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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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kalten Flocken und warnten mich donnernd davor, ja nicht näher zu kommen.
    Eine einzelne, über den Winter blass gewordene Jolle hatte sich mit dem Kiel in die Kiesel gebohrt. Alle anderen Boote waren seit Langem auf offener See, auf Meeräschenfang. Als ich an der Jolle vorbeiging, sah ich altes Fischergerät und zerrissene Netze. Der Boden des Kahns war durchlöchert.
    Ich durchquerte das verlassene Hafenviertel, wo auf den Piers die Jungen der Stadt schrien. Sie warfen ihre Angeln aus, stritten, lachten und fingen Katzenhaie. Unmittelbar am Wasser durchforstete ein Alter die kalten Kiesel. In seinem Korb sammelte er rosafarbene Muscheln, aus denen er kleine Ziergegenstände anfertigen würde. Er unterbrach seine Arbeit kurz, um mir einen ausdruckslosen Blick zuzuwerfen. Ich nickte ihm freundlich zu. Nach kurzem Zögern bedachte er mich ebenfalls mit einem Nicken.
    Über wacklige Bretter stiefelte ich die Böschung zur Straße hinauf, die parallel zum Ufer verlief. Hier gab es unzählige Schenken, die jetzt aber alle halb leer waren. Sie warteten auf den Abend, wenn die Fischer und die Seeleute diesen Teil der Stadt bevölkern würden und das Gelärm losging.
    Mein Weg führte mich zum neuen Hafen auf der anderen Seite der Bucht, wo die Kriegsflotte lag, ich hatte aber keine Lust, weiter am Strand entlangzustapfen. So wählte ich die alten, vertrauten Straßen, in denen es wie stets von Menschen wimmelte, die alle ihren Tätigkeiten nachgingen. Am Himmel zogen die rotflügligen Ye-arre ihre Bahn.
    Da ein Riemen des Rucksacks heruntergerutscht war, schob ich ihn wieder ordentlich über die Schulter. Der Rucksack war alt, fadenscheinig, geflickt und so dreckig, als habe er lange Zeit an einem ziemlich lausigen Ort zugebracht. Im Grunde stimmte das. Er hatte fast zwei Jahre auf uns gewartet, seit dem Tag, da ich unser Geld versteckt hatte. Ehrlich gesagt, hatte ich über allem, was in diesen langen, schweren Monaten geschehen war, die Soren fast vergessen. Als sie mir wieder eingefallen waren, glaubte ich eigentlich nicht, sie noch vorzufinden. Inzwischen hätte schließlich alles Mögliche geschehen können. Aber unser Versteck hatte die Jahre wie den Krieg überstanden, Lahens Rucksack war zu meiner Freude noch da. Das Geld würden wir in der Goldenen Mark gut brauchen können …
    Einige Wagen, voll beladen mit Sägen und Brettern, fuhren an mir vorbei. Das Holz verströmte einen Geruch nach frischem Harz. Die Stadt, vor allem der östliche Teil, war nach der langen Belagerung immer noch mit den Arbeiten des Wiederaufbaus beschäftigt. Den ganzen Tag über – ja, manchmal sogar nachts – hörte man es hämmern.
    Der Krieg war vorbei. Eine neue Seite in der Geschichte des Landes war aufgeschlagen. Der Turm hatte es sich selbstverständlich nicht nehmen lassen, sich mit dem Tod der Verdammten zu brüsten: In seiner Schilderung der Ereignisse waren sie einzig dank der Selbstaufopferung der Schreitenden vernichtet worden. Der Imperator durfte sich zudem rühmen, Leys Tod herbeigeführt zu haben. In einem ehrlichen Duell, versteht sich.
    In zehn Jahren würden sich all diese Märchen zur unerschütterlichen Wahrheit ausgewachsen haben. Aber gut, von mir aus.
    Da auf dem Gemüsemarkt das übliche Gedränge herrschte, machte ich einen Bogen um ihn und wich in die Alte Münzgasse aus. Dort klaffte mittlerweile ein riesiges Loch: Das Gebäude, in dem sich einst eine stadtbekannte Bäckerei befunden hatte, war niedergebrannt worden. Daran trugen ausnahmsweise nicht Schwindsucht und seine Armee die Schuld, sondern die hiesigen Bewohner. Während der Belagerung waren die Preise für Brot in die Höhe geschnellt, doch Moltz hatte auf den Mehlsäcken gehockt und nicht die geringste Absicht gezeigt, das kostbare Gut zu teilen, obwohl der Statthalter einen entsprechenden Befehl erlassen hatte. Diese Gier hatte die gute alte Bäckersfrau das Leben gekostet. Wie ich gehört habe, soll hier in einer der Nächte tödliche Hitze geherrscht haben.
    Freuen tat ich mich über den Tod von Moltz und Stumpf nicht, grämen aber auch nicht. Früher oder später hatte es die beiden erwischen müssen. Nun war es eben etwas früher geschehen …
    Nach einer Viertelstunde erreichte ich das Tor zum neuen Hafen. Sobald ich die Masten der Schiffe sah, begab ich mich wieder zum Meer hinunter. Auch hier ging das Leben seinen vollen Gang. Gerade wurden Fässer von einer Barkasse abgeladen.
    Lahen, Shen und Rona mussten eigentlich schon längst

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