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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Zufall.«
    »Und wie viele
Zufälle
gedenkst du noch aus dem Ärmel zu schütteln?«, fragte Alenari, die mit einem Mal den Pfeil mit der weißen Spitze in der Hand hielt. »Mithipha ist ein wenig beunruhigt.«
    »Dazu hat sie auch allen Grund.«
    »Was ist eigentlich zwischen euch vorgefallen, dass du ihr an die Kehle willst?«
    »Nichts Besonderes. Es würde mich nur mit unsagbarer Genugtuung erfüllen, ihren Kopf auf einem silbernen Tablett vor mir zu sehen.«
    »Du neigst in letzter Zeit zu Maßlosigkeit!«, fuhr Alenari sie an. »Erst hast du mich angegriffen, dann Rowan getötet, und jetzt trachtest du Mithipha nach dem Leben. Wer steht denn als Nächstes auf deiner Liste?«
    »Keine Sorge«, antwortete Thia lächelnd, »was dich angeht, sind meine Pläne nicht allzu … radikal.«
    »Das würde ich ja gern glauben«, antwortete Alenari kalt. »Wann kann ich mit dir rechnen? Ich brenne noch immer darauf, das Geheimnis der Wegblüten zu erfahren.«
    »Und ich träume von Mithiphas Kopf. Helfen wir einander nun oder nicht?«
    »Sobald Korunn in unseren Händen ist, jederzeit. Aber keine Minute früher.«
    »Was, wenn die Graue Maus vorher stirbt? Zum Beispiel durch einen Pfeil?«, wollte Thia beiläufig wissen. »Damit fiele jede Basis für unser kleines Abkommen weg. Im Übrigen hast du dich mir gegenüber bisher in dieser Frage nicht gerade entgegenkommend gezeigt.«
    »Wie ich bereits sagte, bin ich grundsätzlich bereit, mich auf den Handel einzulassen. Aber alles zu seiner Zeit«, zischte Alenari und warf sich das silberne Haar mit einer wütenden Geste über die Schulter. »Mithipha behauptet, du verlierst Kraft. Und im Regenbogental konnte ich mich davon überzeugen, dass sie nicht gelogen hat.«
    »Das braucht dich indes nicht zu beunruhigen.«
    »Ihren Kopf kriegst du jedenfalls erst nach Korunn«, sagte sie, jedes einzelne Wort betonend. »Bis dahin müssen eure kleinen Ränke warten.«
    »Das Gleiche gilt für das Geheimnis der Wegblüten.«
    Alenari zuckte nur verächtlich die Schultern, und das Silberfenster erlosch. Thia schnaubte. Was für ein sinnloses Gespräch. Hatte Alenari etwa geglaubt, sie, Thia, würde alles abstreiten? Falls ja, hatte sie sich gewaltig getäuscht.
    Ganz überraschend brach Thia in Gelächter aus, woraufhin sich unter der Decke grellblaue Kugeln bildeten, während das Wasser im Nachbarbecken in die Luft aufspritzte und sich in durchscheinende Vögel und Schmetterlinge verwandelte, die durch den Raum tanzten.
    Sie verlor also Kraft?
    Mithipha hatte zu viel auf Talkis Geschwätz gegeben – die sich dieses Mal allerdings geirrt hatte! Statt zu erlöschen, brannte ihr Funken mit jeder Woche heller und heller.
    Das war erstaunlich! Grandios! Wunderbar! Mit Worten gar nicht zu beschreiben!
    Ihre ursprüngliche Gabe kehrte, wenn auch langsam, zu ihr zurück. Sie verlor die Kraft des Funkens nicht mehr, sondern speicherte sie in immer größerem Maße. Je enger sie mit diesem Körper verwuchs, desto stärker füllte ihr einstiges Potenzial diese Körperhülle aus, so wie selbst der spärlichste Regen irgendwann ein riesiges Fass füllt. Früher oder später würde das Wasser den Rand erreichen. Nach Thias Berechnungen müsste das zu Beginn des Sommers der Fall sein. Dann würde sie endlich wieder die Alte sein.
    Und das dürfte für Mithipha ganz bestimmt kein Zuckerschlecken werden.
    Dafür würde sie, Thia al Lan’karra, schon sorgen.

Kapitel
8
    Gegen die grausige Kälte half weder der Pelzmantel noch der Berg von Wolldecken, den man Algha am späten Abend gegeben hatte. Obwohl sie sich ein regelrechtes Nest aus ihnen baute und sich sogar eine Decke über den Kopf zog, wurde ihr erst nach einer Stunde ein wenig wärmer. In der Scheune, in die man sie gesperrt hatte, war es genauso kalt wie draußen. Dennoch schlief sie irgendwann trotz der brennenden Schmerzen in den Handgelenken, die ihr die Fesseln verursachten, ein.
    Wie jede Nacht suchte sie der Traum heim, in dem sie sich in den leeren, schummrigen Gängen im Regenbogental befand und vor der Nekromantin floh, von einer Ecke in die nächste huschte, um wie ein Hase die Spuren zu verwischen, während sie hinter sich die spöttische Stimme hörte: »Komm lieber freiwillig heraus.«
    Dann entstand eine Wand zwischen ihr und ihrem Funken, an der sie sich die Fäuste aufschlug. Die Sdisserin lachte nur höhnisch: »Was bist du doch für eine Närrin, wenn du meinst, du könntest eine Wand im Haus des Schmerzes

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