Sturm im Elfenland
zitterte wie Laub im Sturm. »Einem Elfenjungen?«
»Bei Orrins Augenklappe«, fluchte Trond, »das ist doch wohl meine Sache, Arve Sägezahn!«
Der alte Zwerg hob die Hand und fuchtelte mit dem Zeigefinger vor Tronds Nase herum. »Du bist ein Krieger, kein Gelehrter«, fauchte er. »Du kannst so etwas nicht einfach über unsere Köpfe hinweg tun, Trond Hammerschlag! Und wenn du tausendmal der König bist.«
In Tronds Gesicht braute sich nun eine ähnliche Gewitterwolke zusammen, wie ich sie vorhin bei Auberon erleben durfte. Ich seufzte und ging zwischen die beiden streitlustigen Zwerge. »Meine Herren«, sagte ich begütigend, »das ist doch jetzt Vergangenheit. Ivaylo hat diesen Stein in Besitz, und ich wüsste zu gerne, was das für Konsequenzen hat.«
Arve stieß laut und einigermaßen despektierlich die Luft aus. »Konsequenzen«, schnaubte er. »Oh ja, die muss eine solche unbesonnene Tat allerdings haben. Das erleben wir ja jetzt! Ein ungeschulter Elfenjunge läuft mit einem Sternenstein herum und stellt Dummheiten damit an.«
»Ich glaube kaum, dass Farrans Sohn herumläuft und Dämonentore öffnet«, gab Trond Hammerschlag zurück. »Ich habe ihn damals nicht in die Verbindung einweisen können. Er wird kaum mehr als rudimentäre Fähigkeiten entwickelt haben, mit seinem Stein umzugehen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass der Junge ohne weitere Unterweisung keinen Schaden genommen hat.«
Die beiden Zwerge starrten sich wütend an. Arve Sägezahn schlug als Erster die Augen nieder. Er machte eine resignierte Handbewegung. »Es ist, wie es ist. Fahren wir fort. Du sprichst von zwei oder drei Steinen, Vetle Steinhauer. Erkläre, was bringt dich zu diesem Schluss?«
Der junge und der alte Magier vertieften sich in ein Gespräch, von dem ich nur einen Bruchteil verstand. »Steinresonanz« hörte ich Vetle sagen und »Kristallschwingungen». Ich muss gestehen, dass Zwergenmagie mir manchmal wie etwas erscheint, das mit Hammer und Meißel aus dem Fels gebrochen wird.
Trond hörte den beiden Gelehrten schweigend zu, warf gelegentlich eine Frage ein, brummte zustimmend und nickte hie und da.
Dann drehte er sich zu Auberon um, der still und erstaunlich geduldig an der Tischkante lehnte, und sagte: »Ich würde dir und Munir gerne einmal zeigen, worüber wir reden. Ihr habt Dämonentore gesehen, die aus ungebundenen Steinen entstanden sind. Habt ihr jemals versucht, selbst eins zu öffnen?«
Auberon zeigte seine Verblüffung über diese Frage deutlich. Trond schaute mich an und ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß, wie man ein solches Tor schließen kann. Es zu öffnen, liegt außerhalb meiner Fähigkeiten.«
»Nein«, widersprach Trond. »Es zu schließen, ist weitaus komplizierter. Du hast nur keine Ahnung, wie man ein Tor öffnet, aber du könntest es mit Leichtigkeit.«
Wahrscheinlich hatte er recht. Ich hatte genug damit zu tun, diese Pforten ins Dämonenreich zu versiegeln, und war schon deshalb wenig interessiert daran gewesen, auch noch an ihrer Herstellung zu arbeiten.
»Folgt mir«, befahl Trond. Er winkte Arve und dem jungen Vetle, sich uns anzuschließen, und führte uns durch eine schmale Tür hinaus in einen schlecht beleuchteten Gang.
Während er uns durch den Berg führte ‒ und schon wieder ging es abwärts! ‒, erklärte er uns in knappen Worten, wie ein Dämonentor zu öffnen war. Knappe Worte, fürwahr! Wenige trockene Sätze reichten dafür aus, und mir wurde angst und bange bei dem Gedanken, wie wenig Kunstfertigkeit für diese Tat nötig war. War es also ein Wunder, dass mein König und ich Frühling und Herbst nicht aus den Sätteln gekommen und von Tor zu Tor gehetzt waren, um dieser Plage halbwegs Herr zu werden?
»In der Regel müssen die Tore nicht geschlossen werden«, beendete Trond seine Ausführungen und blieb vor einer dicken Steintür stehen, die mit mächtigen Riegeln gesichert war.
»Sie müssen was nicht?«, fragte Auberon matt.
»Man muss sie nicht schließen«, wiederholte Trond. »Sie fallen von selbst zusammen, wenn die Trägerenergie verbraucht ist.«
Der junge Vetle mischte sich ein, und wieder folgte eine Reihe von verwirrenden, nach Äxten, Hämmern und Schmiedewerkzeugen klingenden Worten. »... und deshalb bleibt ein solches minderes Tor in der Regel höchstens einen Mond lang stabil, bevor es kollabiert«, schloss er und lächelte mich an.
»Ein Mond ‒ das ist zu lang«, mischte Auberon sich voller Ungeduld ins Gespräch. »In dieser Zeit kann
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