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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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rot-grauen Steinblöcken errichtet. An der Südmauer erhoben sich zwei Wachtürme.
    Einer von ihnen war stark zerstört, in ihm herrschte grimmige Kälte. Nachts pfiff eisiger Wind durch die Fenster und säuselte im Innern wie ein rachedurstiges Gespenst, weshalb wir ihn den Heulenden Turm nannten. Das Gestöhne in ihm war derart laut, dass wir uns alle die Ohren zuhielten. In diesem Turm konnte man sich nur aufhalten, wenn man stocktaub war.
    Der zweite Turm befand sich in ganz gutem Zustand. Die meiste Zeit verbrachten wir jedoch im dritten Turm, der nicht an die Mauern anschloss, sondern im Hof neben einem großen Steinbau stand, in dem wir uns aber leider nicht einrichten konnten, weil der Holzboden eingebrochen war.
    Das Erdgeschoss unseres Turms nahmen ein großer Saal und vier Vorratskammern ein, der erste Stock war der Speisehalle, zwei kleineren Zimmern, der Meloth-Kapelle und der Küche vorbehalten. Im zweiten Stock lagen die Zimmer, eine kleine, inzwischen verwaiste Waffenkammer und noch eine Vorratskammer. Der dritte Stock verfügte mit einem Balkon über alle Voraussetzungen, um die Gegend im Auge zu behalten.
    »Wenn wir diese Burg nicht entdeckt hätten, wären wir im Frühjahr sicher alle tot«, bemerkte Yanar.
    Dagegen ließ sich aber auch rein gar nichts einwenden. In dieser Gegend gab es kaum Bäume, und wenn die heißen Quellen nicht gewesen wären, sozusagen ein Geschenk der Natur selbst, wären wir schon längst in dieser Hundskälte verreckt. Von Rona hatte ich gehört, eine der Schülerinnen des Skulptors habe die Burg geschaffen, eine Schreitende, die das Wasser aus den Tiefen dazu bringen konnte, die Steine zu wärmen.
    »Ich habe bereits in der Schule davon gelesen«, hatte sie mir erzählt. »Früher hat es hier sogar eine Orangerie gegeben. In ihr haben selbst im Winter die prächtigsten Blumen geblüht, die aus weit entfernten Ländern stammten.«
    »Ich glaube, heute ist es hier längst nicht mehr so warm«, widersprach ihr Shen. »Es reicht ja nur noch für den Turm, in dem wir unser Quartier aufgeschlagen haben.«
    »Jammer nicht rum«, bat ich ihn. »Das reicht völlig, um uns des Lebens zu erfreuen. Wirf doch mal einen Blick in den Keller! Da würde jeder sonst vor Neid erblassen!«
    Im Keller befanden sich nämlich zwei Becken. Ein kleines, das mit fast kochendem Wasser gefüllt war, eigens für Selbstmörder und hirnlose Dummköpfe. Das andere war größer, tiefer und mit nicht ganz so heißem Wasser angefüllt. Dieses ergoss sich in einem kräftigen Strahl aus den Mündern zweier Löwen, die auf den heißen Steinen thronten, und floss in unbekannte Richtung durch irgendein Loch im Boden ab.
    Die beiden Thermalbecken, wie Shen sie nannte, waren aus flachen rötlichen Steinen errichtet worden. Sie waren angenehm warm und ein wenig rau. Die hohe Gewölbedecke mit einigen stark hervortretenden Strebepfeilern zierten alte, fast verwitterte Fresken, auf denen die Kellerausdünstungen eine schmierige Schicht hinterlassen hatten. Der Boden war ebenfalls aus rotem Stein geschaffen worden. Unter der Kuppel gab es einige schmale Fenster. Durch sie drang kaum Licht, aber immerhin sorgten sie für eine gewisse Durchlüftung, roch es hier doch nicht allzu angenehm. Hing schon in der ganzen Burg ein leicht abgestandener Geruch, dann stank es hier unten geradezu unerträglich nach verfaulten Eiern. Immerhin gewöhnten wir uns recht schnell daran und nahmen es am Ende gar nicht mehr wahr.
    Meist suchte irgendjemand den Keller auf, ließ es sich im warmen Wasser gut gehen und lauschte dem Wind. Ghbabakh hatte sich in dem kochend heißen Wasser sogar häuslich eingerichtet. Selbst Yumi schaffte es nicht, ihn aus dem Nass herauszulocken, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als ebenfalls ins Wasser zu springen, wollte er ihm Gesellschaft leisten.
    »Aus, du Hund!«, fiepte der Waiya.
    Nachdem der Blasge lange genug im Wasser gehockt hatte, bat er alle, ihn nur im Notfall zu wecken, und haute sich in einer der Vorratskammern aufs Ohr, um in Winterschlaf zu fallen.
    Niemand erhob Einwände dagegen. Vor allem, da durch diesen Schritt unser Fleischverbrauch gleich auf ein Drittel sank. Mit unseren Vorräten sah es eh nicht gerade rosig aus, selbst wenn wir uns bereits zu einer Entscheidung durchgerungen hatten, die niemandem leichtgefallen war: Wir hatten die Pferde getötet. Es schien uns barmherziger, als wenn wir die Tiere den Hungertod hätten sterben lassen. Futter hatten wir nämlich nicht für

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