Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
erhofft.«
»Und Rona?«
»Oh, gut dass du mich nach ihr fragst! Die würde ich nämlich am liebsten erwürgen! Oder erschlagen.«
»Warum das?«
»Weil dieses Mädchen unbedingt etwas lernen will, mich dabei aber ansieht, als täte sie
mir
einen Gefallen, nicht sich.«
»Du bist voreingenommen.«
»Gut möglich«, räumte sie ein, während sie mit dem grünen Schaum herumspielte. »Aber wenn du mich fragst, ist sie längst nicht so unschuldig, wie sie tut. Deshalb werde ich in ihrer Nähe stets auf der Hut sein.«
»Bitte, das ist dein gutes Recht«, erwiderte Ness. »Und jetzt lass ich dich wieder allein. Genieß es.«
Thia schnaubte bloß und glitt erneut unter Wasser. Als sie wieder auftauchte, war Ness bereits verschwunden. Sie klaubte vom Grund etwas rötlichen Heilschlamm auf und schmierte ihn sich ins Gesicht, wobei sie leise ein altes Lied vor sich hinsummte. Ihre gehobene Stimmung kehrte zurück, hielt aber nicht lange an.
»Aus, du Hund!«
Das Fiepen und ein gewaltiger Platscher im Nachbarbecken entlockten Thia einen weiteren Fluch. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen.
Der Waiya planschte durch das heiße Wasser, indem er es mit den Pfoten durchpflügte, nicht aber den Schwanz einsetzte. Während er sich seinem Vergnügen hingab, schien er Thia gar nicht zu bemerken. Im ersten Moment wollte sie ihn einfach vertreiben, dann ließ sie ihn jedoch aus purer Trägheit gewähren. Davon abgesehen mochte sie die kleine Tauchratte. Yumi war das heiterste Gemüt, das Thia seit einem langen Jahrhundert getroffen hatte.
»Aus, du Hund! Aus, du Hund!«, quiekte Yumi, während er im Kreis schwamm und große Augen machte, als er feststellte, dass er eine Zuschauerin hatte.
»Du bist ja ein echter Hai«, sprach ihn Thia zu ihrer eigenen Überraschung freundlich an.
Der Waiya platzte fast vor Stolz. Nach diesem Lob krabbelte er aus dem Becken, schüttelte sich, um sein Fell zu trocknen, kratzte sich den Bauch und zog ab, ein letztes Mal etwas von seinem Hund juchzend.
Kurze Zeit später erreichte Thia ein Ruf.
Sie musste sich erst darüber klar werden, ob sie überhaupt darauf antworten wollte. Nachdem sie rasch jedes Für und Wider abgewogen hatte, nahm sie die Einladung zum Gespräch an, ohne sich allerdings die Mühe zu machen, sich den roten Schlamm vom Gesicht zu wischen.
Alenari streichelte ihren Uyg, der neben ihr auf dem Bett lag. Das Tier blinzelte wohlig und schnurrte kaum hörbar.
»So gut hast du schon lange nicht mehr ausgesehen«, erklärte Alenari, wobei wegen der Silbermaske vor ihrem Gesicht nicht zu entscheiden war, ob sie dabei grinste oder nicht.
»Danke, ich gebe mir alle Mühe«, parierte Thia. »Was veranlasst dich, mit mir in Kontakt zu treten?«
»Ich wollte dir mitteilen, dass Gash-shaku gefallen ist.«
»Zeit wurde es«, erwiderte sie. »Bist du dort?«
»Ja.«
»Was beabsichtigst du als Nächstes zu unternehmen?«
»Mich Ley und Mithipha anzuschließen, falls dich das wirklich interessiert. Wir haben Rowan verloren.«
»Höchst bedauerlich!«
»Dich scheint diese Nachricht weder besonders zu überraschen noch übermäßig zu freuen«, stellte Alenari fest, während sie Thia eindringlich ansah. »Man könnte fast meinen, du wüsstest bereits Bescheid.«
»Das will ich gar nicht verhehlen. Doch Rowan hat den Tod verdient.«
»Den verdienen alle. Im Großen und Ganzen jedenfalls«, erklärte Alenari, während sie mit der Hand über den Hals ihres Tiers strich. »Aber er ist zur Unzeit gestorben. Im Frühling steht uns die entscheidende Schlacht bevor. Bei solchen Unternehmungen sind vier immer schlechter als sechs. Deshalb kommt Rowans Tod höchst ungelegen. Und du hast dich ausgesprochen töricht verhalten, als du ihn umgebracht hast.«
»Was soll das heißen?! Ich habe damit nichts zu tun!«, erklärte Thia weit weniger empört, als sie es normalerweise getan hätte, sah sie doch keinen Grund, mit der Wahrheit hinterm Berg zu halten.
»Du weißt von seinem Tod, obwohl davon eigentlich nur Ley, Mithipha, einige Auserwählte und ich wissen. Also musst du etwas nachgeholfen haben, als es darum ging, ihn ins Reich der Tiefe zu schicken.«
»Wenn mich dieses heiße Wasser nicht so köstlich entspannen würde, dann würde ich jetzt mit dir streiten«, sagte Thia und stieß einen theatralisch wohligen Seufzer aus.
»Wie ist es dir gelungen, ihn zu erwischen?«, wollte Alenari wissen, die mit keiner Silbe auf das Schauspiel der anderen einging.
»Das war reiner
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