Sturm im Elfenland
weiter.
Alana seufzte und ging zur Tür des Hauses, die immer einen Spalt offen stand. Sie klopfte gegen den Rahmen und rief: »Meister Eisenhand? Bist du zu Hause?«
Niemand antwortete. Alana wandte sich mit einer erleichterten Geste zu Ivaylo um, aber da rumpelte es im Inneren des Hauses und eine bassgrollende Stimme sagte: »Hat man denn nie seine Ruhe? Ich komme ja schon.«
»Ach«, flüsterte Alana und ignorierte das amüsierte Funkeln in Ivaylos Augen.
Schwere Schritte kamen näher, dann füllte eine kompakte Gestalt den Türrahmen in seiner Breite aus ‒ allerdings bei Weitem nicht in seiner Höhe. Unfreundliche Augen musterten das Elfenmädchen. »Ja? Was willst du?«
Ivaylo schob Alana beiseite und legte mit einer kleinen Neigung seines Kopfes die Faust auf seine Brust. »Meister Eisenhand, Orrins Axt sei mit dir und deiner Sippe.«
Der Zwerg zog die buschigen Brauen noch etwas finsterer zusammen. Sein dunkler Bart schien sich zu sträuben. »So«, brummte er. »Hrrrmm. Nun, nun.« Er schob die Tür auf und streckte seine Hand aus. »Orrins Dank, junger Elf. Was kann Sverre Eisenhand für dich tun?«
Ivaylo legte seine Hand in die Pranke des Zwerges. »Mein Freund, Trond Hammerschlag, gab mir einen Sternenstein.« Er berührte kurz den Stein unter seinem Hemd.
Die Augen des Zwergs weiteten sich für die Zeit eines Lidschlags, dann verengten sie sich zu schmalen Schlitzen. »So«, sagte er kurz. »Trond Hammerschlag.« Er warf einen Blick zu Alana. »Und was will sie?«
»Deswegen sind wir hier. Dürfen wir eintreten?«
Der Zwerg zögerte, dann gab er die Tür frei. »Meinetwegen«, knurrte er. »Aber haltet mich nicht auf, ich habe zu tun.«
Alana folgte dem breiten Rücken des kleinen Mannes durch einen engen, dunklen Flur. Es roch erstickend nach Holzfeuer, Kräutern und heißem Metall. Alana hustete unterdrückt.
Die Stube, in die sie traten, war klein, dunkel und eng. In dem verrußten Kamin brannte ein kräftiges Feuer und das einzige, winzige Fenster war fest geschlossen. Der Zwerg setzte sich wortlos auf die Bank unter dem Fenster und legte die Füße auf einen Schemel. Seine Hose aus dunklem Leder und die Weste aus dickem Leinen waren mit kleinen Brandflecken und Löchern übersät. »Was also willst du von mir, spitzohriger Freund des großen und höchst ehrenwerten Trond Hammerschlag?« Er zog einen Lederbeutel heran und begann mit dem Tabak daraus eine Pfeife zu stopfen.
Ivaylo legte seine Fäuste aufeinander und hielt sie dem Zwerg entgegen. Der hörte auf, den Tabak im schwarzgebrannten Pfeifenkopf festzudrücken, und kratzte sich durch den Bart. »Du bist ein seltsamer Elf«, sagte er. »Bist du überhaupt ein Elf? Lass deine Ohren sehen. Habe ich recht?« Er lachte grollend.
»Ehrenwerter Sverre Eisenhand«, sagte Ivaylo, »ich trage den Sternenstein und Trond Hammerschlag nennt mich seinen Steinneffen. Ich erbitte deine Hilfe für diese ehrenwerte Elfe, die niemals ein Mitglied deiner Sippe geschädigt oder wider den Großen Felsen gefrevelt hat und es auch niemals tun wird. Das gelobt sie feierlich.«
Er warf Alana einen auffordernden Blick zu, und sie stotterte überrumpelt: »Aber ja, das ... das gelobe ich. Ich ‒ äh ‒ werde niemals gegen den Felsen ‒ den Großen Felsen – äh ...«
»Freveln«, flüsterte Ivaylo so laut, dass der Zwerg ein Schmunzeln hinter seiner Hand verbarg.
»Das ist sehr freundlich von dir, junge Elfe«, sagte er. »Ich erkenne deine Bemühung durchaus an. Auch wenn mir bewusst ist ‒ und dir sicherlich ebenso ‒, dass du gar nicht genau wüsstest, was der Große Felsen ist, geschweige denn, wie ein solcher Frevel auszuführen wäre. Habe ich recht?«
Alana nickte und erwiderte erleichtert das Lächeln, das hinter dem buschigen Bart aufblitzte.
Der Zwerg setzte paffend seine Pfeife in Brand, was nicht gerade zur Verbesserung der ohnehin schlechten Luft in der Stube beitrug.
»Du willst also, dass ich deiner Freundin einen Sternenstein gebe. Habe ich recht?«
Alana musste ein Lachen unterdrücken. Sverre Eisenhand schien großen Wert darauf zu legen, dass er recht hatte.
Ivaylo nickte ernst. »Das ist es, was ich von dir erbitte, ehrenwerter Meister Eisenhand. Orrins Segen ist dir dafür gewiss.«
»Na, das wird sich erweisen«, knurrte der Zwerg. »Ob es so ehrenhaft ist, einem Elfenspross einen solchen Schatz anzuvertrauen?« Er erhob sich und stapfte zur Feuerstelle, an der er niederkniete. Er zog einen dicken Stulpenhandschuh
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