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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zu.
    Den Elfen gelang es am Ende nicht, ihre zahlenmäßige Überlegenheit zu nutzen. Wir hielten uns gut und schlugen wie tollwütige Hunde um uns. Nachdem ich alle Pfeile abgeschossen hatte, legte ich den Bogen ab, griff nach dem Schwert und stürzte mich ins Gemetzel.
    Das Wasser brodelte – denn leider erregte das Blut der Toten die Aufmerksamkeit verschiedener mir unbekannter Kreaturen. Ihre schwarzen, glänzenden, gelappten Körper tauchten aus dem Moor auf, schnappten mit den gezahnten Mäulern nach den Toten, rissen Stücke aus ihrem Fleisch und verschwanden wieder unter dem Wasser. Vor den Stufen hatten sich riesige Würmer zu einem grandiosen, funkelnden und pulsierenden Klumpen verknäult.
    »Was sind das denn für Viecher?!«, stieß Topf angewidert aus.
    Niemand antwortete ihm. Trotz unserer guten Position hatten wir fast die Hälfte der Männer verloren. Die Hochwohlgeborenen hatten uns ordentlich eingeheizt, bevor wir sie ins Reich der Tiefe geschickt hatten, an den Ort, an den sie gehörten.
    Egel ließ sich zu Boden fallen, nachdem er unzählige Männer verarztet hatte. Mylord Rando hatte ihm zwei Soldaten zugeteilt, die zumindest einen blassen Schimmer von Wundbehandlung hatten. Ich löste die Sehne vom Bogen und setzte mich neben die Wegblüte, den Rücken gegen die Säule gelehnt.
    Am liebsten wäre ich auf der Stelle eingeschlafen. Die zwei Tage, die wir ununterbrochen marschiert waren, verlangten ihren Tribut. In meiner Tasche fand ich immerhin noch etwas Zwieback, den ich mit Yumi teilen wollte, sobald dieser wieder auftauchte.
    Das geschah jedoch erst eine Stunde später. Der Waiya war patschnass, aber überglücklich. Er hielt mir ein ganzes Bündel Pfeile entgegen. Ich konnte mich nur wundern, dass ihn die hiesigen Sumpfbewohner nicht gefressen hatten.
    Er blickte auf meinen leeren Köcher, legte seine Beute ab und sagte: »Du kannst sie brauchen!«
    »Bitte?!«, fragte ich völlig verdattert.
    »Aus, du Hund!«, erklärte er mit Unschuldsmiene, woraufhin ich ihm, noch immer verwirrt, den ganzen Zwieback gab.
    Er hatte ihn mehr verdient als jeder andere.

Kapitel
13
    Nachts setzte Regen ein, der erste in diesem Jahr. Algha wachte von dem Geräusch auf und lag lange mit offenen Augen in der Dunkelheit, um darauf zu lauschen, wie die schweren Tropfen auf das blecherne Fensterbrett prasselten.
    Das gleichmäßige Getrommel ließ ihre Gedanken zu jenem Herbst zurückkehren, in dem ihre Kindheit zu Ende gegangen war. Damals hatte es auch geregnet, und ihre Eltern hatten die Sachen gepackt, um sie aus Korunn in den Süden zu bringen, ins Regenbogental, in dem sie ausgebildet werden sollte und wo ihre ältere Schwester Rona, die ebenfalls über die Gabe verfügte, schon seit einigen Jahren lebte.
    Lächelnd dachte Algha daran, dass sie sich damals strikt geweigert hatte, irgendwohin zu fahren, und um jeden Preis bei ihren Eltern hatte bleiben wollen. Das Regenbogental, die schrecklichen, mächtigen Schreitenden sollten ihr doch gestohlen bleiben. Sie würde ganz bestimmt keine von denen werden.
    Damals hatte sie am Fenster gesessen, während die Regentropfen über die Scheibe rannen. Sie zogen lange Wasserbahnen und verschmolzen miteinander. Ein regenreicher Herbst hatte die Stadt fest in seinem Griff, Wolken verhüllten die Spitze des Koloss. Dieser Tag würde Alghas Leben ein für alle Mal ändern. Als sie ihre geliebte Lumpenpuppe, die ihr Rona zum fünften Geburtstag geschenkt hatte, einpackte, heulte sie Rotz und Wasser.
    Anderthalb Monate später fand sie sich in einer völlig neuen Welt wieder. In der der Funken herrschte – und die großen Frauen und Männer, die ihn in sich trugen. Es waren weise, gute und mächtige Menschen. Prachtvolle Türme ragten hoch bis zu den Sternen auf, und die Schönheit der zahllosen Säle stellte alles in den Schatten, was sie je zuvor gesehen hatte. Doch trotz allem – trotz der Freundlichkeit, mit der ihr alle, auch die Lehrerinnen und Lehrer, begegneten – sehnte sie sich nach ihren Eltern und wäre am liebsten nach Hause zurückgekehrt.
    Tagsüber hielt sie sich noch recht tapfer, nachts jedoch weinte sie häufig. Ohne Rona hätte sie diese erste Zeit bestimmt nicht überstanden. Wann immer der Unterricht ihrer älteren Schwester die Zeit ließ, suchte sie Algha auf. Sie nahm sie unter ihre Fittiche und erleichterte ihr die Eingewöhnungszeit.
    Selbst heute konnte sich Algha kaum vorstellen, wie ihr Leben, ihre Ausbildung und ihr weiteres Geschick

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