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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hustete.
    Auch er hatte sich eine Erkältung zugezogen, nachdem wir ganze Tage durch Wasser gestapft waren.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich ihm.
    »Eine Säule, würde ich meinen«, sagte Dreiauge.
    »Nein«, widersprach ich, nachdem ich genauer hingesehen hatte. »Das ist keine Säule, eher ein Wegweiser. So etwas wie die Kahlen Steine.«
    »Gut möglich«, sagte Mylord Rando, ohne sich zu uns umzudrehen. »Zu Zeiten des Skulptors wurden im Imperium auf diese Weise die Kreuzungen markiert. Bei Korunn haben sich bis heute einige davon erhalten. In der Nacht leuchten sie.«
    »Soll das etwa heißen, dass es in der Nähe eine Stadt gibt, Mylord?«, fragte Faulpelz verwundert.
    »Ja.«
    So nah war die
Stadt
denn doch nicht. Als wir die Ruinen erreichten, war bereits tiefste Dämmerung hereingebrochen. Einer der Bogenschützen an der Spitze unseres Zuges bemerkte als Erster weit vor uns ein fahles Licht. Je näher wir ihm kamen und je dunkler es um uns herum wurde, desto heller leuchtete es. Von ihm ging etwas Warmes und geradezu Lebendiges aus.
    Dieses Licht verströmte tatsächlich ein weiterer Wegweiser, der genau dem entsprach, an dem wir vor einer Weile vorbeigelaufen waren.
    Die Stadt – oder ihre Überreste – durchbohrte einen dichten, ockerfarbenen Moosteppich, verfaultes Gras und die Reste des letzten Schnees. Bei den halb zerfallenen Mauern ließen sich hier und da noch die Umrisse der einstigen Häuser erkennen. Etwas weiter hinten ragte die moosbedeckte Kuppel eines gewaltigen Gebäudes aus dem Wasser heraus, die sogar noch Wasserspeier aufwies.
    Die Ruinen zogen sich über zweihundert Yard hin, die Stadt dürfte aber früher noch größer gewesen sein. Nur war der Rest ganz im Sumpf versunken.
    Wir entdeckten einige trockene Steinflächen, auf denen wir unser Nachtlager aufschlugen. Selbstverständlich stellten wir auch Posten auf. Die meisten Soldaten versammelten sich an den Lagerfeuern und sahen zu dem Kometen hinauf, der nun, da die Sonne untergegangen war, wieder seine Bahn am Himmel zog. Inzwischen war er doppelt so groß, und seinen Schweif hätte wohl nur ein Blinder nicht bemerkt.
    Die Soldaten sprachen lebhaft über diesen Himmelskörper. Unter ihnen fanden sich natürlich gleich welche, die ein Zeichen in ihm sahen. Ein übles, versteht sich. Etwas Neues, geschweige denn etwas Angenehmes entnahm ich ihrem Gespräch nicht. Alles lief auf Missgeschicke, Katastrophen und Unglücksfälle hinaus – also genau auf das, womit sich das Land gerade plagte.
    Die Nordländer hatten allerdings ihre eigene Meinung zu dieser Erscheinung. Sha-gor, ihr Anführer, predigte allen von Ug und davon, auf welche Proben er diejenigen, die das Kämpfen liebten, stellte. Da ich weder Kämpfe noch Proben mochte, zog ich es vor, die Posten zu überprüfen und mir dabei gleich einmal die Ruinen anzusehen.
    Eine der Mauern fesselte meine Aufmerksamkeit besonders. Ich hielt die Fackel in die Höhe, zog mein Messer blank und kratzte an dem von Schimmel überzogenen Stein herum. Er ließ sich recht leicht säubern, und nach acht Minuten hatte ich ein ordentliches Quadrat freigelegt. Ich trat einen Schritt zurück, um das Bild zu betrachten.
    Die Farben waren zwar stark verblichen, die Figuren von Tieren und Fischen ließen sich aber trotzdem noch gut erkennen. Rechts von den Bildern zeichnete sich unter dem Schimmel ein dunkler Fleck ab. Von Neugier gepackt, machte ich mich noch einmal mit dem Messer ans Werk.
    Das, was ich dann entdeckte, wollte mir überhaupt nicht gefallen. Dieser Teil der Mauer war nämlich verkohlt. Auf ihm prangte jedoch in strahlendem Weiß die Silhouette eines Menschen. Eines Mannes, der offenbar Rüstung trug und sich mit den Händen gegen eine mir unbekannte Gefahr abschirmte.
    Etwas Ähnliches hatte ich bereits im Turm der Schreitenden gesehen. Die Figur Sorithas, die von Typhus verbrannt wurde. Doch während mich der Beweis eines Mordes, zu dem es vor vielen Jahrhunderten gekommen war, damals noch recht gleichgültig gelassen hatte, jagte mir dieser hier eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Bei Meloth!«
    War das Lahens Stimme? Jedenfalls ging es noch weiter:
»Ich war hier! Beim Reich der Tiefe! Ich erinnere mich an diesen Ort!«
    Sie stieß die Worte so verblüfft und entsetzt aus, dass mich ihr Inhalt kaum erreichte. Abgesehen davon zählte für mich nur,
dass
sie etwas gesagt hatte. Hatte ich mich an dem Tag, an dem Shen und Rona gestorben waren, also nicht getäuscht!
    Mein Herz war

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