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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Blatter? Nadel hockte neben Hiram, wandte Algha jetzt aber das wutverzerrte Gesicht zu.
    »Du hast ihn umgebracht, du Hure!«, brüllte er.
    Sie blieb mitten im Schritt stehen, starr vor Schreck.
    »Sie hat ihm den Schädel eingeschlagen! Mit diesem Ding hier!«, erklärte Nadel Gritha und hielt ihr den blutigen Stein hin. »Überlass dieses Miststück mir! Ich werde ihr schon zeigen, was …«
    »Ganz ruhig, mein Junge«, mischte sich Ka nun ein. Seine Stimme war so kalt, dass sie einen Vulkan zum Schweigen gebracht hätte. »Kümmer dich wieder um unser Feuer. Anschließend begrab die Leiche.«
    Nadel knurrte wütend, warf Algha einen letzten giftigen Blick zu und stapfte fluchend zum Lagerfeuer. Algha setzte sich auf Grithas Befehl hin neben eine Birke, stierte jedoch nach wie vor auf den toten Hiram. Die Nekromantin löste ihr die Handfessel, schlang dafür aber eine unsichtbare Schnur um ihr linkes Bein und band diese am Baum fest. Als wäre Algha ein Hund.
    Nachdem Gritha sich davon überzeugt hatte, dass die Fessel halten würde, begab sie sich zu Ka, blieb aber respektvoll zwanzig Yard vor ihm stehen, abwartend, dass er ihr seine Aufmerksamkeit schenkte. Nach zehn Minuten erhob dieser sich, klopfte sich den Staub von den Schenkeln und hörte sich mit finsterer Miene den Bericht Grithas an. Am Ende zuckte er jedoch bloß gleichgültig mit den Achseln.
    Algha bekam etwas zu essen und zu trinken sowie eine warme Decke. Danach schienen sie alle bis zum nächsten Morgen zu vergessen. Dennoch fand sie keinen Schlaf. Immer wieder dachte sie an Hiram. Erst jetzt suchte ein Zittern sie heim, bemächtigte sich ihrer Panik. Sie hatte einen Menschen getötet. Nicht mit ihrer Gabe, sondern mit den eigenen Händen. Und das war etwas völlig anderes. Sie meinte, an ihren Händen klebe Blut.
    Obwohl sie im Grunde begriff, dass der Mann dieses Schicksal verdient hatte, lastete der Mord auf ihrer Seele. Schlaf fand sie in dieser Nacht deshalb keinen. Es tagte bereits, doch Algha saß nach wie vor in die Decke gehüllt da, zitternd vor Kälte und vor Angst, deren Natur sie sich selbst nicht erklären konnte.
    »Hüte dich vor der, sonst bist du der Nächste«, sagte Gritha am Morgen zu Nadel.
    Der hörte sofort auf, sein Messer in die Luft zu werfen.
    »Die soll es nur wagen. Ich werde Hiram …«
    »Hiram ist selbst schuld«, fiel ihm die Nekromantin ins Wort. »Außerdem habe ich ihn vor ihr gewarnt.«
    »Fessel sie halt besser«, murmelte Nadel. »Ich hab nämlich keine Lust, von diesem Weibsbild einen Stein über den Schädel gezogen zu kriegen.«
    »Mach dir keine Sorgen, in Zukunft wird sie sehr friedlich sein«, mischte sich nun Ka ein. »Andernfalls gebe ich dir eine Peitsche, und du kannst ihr ordentlich das Leder gerben.«
    Diese Drohung kaufte ihm Algha sofort ab. Ka hatte nicht versprochen, sie unversehrt abzuliefern. Lebend, das schon. Aber unversehrt nicht unbedingt.
    Nadel grinste zufrieden und bedachte Algha mit einem vielsagenden Blick, um dann voller Hohn zu sagen: »Hier wäre Euer Pferd, Herrin.«
    Abermals wurden ihre Hände mit einer unsichtbaren Schnur gefesselt, sodass sie anfangs beständig fürchtete, aus dem Sattel zu fallen.
    Ka preschte förmlich dahin. Sie ritten über menschenleere Pfade, durchquerten helle Birken- und Eichenwälder, wateten durch schmale Bäche mit matschigen Ufern und sprengten über Felder. Schließlich gelangten sie in eine Gegend, die flach wie ein Tisch war. Am Horizont wölkte schwarzer Rauch auf.
    Eine Stunde später lagen am Straßenrand die ersten Toten. Die Menschen – der Kleidung nach zu urteilen Pilger – waren mit Pfeilen gespickt und verwesten allmählich. Bei ihrem Anblick musste sich Algha fast übergeben.
    Dann kamen sie durch ein Dorf, das von den Soldaten noch nicht verheert worden war. Die Bewohner hatten sich jedoch alle versteckt. Irgendwann sahen sie das erste Schlachtfeld.
    Etwa einhundert Leichen übersäten den Boden. Sie waren von Schwertern und Streitäxten zerhackt, mit Pfeilen beschossen oder durch Magie verbrannt worden. Der Krieg hatte sie überrannt, verschlungen und wieder ausgespuckt, nur um eiligst weiterzustürmen, dorthin, wo neue Opfer auf ihn warteten.
    Das nächste Dorf war bis auf die Grundfesten niedergebrannt. Bäume dienten als behelfsmäßige Galgen, die Äste bogen sich unter der Last der an ihnen baumelnden Toten. Die Bewohner hatten Widerstand geleistet – und dafür bezahlen müssen.
    Jetzt verging nicht eine halbe

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