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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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oder Eurro zahlt. Nurr keine einheimische Währrung. Aberr kommt errst einmal in meine bescheidene Behausung, die auch die Behausung fürr mein Mädchen ist.«
    »Mädchen?« Rastalocke sah sich suchend um. »Hier gibt es Mädchen?«
    »Nurr ein einziges, und das ist mit zwei krräftigen Motorren bestückt und mit nichts anderrem«, antwortete Jurij. »Und jetzt kommt.«
    Dirk wollte sich in Bewegung setzen, doch Kinah packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Wenn es geht, würden wir gern heute noch losfliegen«, sagte sie bestimmt.
    Jurij musterte sie mit einem langen Blick. Der Wind, der eben noch kaum mehr als ein laues Lüftchen gewesen war, frischte auf und zerwühlte seine Haare.
    »Heute geht nicht, Kindchen.«
    »Warum denn nicht?«, fragte Kinah gereizt.
    »Weil es zu spät am Tag ist.« Jurij deutete hinauf in den Himmel.
    »Außerrdem … ihrr wisst selbst, dass heute Nacht grroßerr Sturrm am Meerr warr. Derr muss errst ganz verrschwinden.«
    »Und wieso?« Rastalocke betastete seine Wange, die inzwischen blau und geschwollen war, sodass er endgültig wie ein Junkie aussah, der sich für einen Schuss auf wilde Schlägereien einließ. »Haut's die Klapperkiste schon beim kleinsten Windhauch aus der Kurve?«
    »Errstens, jungerr Mann«, schnarrte Jurij in dem merkwürdigen Akzent, der Dirk ebenso wenig russisch vorkam wie Kinahs Sprechweise bayrisch, »werrden wirr das Atlasgebirrge überrquerren müssen, und das ist kein Pappenstiel. Und zweitens gibt es hierr therrmische Strrömungen, die unberrechenbarr sind. Nicht umsonst sagen die Einheimischen: Der Atem derr Götterr trrägt den Aufrrechten und zerrschmetterrt den Leichtsinnigen.«
    »Den Verzagten«, murmelte Kinah.
    Jurij warf ihr einen irritierten Blick zu. »Was?«
    »Die Zeile lautet eigentlich: Sei gewiss – der Atem der Götter trägt den Aufrechten und zerschmettert den Verzagten«, erklärte sie. »Also bedeutet sie genau das Gegenteil. Feiglinge, die ihr Schicksal nicht selbst in die Hand nehmen, werden von den Göttern zerschmettert. Nur die Mutigen, die ihre Angst überwinden, werden vom Wind getragen.«
    »Oh ja«, sagte Jurij. »Mut brraucht man und Umsicht. Und darrum seid ihrr bei mirr genau rrichtig.«
    »Das freut mich zu hören«, erwiderte Kinah. »Dann sollten wir auch gleich abfliegen. Wir haben es eilig, und außerdem liegt eine lange Strecke vor uns.«
    »Querr überr Berrge, Wüsten und Seen.« Jurij nickte. »Deswegen habt ihrr mit Jurij eine gute Wahl getrroffen. Die anderren können garr nicht so lange fliegen, ohne dauerrnd nachzutanken. Mein altes Mädchen muss unterrwegs nurr einmal an die Leitung. Ich schaffe fast drreitausend Kilometerr nonstop.«
    »Lindbergh ist doch in den zwanziger Jahren bei seiner Atlantiküberquerung schon doppelt so weit geflogen«, murmelte Rastalocke finster. »Und das in einem einmotorigen Flugzeug. Womit fliegen wir denn dann? Mit einem Fesselballon?«
    Jurij mochte alt sein, aber er war ganz offensichtlich nicht schwerhörig. Er zog die fleckige Lederjacke zurecht, die er über seinem karierten Hemd trug, und wandte sich würdevoll an John. »Derr Herrr versteht etwas von Flugzeugen? Ja? Dann möchte err bestimmt gerrn die Motorren meinerr Lisunov sehen, oderrr?«
    »Lisunov?« Rastalocke ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. »Was soll das sein? Eine Wodkasorte?«
    Jurij runzelte die Stirn. Er wirkte alles andere als amüsiert. »Werr möchte noch meine Maschine sehen?«
    »Wir alle, guter Mann«, sagte Lubaya und stapfte auf den Wellblechschuppen zu. »Wir müssen doch wissen, ob die Kiste überhaupt tragfähig ist.«
    Dirk konnte ihre Bedenken verstehen, schließlich war es durchaus möglich, dass eine kleine Sportmaschine mit Lubaya an Bord gar nicht erst hochkam.
    »Alle«, wiederholte Jurij und lief hinter Lubaya her. »Das ist gut, sehrr gut. Meine Lisunov ist ein brraves, starrkes Mädchen. Sie wirrd euch sicherr überrall hinbrringen, wo ihrr hinwollt.«
    Ein paar Schritte vor Lubaya erreichte er das halb offen stehende Tor und verschwand im Inneren des Schuppens. Lubaya, Rastalocke, Biermann und Janette folgten ihm sofort, während Dirk und Kinah die Nachhut bildeten. »Geh ruhig«, sagte Dirk. »Ich komme gleich.«
    Kinah schien ihm widersprechen zu wollen. Doch dann nickte sie nur und eilte den anderen nach.
    Als Dirk eine Minute später die Halle betrat, hatten sich bereits alle vor dem Flugzeug versammelt, das offensichtlich Jurijs ganzer Stolz war. Die

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