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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und nahmen Dirk für einen Augenblick die Sicht. Doch dann kam der Roamer unversehrt zum Stehen. Dirk stieß die Fahrertür auf, sprang mit einem Satz hinaus, ließ Rastalocke links liegen und lief auf das halb offene Tor des Hangars zu.
    »Was sollte das denn?«, rief ihm Kinah entgegen.
    Sie und die anderen standen dort, wo er sie zurückgelassen hatte. John stürzte hinter ihm herein und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. »Das möchte ich auch gerne wissen!«, brüllte er. »Wolltest du mich über den Haufen fahren, oder was?«
    Dirk beachtete ihn nicht. Er wandte sich an Jurij, der ihn völlig ungerührt ansah. Wahrscheinlich hatte er in seinem langen Leben schon ganz andere Dinge erlebt und war nicht mehr aus der Ruhe zu bringen.
    »Erwarten Sie Besuch?«, fragte Dirk.
    Jurij schüttelte den Kopf. »Nein. Wieso?«
    »Weil irgendjemand wie ein Bekloppter auf uns zufährt.«
    Jurij nickte langsam, bückte sich hinunter zu dem Kofferradio und schnitt dem aufgeregt palavernden arabischen Moderator mit einer kurzen Handbewegung das Wort ab. »Ich wusste es doch.« Als er sich wieder aufrichtete, lag auf seinem Gesicht ein schmieriges Grinsen. »Ihrr werrdet verrfolgt. Vielleicht sollten wirr doch das MG montierren.«
    Kinah wirbelte zu ihm herum. »Unterstehen Sie sich!«, herrschte sie ihn an. »Sagen Sie mir lieber, wann wir starten können!«
    »Wenn dieserr Wagen dorrt nicht mehrr im Weg steht … in ein paarr Minuten«, antwortete Jurij. »Ich halte mein Mädchen ständig starrtberreit. Und mein Kopilot ist ja schon auf seinem Platz.«
    Damit ging er um das Flugzeug herum, vermutlich, um auf der anderen Seite einzusteigen.
    Kopilot? Erst jetzt bemerkte Dirk, dass Biermann nicht mehr da war. Dass die Wahl auf ihn gefallen war, fand er nur vernünftig. Ganz im Gegensatz zu der Vorstellung, gleich in dieser museumsreifen Maschine über Afrika zu fliegen.
    »Dann fahre ich jetzt den Wagen weg«, sagte er.
    »Vergiss es!« Rastalocke baute sich vor ihm auf. Er sah immer noch stinksauer aus. »Das mache ich! Steckt der Schlüssel?«
    »Klar.«
    »Ihm nach!«, rief Lubaya, kaum dass John an ihr vorbeigehetzt war. »Wir sollten alles aus dem Auto mitnehmen, was wir schleppen können. Vor allem Vorräte und Werkzeug. Vielleicht brauchen wir das noch!«
    Damit stürmte auch sie los. Dirk ging ihr hastig aus dem Weg und wäre um ein Haar in den hellblau gestrichenen Propeller mit den fünf geschwungenen Flügeln gelaufen. Man konnte von Jurij denken, was man wollte – seine Maschine schien tatsächlich prima in Schuss zu sein. Die Farbe auf dem Propeller wirkte wie neu, und weder auf ihm noch auf der Motorverkleidung war auch nur ein Anflug von Rost zu erkennen.
    Doch das änderte nichts daran, dass sich Dirk hilflos fühlte, jetzt, da die Entscheidung zum sofortigen Abflug getroffen war. Hilflos … und bereit, jederzeit der Panik vor dem anstehenden Flug nachzugeben, die in ihm hochsteigen wollte.
    Unmittelbar über ihm krachte etwas. Er starrte alarmiert hinauf zur Kanzel. Biermann streckte seinen Kopf so weit durch das geöffnete Seitenfenster, wie es ging. Sein Gesicht hatte einen grünlichen Stich, als sei ihm irgendetwas auf den Magen geschlagen. »Komm hoch«, sagte er heiser. »Ich brauche Hilfe.«
    »Hilfe?«, krächzte Dirk. »Wobei?«
    »Das wirst du schon sehen.« Biermann riss mit einem wütenden Ruck an seiner Krawatte, die sich irgendwo im Fensterscharnier verklemmt hatte. Als Dirk keine Anstalten machte, sich von der Stelle zu rühren, fügte er hinzu: »Die Putzfrau scheint Jurij im Stich gelassen zu haben. Oder anders ausgedrückt: Was meinst du wohl, wo er haust?« Dirk zuckte mit den Schultern. »Hier an Bord«, fuhr Biermann fort und verzog angeekelt das Gesicht. »Und er ist nicht ganz so ordentlich wie ein deutscher Brummifahrer, der es sich nach der Scheidung mit einem Kasten Bier in seiner Fahrerkabine gemütlich macht. Hier stinkt das ein oder andere gewaltig zum Himmel, und ich habe keine Lust, mit einer fliegenden Müllkippe in die Luft zu steigen.«
    »Ja, aber …«
    »Nix aber. Hier …« Biermann schob einen versifften Pappkarton durch das Fenster. Dirk bekam ein paar Spritzer einer ekelhaften Flüssigkeit ab und wich zurück.
    »Hiergeblieben!«, knurrte Biermann. »Du musst mir das Ding abnehmen. Ich kann es doch nicht einfach auf den Boden werfen!«
    »Doch, das kannst du!«, dröhnte eine kräftige Stimme. Lubaya stapfte schwerbeladen an der Spitze einer kleinen Prozession auf

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