Sturm im Elfenland
sonst?«
»Was bedeutet das?«, fragte Alana. Sie sah von Ivaylo zu Sverre Eisenhand, aber beide wichen ihrem Blick aus.
»Es ist nicht ihre Schuld«, sagte Ivaylo.
Der Zwerg zuckte die Achseln. »Meine Schuld, deine Schuld, seine Schuld. Wen interessiert es? Ich stecke hier fest wie der Dachs im Loch. Habe ich recht?«
Er stieß eine große, blaue Qualmwolke aus, hinter der sein Gesicht für ein paar Augenblicke verschwand. Dann legte er die Pfeife auf den Tisch und streckte die Hand aus. »Gib mir deine Hand, Mädchen. Da dein Freund entschieden hat, mich zu deinem Steingevatter zu machen, werde ich mich wohl fügen müssen. Habe ich recht?« Seine Stimme klang knurrig, aber das Zwinkern seiner nussbraunen Augen erschien Alana durchaus ermunternd.
Sie lächelte ihn also an und reichte ihm ihre Hand, die den Stein hielt.
Der Zwerg schloss seine Finger um ihre Hand und nickte langsam. Er hielt sie eine Weile fest. »Ein guter Stein«, sagte er. »Stark und freundlich.« Er sah sie prüfend an. »Ich hätte dich anders eingeschätzt und hätte damit wohl nicht recht gehabt. Hat einen guten Blick, dein Freund. Aye.«
Alana wusste nicht, was er meinte. Sie lächelte ein wenig unsicher.
Sverre drückte fest ihre Hand um den Stein zusammen. Es schmerzte ein wenig, aber Alana beschwerte sich nicht. »Was muss ich tun?«, fragte sie.
»Spüre den Stein«, erklärte der Zwerg. »Fühle seine Form, sein Gewicht. Erinnere dich daran, wie er aussieht. Nein, schau ihn nicht an. Dein Geist muss ihn erkennen, nicht deine Augen.«
Alana tat, was er sagte. Sie runzelte die Stirn, schloss die Augen und rief sich das Aussehen des Steins in Erinnerung – ein ganz gewöhnlicher, staubbrauner Kiesel. Er lag rund und ein wenig rau in ihrer Hand. Warm war er, wie lebendes Fleisch. Und er schien ein wenig zu pulsieren, als atmete er.
Und dann gab es plötzlich einen kleinen Ruck, der ihre Hand zucken ließ. Der Stein wurde für einen kurzen Moment glühend heiß und gleich darauf eiskalt. Alana schnappte erschreckt nach Luft. Sie sah den Sternenstein mit geschlossenen Augen so deutlich vor sich, als hätte sie die Hand geöffnet und blickte ihn an.
»Oh«, sagte sie und öffnete die Augen. Sie schaute auf ihre Hand, deren Finger sich ebenfalls geöffnet hatten. Der Stein lag auf ihrer Handfläche – ein gewöhnlicher, staubbrauner Kiesel. Sie hob den Blick und sah ratlos zu Sverre.
Der Zwerg lächelte. Er nahm ihr ohne Umstände den Stein ab, hielt ihn in den Fingern, begann ihn zu reiben und brummelte dazu einige Silben in der fremden Sprache. Ob das Zwergisch war? Dann hörte er auf zu murmeln und schaute Alana fragend an. »Willst du ihn an eine Kette hängen? Oder verwahrst du ihn lieber in einem Beutel? Später ist das nicht mehr nötig, aber das muss ich dir und deinem Freund erst zeigen.« Er öffnete seine Finger und bewegte sie, als würde er jemanden zu sich rufen, und in seiner Hand lag von einem Augenblick zum anderen ein grün schimmernder Kristall. »Das ist mein Stein«, sagte er und schloss die Hand darum. Als er sie wieder öffnete, war der Stein verschwunden. »Ich bringe euch das noch bei. Aber für jetzt: Kette oder Beutel?«
»Ich weiß nicht«, antwortete sie. Umhängen oder in einem Beutelchen verwahren ‒ wenn sie nur wüsste, was dieser Stein zu bedeuten hatte! »Wofür ist er denn gut?«
Der Zwerg lachte und schüttelte den Kopf. »Wofür er ›gut‹ ist, fragt sie.« Er stand auf und stapfte in den Nebenraum. Es polterte und schepperte, und dann ging ein Schaben und Hämmern los, als wäre eine ganze Horde von Zwergen an der Arbeit.
»Was macht er da?«, rief Alana über den Lärm hinweg Ivaylo zu.
Der lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und schaute vor sich hin. »Keine Ahnung.«
»Erzählst du mir nun etwas über diesen Stein?«
»Später«, erwiderte er knapp. Seine Stirn war gerunzelt und er kaute an seiner Unterlippe herum. »Warum halten sie ihn hier fest? Das ist unrecht.«
»Ich glaube das nicht«, sagte Alana bestimmt. »Mein Vater würde so etwas nicht tun. Das weiß ich.«
Ivaylo machte ein skeptisches Gesicht. Alana holte Luft, um ihm ordentlich die Meinung zu sagen, da kehrte der Zwerg zurück. Er hielt Alana den Stein an einer kurzen Silberkette hin. Sie nahm ihn entgegen und betrachtete ihn staunend. Ein feines Loch war hindurchgebohrt worden, durch das die Kette führte, und diese wiederum hatte keinen Verschluss, sondern war Glied in Glied gefügt.
Alana blickte
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