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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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und ein neues Jahr angebrochen.
    »Wie konnte eigentlich irgendjemand so dumm sein, diese Burg aufzugeben?«, fragte sie irgendwann nach dem Mittagessen, als sie ihren vollen Teller zur Seite schob.
    »Aus, du Hund!«, fiepte Yumi.
    »Wozu hätte sie denn dienen sollen?«, entgegnete Mylord Woder, der seinen Dolch nachdenklich durch die Luft fliegen ließ und ihn am Griff wieder auffing. »Sobald die Schächte ausgebeutet waren, hat niemand mehr diese Straße benutzt. Die ganze Schlucht ist in Vergessenheit geraten. Und eine Garnison war in dieser Gegend nicht nötig. Welche Gefahr droht hier denn schon? Deshalb hat man die Burg einfach aufgegeben. Aber was beschwerst du dich eigentlich darüber? Als ob es nicht genug alte, verlassene Festungen in den Bergen gäbe!«
    »Aber keine, in denen warmes Wasser sprudelt.«
    »Du bist wohl ein großer Anhänger des Waschens, was, mein Junge?«
    »Das ist immerhin besser, als den ganzen Saal mit dem eigenen Körpergeruch zu verpesten«, murmelte sie, stand auf und zog sich auf ihr Zimmer zurück.
    Schließlich wollte sie auch den Unterricht von Shen und Rona wieder aufnehmen, denn sie hatten bereits viel Zeit verloren, während sie bewusstlos gewesen war.
    Als Thia ihnen das mitteilte, stimmten ihr beide widerspruchslos zu. Thia versuchte, die Monate, die sie wegen ihrer Krankheit ausgefallen war, wettzumachen, indem sie das Tempo der Ausbildung anzog und nur eine Unterbrechung einlegte, um zu schlafen oder ein heißes Bad zu nehmen. Am frühen Morgen und am späten Abend, wenn niemand sie stören konnte, legte sie sich ins Wasser und blieb einige Stunden in ihm. Es war die einzige kleine Freude, die sie hatte, und sie dankte allen Sternen Haras, dass es ihr wenigstens für diese kurzen Augenblicke vergönnt war, sich wieder ganz wie die alte Thia zu fühlen.
    Die Nacht war längst hereingebrochen, als Thia ihr Zimmer verließ, die Tür hinter sich abschloss und die rötliche Steintreppe hinuntereilte, wobei sie ein Liedchen trällerte, das sie einst von Rethar gehört hatte. Sie entkleidete sich rasch und ließ sich genüsslich in das heiße Wasser gleiten. Kurz darauf hörte sie, wie die ungeölten Türangeln quietschten und sich Schritte näherten. Thia knurrte wie ein Hund, dem der Knochen weggenommen wurde, und drehte sich verärgert um.
    »Ach, Grauer, du bist es …«, presste sie hervor. »Du hättest wohl nicht die Güte, dich zu trollen und dir eine aufregendere Beschäftigung zu suchen als die, mich zu beobachten?«
    Ness ließ diese freundliche Aufforderung gänzlich unbeachtet. Er schnupperte und spähte mit zusammengekniffenen Augen in den Schaum, der über dem Wasser lag.
    »Was ist das?«, wollte er wissen.
    »Jetzt pass mal auf!«, zischte Thia. »Sei ein guter Junge und mach, dass du wegkommst. Besuch das Grab dieses blonden Ritters oder tröste die Schreitende. Sie ist nämlich heute an der Aufgabe, die ich ihr gestellt habe, gescheitert.«
    »Deswegen wird Rona meinen Trost kaum brauchen. Erklär mir lieber, was das für ein grüner Mist in deinem Bad ist?«
    »Das sind Kräuter, die der Nordländer mitgebracht hat. Ich war so frei, sie mir aus der Küche zu besorgen, und habe einen leichten Zauber auf sie angewendet. Ich nehme nun einmal gern ein Schaumbad. Wenn dieses Verhör jetzt ein Ende hat, könntest du dich wirklich verziehen.«
    »Das geht leider nicht. Wir müssen über Shen sprechen.«
    Thia verdrehte bloß die Augen und tauchte unter. Sie spielte sogar mit dem Gedanken, einen Zauber zu wirken, mit dem sie ihren Aufenthalt unter Wasser verlängern konnte, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, dass Ness viel zu stur war, um zu verschwinden, ehe er seinen Willen durchgesetzt hatte. Besser wechselte sie also ein paar Worte mit ihm, danach würde er mit Sicherheit abziehen.
    »Dann rück schon raus mit der Sprache«, murmelte sie, als sie wieder auftauchte.
    »Was macht der Junge für Fortschritte?«
    »Sein Funken ist stabil«, antwortete Thia. »Aber sein Potenzial ist noch nicht voll entwickelt. Seine Gabe muss noch viel stärker angefacht werden. Bei den Zaubern tritt er endlich nicht mehr auf der Stelle. Wenn ihm ein Geflecht nicht gelingt, versucht er ein anderes, das dem ursprünglichen fast aufs Haar gleicht. Oder er ändert schlicht und ergreifend die Grundlage. Ach, beim Reich der Tiefe, was komme ich dir überhaupt mit diesen Begriffen?! Die verstehst du eh nicht! Kurz und gut, er macht sich besser als erwartet, aber schlechter als

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