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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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kurz davor, mir aus der Brust zu springen.
    Mein Augenstern lebte!
    »Hörst du mich, Lahen?«, flüsterte ich. Meine Hände zitterten. »Hörst du mich?«
    »Ja«,
antwortete sie leise.
    Ich ließ mich auf den Boden sacken und vergrub das Gesicht in den Händen. Wenn ich das doch nur glauben könnte!
    »Ich konnte nicht … eher … dazu … fehlte mir die Kraft …«
    »Bist du in mir? Genau wie Typhus in Pork?«
    Es folgte eine endlose Stille.
    »Ja«,
gab sie dann zu.
    »Aber wie ist das möglich?!«
    »Ich weiß es nicht … Ich erinnere mich nur … Als sie zu Talki kamen …«
    Ich hörte, wie mein Herz in den Pausen ohrenbetäubend hämmerte.
    »Wer auch immer damals gewonnen hätte … die Verlierer wären doch wir gewesen. Talki hat sie ausgelacht. Sie hat einen Nekromanten nach dem nächsten getötet … ihnen den Hals verdreht … wie Küken … Darüber hat sie mich ganz vergessen … Das Büfett … in dem der Funkentöter lag … ich habe ihr das Messer … dann sind die Verdammten gekommen … Daraufhin … hat sich der Sonnenkreis entfaltet … und mein Bewusstsein erstickt. Jemand hat mich gelenkt, mir alle Zauber eingeflüstert … gesagt, was ich tun muss. Ich habe die Stimme Ghinorhas gehört … Von mir selbst war kaum noch etwas übrig … Ich wusste nur noch eins: Ich musste diese Kreaturen so weit wie möglich von dir weglocken. Und dann … dann ist geschehen, was geschehen ist … Ich bin eingeschlafen. Aber diese Stadt …«
    »Was ist mit ihr?«, fragte ich mit angehaltenem Atem.
    »Hier ist einmal viel Gabe verströmt worden … Ich bin hier nie gewesen … Aber ich erinnere mich … trotzdem an alles … an diese Zeichnungen und die in den Stein eingebrannte Silhouette … Das kann einfach nicht sein!
«
    In ihrer Stimme schwang Angst mit, jedoch so verhalten wie das Rauschen des Windes auf alten Friedhöfen.
    »Vielleicht bildest du dir das ja alles nur ein. Vielleicht hast du irgendwo davon gelesen oder ein ähnliches Bild gesehen.«
    Sie schwieg lange, ehe sie fortfuhr:
»Hinter dem Haus … muss ein Vogel sein. Sieh bitte einmal nach.«
    Inzwischen sprach sie so leise, dass ich erst verstand, was sie wollte, als sie ihre Bitte wiederholte. Ihre Kräfte versiegten.
    Als ich tat, was sie verlangt hatte, entdeckte ich zwischen den Rohrkolben tatsächlich ein Denkmal in Gestalt eines Falken, der seine Flügel spreizte.
    »Hol mich doch das Reich der Tiefe!«, entfuhr es mir. »Wie konntest du das wissen?!«
    »Ich … muss … nachdenken …«,
flüsterte mein Augenstern. Schon in der nächsten Sekunde spürte ich sie nicht mehr.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte mich Dreiauge, als ich zu den anderen zurückkehrte. »Du bist ja kreidebleich.«
    »Ich bin nur müde«, log ich.
    Ich stapfte an den schlafenden Soldaten vorbei und setzte mich an ein Feuer, um verzweifelt darüber nachzudenken, was ich jetzt tun sollte.
    Wie sollte ich weiterleben? Wie mich verhalten?
    Denn nun war ich nicht mehr allein, auch wenn Lahen noch schwach war. Musste ich da vorsichtiger sein, durfte ich kein Risiko mehr eingehen, um nicht zu sterben und sie damit ein zweites Mal zu töten?
    Das wäre feige, und Lahen würde niemals wollen, dass ich dergleichen tat. Bei jedem Rascheln zu zittern, das war einfach nichts für uns.
    Konnte ich sie heute noch zurückbekommen? Jetzt, wo Shen tot war. Welche Hoffnung sollte es da für uns noch geben?
    Ich legte mich auf meinen Umhang, fand aber lange keinen Schlaf. Ich wartete darauf, dass Lahen kam …
    Am nächsten Morgen fehlte einer der Posten. Was mit ihm geschehen war, würden wir wohl nie erfahren. In der Nacht hatte niemand etwas Verdächtiges bemerkt, doch als der Nebel heraufgezogen war, war der Mann mit einem Mal spurlos verschwunden. Natürlich durchkämmten wir die Ruinen, aber weder die Nordländer noch Yumi stießen auf irgendeinen Hinweis. Vielleicht war der Soldat einfach in den Sumpf gefallen, falls ihn Leichtsinn dorthin getrieben hatte. Vielleicht hatte aber auch irgendein Tier sein Jagdfieber an ihm befriedigt. Oder die Sumpfbewohner waren wieder aufgetaucht …
    Wie auch immer, wir zogen weiter.
    Gegen Mittag verschwand der Pfad. Jenen Albtraum, den wir nun unter den Füßen hatten, konnte man als sonst was bezeichnen, aber nicht als Straße. Ständig versuchte ich, mit dem Stock festen Boden zu ertasten. Wir kamen mit einer derart beschämenden Langsamkeit voran, dass ich mitunter den Eindruck hatte, wir

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