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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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der inzwischen vom Kopf bis zu den Füßen in dickem Leder steckte und sich entsprechend schwerfällig bewegte, bedeutete uns, ihm zu folgen.
    Auberon, der in der letzten Stunde sehr schweigsam gewesen war, schüttelte den Kopf. »So etwas wie dieses Tier habe ich noch nie gesehen, auch nicht in der Nähe der Tore, die wir geschlossen haben.«
    »Das wäre auch ungewöhnlich«, erklärte Vetle. »Wenn das Tor nicht von einem Gelehrten offen gehalten wird, bekommt es nicht genügend Energie, um Dämonen in unsere Welt zu locken. Ihr müsst euch das wie ein Signalfeuer oder einen lockenden Duft vorstellen. Ein ungebundener Stein, der von einem Laien für die Beschwörung benutzt wird, schafft gerade ein kleines Fenster, durch das man hindurchsehen kann und das keine Aufmerksamkeit auf der anderen Seite erregt.«
    »Dann sind diese Tore also völlig ungefährlich«, murmelte Auberon. Die Erkenntnis machte ihm zu schaffen ‒ und mir ebenfalls. All die Mühe, die wir aufgewandt hatten ‒ umsonst?
    »Das kann man leider nicht so allgemein sagen«, mischte sich Arve ein. »Dass sich durch unser Tor vermehrt Dämonen manifestieren, dürfte nämlich eigentlich nicht geschehen.«
    »Schauen wir es uns an«, sagte Vetle und zog einen Vorhang beiseite.
    Der vertraute, erschreckende Anblick eines weit offenen Dämonentores schlug uns entgegen. Ich wich unwillkürlich zurück. Der gleichzeitig heiße und eiskalte Odem des Tores, die tobende Stille, das brüllende Nichts, die blendende Schwärze ‒ all diese widersprüchlichen Eindrücke packten und schüttelten mich, dass ich glaubte, meine Knochen unter der Belastung knirschen zu hören.
    Auch Trond Hammerschlag war nicht unbeeindruckt davon. Er hatte die Augen zusammengekniffen und schien die Luft anzuhalten. Auberon stand weit vorgelehnt, als müsste er gegen einen starken Wind ankämpfen, und schrie: »Ist das hier stärker als die Tore, die wir kennen?« Vetle nickte.
    Ich sah einen Zwerg in der schützenden Ledermontur, der neben dem Inferno hockte und das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Wie hielt er es so dicht neben dem offenen Tor aus?
    Vetle fing meinen Blick auf und rief: »Brage verankert das Tor. Er hält die Verbindung zum Steinträger und warnt uns, wenn eine Veränderung eintritt.«
    Der Zwerg hörte Vetles Stimme und blickte auf. Seine Augen blickten ins Leere und sein bärtiges Gesicht war vor Anspannung verzerrt. Er bleckte die Zähne. »Angriff«, stieß er hervor.
    Vetle fluchte. Er deutete auf die Ränder des schwarzen Nichts und ich erschrak. Diesen Anblick kannte ich. Das Tor drohte unter der Belastung zu reißen. Dann erkannte ich, was das Tor zum Bersten brachte, und mein Atem stockte.
    Etwas Schwarzes, Gestaltloses versuchte sich durch die Öffnung zu zwängen. Eine Wesenheit drängte sich zu uns in den hell erleuchteten Raum und verschluckte das Licht. Ich vermeinte, Klauen zu erkennen, spitze Stacheln und Zähne, sich windende Auswüchse, Köpfe mit Spinnenaugen, die aus Greifern herauswuchsen und wieder hineinsanken, lange, dunkelblaue Zungen und geifersprühende, schnappende Mäuler ‒ ein ständig sich veränderndes, ungeheuerliches Wesen, das sich vielgliedrig an die Ränder des Tores klammerte und den Weg in unsere Welt suchte.
    »Wir müssen es sofort schließen«, brüllte Vetle gegen das Getöse des Tores an. Er winkte dem Zwerg mit der Pike, der seine Waffe wortlos fallen ließ und sich mit dem Axtträger, Vetle und Arve Sägezahn vor dem Tor aufstellte. Die Zwerge senkten die Köpfe und intonierten eine dissonante, brummende Inkantation, die ähnlich nervenzerrende Wirkung auf mich hatte wie das Geheul des Tores und der Anblick des Wesens, das sich gegen die Öffnung warf.
    Ich erwartete, das gewohnte mühevolle, zermürbende Stückwerk zu sehen, das ich verrichtete, um ein Tor zu schließen, wurde aber überrascht. Von einem Atemzug auf den nächsten war es still und friedlich im Raum. Statt der klaffenden Öffnung in eine andere Realität stand ein ausgemergelt wirkender, graugesichtiger Zwerg vor uns, der mit trockenen Lippen stammelte: »Wie lange?«
    »Drei Stunden, Truls«, antwortete Brage, sein Anker, nicht weniger heiser und stützte den Taumelnden.
    »Drei?«, fragte der und traute offensichtlich seinen Ohren nicht. »Ich war so lange ... so endlos lange ...«
    Die Zwerge scharten sich um ihn, flößten ihm Wasser ein, rieben seine Hände und klopften seinen Rücken.
    Trond Hammerschlag neigte sich zu Auberon und mir und

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