wesen Haras. Die unzähligen goldenen Funken des uralten Geschöpfs musterten mich aufmerksam. Ich saß halb tot vor Angst im Sattel, denn ich ahnte, warum sie gekommen war.
    Es gab nichts, das ich ihr entgegensetzen konnte. Wie sollte ich gegen sie kämpfen? Rauch tötet man nicht – es sei denn, du verfügst über das türkisfarbene Wasserschwert eines Nekromanten.
    Als sie das Wort an mich richtete, vernahm ich ihre Stimme einzig und allein in meinem Kopf. Sie war leise, flüsternd und farblos, genau wie der Wind in den Mauern einer von allen vergessenen Stadt.
    »Wir sind die Kinder des ersten Schattens. Die Töchter unsichtbarer Kajus. Und wir können nur schlecht vergeben. Vor fünf Jahrhunderten hat sie meine Schwestern getötet, und jetzt wagt sie es erneut, einen Fuß in unser Land zu setzen. Wenn auch nur als Gespenst. Als Schatten eines Schattens, der nun in dir lebt, Mensch.«
    Im Bruchteil einer Sekunde stand sie unmittelbar vor mir. Ich erschauderte.
    »Erst heute habe ich verstanden, wer sich in meinem Land aufhält«,
fuhr San-na-kun fort.
»Ich hätte ihr nie vergeben, und ich würde dich niemals ziehen lassen. Aber die Welt sieht großen Veränderungen entgegen. Grokh-ner-Tokh ist erwacht, die Saat des Feuers ist auf die Erde gefallen, und schon bald werde ich neue Schwestern haben. Deshalb werde ich versuchen, den Verlust meiner alten Schwestern zu vergessen, Mensch. Darum hat man mich gebeten, und ich konnte diese Bitte nicht abschlagen.«
    »Und wer hat dich darum gebeten?«, krächzte ich.
    Sie hielt es jedoch nicht für nötig, mir zu antworten, sondern ging schweigend davon.
    »Du kannst gehen«,
sagte sie, bevor sie endgültig verschwand.
»
Sag ihr, dass ich ihr verzeihe.«

Kapitel
22
    Algha wusste, was sie tun musste, um einen seidenfeinen, aus Mondlicht gewobenen Schild zu schaffen, der mühelos auch einen gewaltigen Schlag des dunklen Funkens abfing. Sie verstand, wie sie das Geflecht aufbauen musste, damit die ganze Kraft an einem Punkt konzentriert wurde. Sie konnte ihre Gabe in einem stabilen Zustand halten und mied gefährliche Übertreibungen, die sie unter Umständen innerlich verbrennen würden.
    Sie hatte es gelernt, unzählige Zauber zu wirken, von denen etliche in den letzten Jahrhunderten in Vergessenheit geraten waren, sodass sich nicht einmal in den Bibliotheken des Turms ein Hinweis auf sie fand. Seit dem Herbst hatte sie sich so weit vervollkommnet, wie einige Schreitende es in ihrem ganzen Leben nicht vermögen.
    Selbstverständlich war sie sich bewusst, dass sie die meisten dieser Geflechte kaum je würde einsetzen können, denn dafür reichte das Potenzial ihrer Gabe nicht aus. Möglicherweise könnten einige dieser Zauber nicht einmal die Verdammten wirken …
    Ihre endlosen Träume hatten sich als eine Lehrerin erwiesen, die noch besser war als Gilara. Algha fürchtete ihre Albträume längst nicht mehr, empfand auch keinen Hass auf die Nekromantin mehr.
    Im Gegenteil, mittlerweile fieberte sie der Nacht regelrecht entgegen, denn sie wollte lernen. Ihre ganze Seele dürstete danach. Sie hoffte, dass ihr früher oder später ein Traum vorsagen würde, auf welche Weise sie diesen schwarzen Armreif, der so sehr an einen Skorpionenschwanz erinnerte, loswerden könnte.
    Doch Nacht um Nacht verging – aber jeder Hinweis blieb aus. Algha wusste nur, dass dieses widerliche
Schmuckstück,
das ihren Funken blockierte, von jedem Funkenträger abgenommen werden konnte. Ihre Peiniger taten selbstverständlich nichts dergleichen – und Schreitende gab es in ihrer Nähe keine.
    Nachdem Ka zu ihnen gestoßen war, waren sie eine Woche lang stromaufwärts gefahren und hatten sich den Seen immer weiter genähert. Eines Nachts hatten sie jedoch am Rand einer großen

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