Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
ich. »Haltet die Spezialpfeile bereit!«
Es ist ziemlich schwierig, einen Untoten mit einem gewöhnlichen Pfeil zu erledigen. Selbst wenn man eine solche Kreatur durchbohrt, stürzt sie sich unverdrossen weiter auf dich, um dir die Eingeweide aus dem Leib zu reißen. Eine andere Sache ist ein Pfeil aus Morassien. Mit etwas Glück würde er diese Monster aufhalten. Vor allem, wenn man aus der Nähe schoss.
»Sie haben den Pfad gefunden«, sagte Mylord Rando und zog das Schwert blank.
»Diese Schweine!«, knurrte Urwe. »Die schicken die Untoten vorneweg.«
»Mit denen haben sie halt kein Mitleid«, erklärte Dreiauge und nahm den Bogen an sich.
»Topf, Quäker, Dreiauge!«, rief ich.
Für diese Aufgabe waren vier Mann genug, denn es kam nicht auf Masse, sondern auf Genauigkeit an. Wir hatten die stärksten Bögen von allen, und ich darf mit reinem Gewissen behaupten, dass wir keine schlechten Schützen waren.
Rando bezog mit einigen Männern vor der Treppe Aufstellung, für den Fall, dass wir die Untoten doch nicht ausschalten sollten.
Die Biester rannten über den Unterwasserpfad. Die Hochwohlgeborenen, die mit kurzen Lanzen und Armbrüsten bewaffnet waren, bildeten sozusagen die Nachhut. Sobald die Untoten nah genug an uns heran waren, nahmen wir den Beschuss auf.
Ich eröffnete das Feuer, indem ich ihnen einen dieser Pfeile mit sichelförmiger Spitze entgegenschickte. Er traf einen der gelbäugigen Schufte unterm Kinn und trennte ihm die Halswirbel durch. Der Mistkerl fiel prompt ins Wasser und ging unter. In dieser Sekunde erledigte Dreiauge bereits den nächsten Angreifer.
Quäker erwischte den dritten an der Schulter, sodass es ihn herumwirbelte, Topf übernahm mit einem zweiten Pfeil den Rest. Nun war ich wieder an der Reihe, und auch dieser Schuss erfreute mich mit einem Treffer. Die letzten beiden Untoten fanden ihr Ende unmittelbar vor den Stufen.
Sha-gor brummte unzufrieden, wir hätten ihm ruhig etwas Arbeit übrig lassen können.
Mittlerweile hatten auch die Elfen die Hälfte des Weges zurückgelegt.
»Schlaft nicht ein!«, schrie ich. »Stellt euch auf! Die Bögen sieben Finger nach oben! Und zielt genau!«
Ein ganzer Schwarm Pfeile erhob sich in die Luft. Sie prasselten den Spitzohren auf die Köpfe und lichteten ihre Reihen merklich.
Wir wiederholten das Ganze noch dreimal, ehe sie überhaupt mit ihren Armbrustschützen zum Gegenangriff übergehen konnten. Dieser brachte uns jedoch nicht den geringsten Schaden bei, denn wir zogen uns rechtzeitig hinter die Schwertträger zurück, die uns mit ihren Schilden Deckung boten – und schossen von dort aus weiter.
Im Wasser trieben bereits etliche Leichen, noch mehr hatte das Moor in die Tiefe gezogen.
Rando, der an der Spitze einer keilförmigen Formation stand, zerschlug mit dem Schwert die Schäfte der kurzen Elfenlanzen und ermöglichte es den Nordländern auf diese Weise, den Spitzohren die Köpfe abzuhacken. Weil der Pfad so eng war, konnten immer nur zwei Feinde gleichzeitig angreifen. Einige Elfen versuchten ungeachtet aller Gefahr, die Stufen zu erklimmen, was ihnen jedoch nicht gelang. Daraufhin warfen sie Netze in die Luft.
Eines landete zielsicher auf Mylord Rando. Unverzüglich hieben die Hochwohlgeborenen mit ihren Lanzen auf ihn ein. Ohne die Nordländer wäre der Ritter dem Tod geweiht gewesen. Doch auf einen Befehl Ra-logs zog man Rando in die hinteren Reihen, damit er sich im Schutz der Schilde aus dem Netz befreite. Da außer Mylord noch weitere Männer in den Elfennetzen gefangen worden waren, entstand eine Bresche, in die die Hochwohlgeborenen hineinstürmten.
Sie setzten alles daran, diesen engen Raum zu verteidigen, während wir unsererseits nichts unversucht ließen, sie zurückzudrängen.
Trotz des für uns so vielversprechenden Beginns blieben noch immer knapp hundert Elfen übrig. Viele von uns waren noch nie mit den Bewohnern aus dem Sandoner Wald zusammengestoßen und wussten nicht, was für ein starker Gegner die Angehörigen der Grünen Einheit im Zweikampf waren. Die Hochwohlgeborenen überrannten unsere Reihen entschlossen und fingen immer wieder einzelne Faustkämpfe an. Ich befahl den Bogenschützen auszuschwärmen und auf diejenigen zu schießen, die sich noch auf dem Pfad befanden. Dabei gab uns ein Dutzend von Quellos Männern Deckung. Yumi verfeuerte seine letzten Giftnadeln, wobei er nur selten, dann aber zielsicher schoss. Rando setzte den Spitzohren längst wieder Rücken an Rücken mit Urwe
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