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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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schließlich wollten einige Zehntausend Männer was zu futtern haben. Nachschub konnte jedoch nur über die Katuger Berge kommen. Der Nabatorer König musste sicher tief in die Tasche greifen, damit seine Soldaten etwas im Magen, Kleidung und Stiefel hatten …
    Irgendwo tief in mir drin wuchs mit jedem Tag die merkwürdige Gewissheit, dass ich Scharlach trotz allem finden würde. Bisher behielt sie ihren Vorsprung allerdings bei, baute ihn mitunter sogar aus, indem sie sich mit geradezu magischer Schnelligkeit vorwärtsbewegte. Sie schien durch die Lüfte zu fliegen – und mich auf die Rolle des erfolglosen Jägers festzunageln.
    Doch noch hatte ich ihre Spur nicht verloren. Ich fragte jeden aus, den ich traf, witterte förmlich in der Luft wie ein hungriges Tier und ernährte mich von allen nur denkbaren Gerüchten.
    In Kriegszeiten sind die Menschen einem Fremden gegenüber ja nicht gerade offenherzig, aber am Ende wurde meine Hartnäckigkeit stets belohnt. Immer wieder berichtete mir jemand von einer einzelnen Reisenden mit schwarzem Haar. Sie sei höchst einsilbig gewesen, habe dort und dort übernachtet und sei am nächsten Tag weitergejagt, als wären ihr sämtliche Dämonen aus dem Reich der Tiefe auf den Fersen.
    Zwei Tage vor einem Feiertag zu Ehren Meloths ritt ich in ein großes Dorf, obwohl dort Galgen standen und damit alles auf die Anwesenheit von Nabatorern deutete. Zudem waren einige Häuser am Dorfrand niedergebrannt worden. Den Rest hatten die Feinde jedoch nicht angetastet. Keiner der Bewohner achtete auf mich – jeder tat zumindest so, als bemerke er mich nicht. Neben einem gewaltigen Tümpel, in dem sich ein Schwein suhlte, das wie durch ein Wunder den gierigen Zähnen der Nabatorer entkommen war, drückte sich ein Junge herum. Als ich ihn zu mir winkte, trottete er nur zögernd an.
    »Gibt es in diesem Dorf Jäger?«, fragte ich ihn.
    »Weshalb wollt Ihr das wissen?«
    »Weil ich gern ein paar Pfeile kaufen möchte.«
    Der Junge schielte zu meinem Köcher hin.
    »Dafür braucht Ihr keine Jäger. Ich verkauf Euch welche.«
    »Und woher hast du die?«
    »Och … die hab ich gefunden«, antwortete er. »Braucht Ihr vielleicht sonst noch was? Ich hab auch ein gutes Schwert im Angebot. Von der Reiterei. Und eine Streitaxt … die ist aber ein bisschen rostig.«
    »Nein, ich brauche nur Pfeile. Du kriegst sechs Kupferlinge für ein Dutzend. Und fünfzehn für zwanzig, sofern sie gut sind.«
    »Abgemacht«, sagte der Junge und streckte mir mit wichtiger Miene die Hand hin.
    Ich saß ab und schlug ein.
    »Ich bring sie in die Schenke«, erklärte er mir und rannte wie der Blitz davon.
    Die Schenke lag dem Tümpel gegenüber. Ein Kerl mit verschlagener Visage und flinken Augen führte mein Pferd in den Stall. Als ich sah, welche Blicke er auf das Tier warf, legte ich ihm bloß die Hand auf die Schulter und sagte: »Wenn dem Gaul irgendwas passiert, bring ich dich um.«
    Dem Burschen wich prompt alle Farbe aus dem Gesicht, und er versicherte, er werde bestens für das Tier sorgen.
    Die Schenke starrte vor Dreck und stank nach saurem Shaf, feuchter Erde und ranzigem Fett. An einem langen Tisch saßen sechs Dorfbewohner. Sie alle wandten mir den Kopf zu und stierten mich an, als sei ich ein Abgesandter aus dem Reich der Tiefe. Einer von ihnen stellte sich als der Wirt heraus.
    »Bring mir was zu essen«, verlangte ich.
    »Zeig erst mal, ob du auch zahlen kannst.«
    Ich ließ einen Sol auf dem Tisch kreiseln und drückte ihn dann mit der Hand flach auf die Platte.
    »Wie Ihr wünscht, Euer Gnaden«, wechselte der Wirt den Ton.
    »Und öffne ein Fenster! Hier drin kriegt man ja keine Luft.«
    Er tat sofort, worum ich gebeten hatte, nickte seiner Frau zu und ging in die Küche. Ich beobachtete aus den Augenwinkeln heraus die fünf am Tisch verbliebenen Männer. Sie gruben alle wie auf Befehl gleichzeitig die Nase in die Becher mit Shaf. Dann steckten sie die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Nach einer Weile richteten sich wieder alle Blicke auf mich. Schließlich stand einer von ihnen auf, kam zu mir herüber und setzte sich.
    »Hör mal«, brummte er, »zu wem gehörst du?«
    »Zu mir.«
    »Aha …«, stieß er aus, sah erst verunsichert zu seinen Kumpanen hinüber und kehrte schließlich zu ihnen zurück.
    Neuerliches Getuschel folgte. In diesem Moment kam der Junge herein und legte mir ein schmutziges Bündel auf den Tisch. Ich öffnete es und entnahm ihm einen der Pfeile, um die

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