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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Cockpit.
    Holperig? Dirk stöhnte dumpf auf und versuchte verzweifelt, sich irgendwo festzuhalten. Er erwischte einen Ledergurt, der wahrscheinlich genau für diesen Zweck an der Bordwand befestigt war.
    Auf der Suche nach einem zweiten Gurt drehte er den Kopf.
    Und wünschte sich im selben Moment, er hätte es nicht getan. Denn als sein Blick durch das Seitenfenster fiel, sah er etwas, womit er nicht gerechnet hatte.
    Kaum mehr als zwanzig Meter von der linken Flügelspitze der Lisunov entfernt flog ein tiefschwarzer, bedrohlich anmutender Helikopter mit gedrungener Nase, der Dirk verteufelt an einen Apache-Kampfhubschrauber der US-Armee erinnerte. Dirk wollte einen Warnschrei ausstoßen, irgendetwas brüllen, das Jurijs und Biermanns Aufmerksamkeit auf ihren Begleiter lenkte, doch seiner Kehle entrang sich nur ein ersticktes Röcheln.
    »Was ist?«, fragte Kinah besorgt. »Du bist ja ganz blass! Ist dir etwa schlecht?«
    Ob ihm schlecht war? Das war so ziemlich die überflüssigste Frage, die man ihm zurzeit stellen konnte. Ihm war nicht bloß schlecht, ihm war kotzübel. Trotzdem verrenkte er sich fast den Hals, um einen genaueren Blick auf den Hubschrauber zu werfen. Er wollte seine Insassen sehen. Nicht den Piloten, sondern den Mann, der sie verfolgte, seitdem sie in Marokko waren, und der sicherlich auch hinter dieser Aktion steckte: Ventura.
    »Wenn du kotzen musst, dann bitte in die andere Richtung«, rief Janette, die neben Kinah saß. »Oder schnapp dir wieder Jurijs Rucksack, bei dem kommt es sowieso nicht mehr drauf an.«
    »Ventura«, stammelte Dirk. »Er … er …«
    »Er saß in dem ersten der zwei Wagen.« Janette lachte heiser auf. »Mensch, ich dachte schon, die erwischen uns noch. Als sich einer von den Idioten aus dem Fenster lehnte und auf unsere Reifen schoss, war ich sicher, unser letztes Stündlein hätte geschlagen. Ich dachte: Jetzt zerfetzt es die Reifen und die alte Mühle schrammt über die Schotterpiste, bis sie Feuer fängt und wir flambiert werden. War doch stark, wie Jurij in die Rechtskurve gegangen ist und die Maschine ganz kurz vor den Bäumen hochgezogen hat, oder? Da konnten sie uns nicht mehr hinterher.«
    Wirklich nicht? Dirk hatte den leibhaftigen Beweis vor der Nase, dass sie es sehr wohl konnten, auch wenn er nicht die geringste Ahnung hatte, wie es Ventura und seinen Leuten gelungen war, derart schnell vom Auto in diesen Helikopter umzusteigen.
    »Da …«, begann er in einem beinahe kreischenden Tonfall, aber Lubaya, die neben ihm hockte und bislang eher durch ihre ungewöhnliche Schweigsamkeit aufgefallen war, unterbrach ihn mit der donnernden Feststellung: »Ich habe Ventura gar nicht gesehen!«
    Dirk griff nach der zweiten Halteschlaufe und drehte sich zu Lubaya. Sie hatte ihren Blick auf die beiden anderen Frauen gerichtet, und falls sie überhaupt bemerkte, dass er sie ansah, beachtete sie ihn nicht. »Ich …«, sagte er.
    »Seid ihr sicher, dass er in dem Wagen saß?«, fragte Lubaya ungerührt.
    »Sicher bin ich sicher«, antwortete Janette grimmig. »Schließlich ist das doch der Obermotz. Der hat in Al Afra unsere Spur aufgenommen und euch in den Grotten seine Schlägertruppe auf den Hals gehetzt. Was ihr von der Leiche erzählt habt, die in Folie gepackt war – igitt, da wird einem ja schon bei dem bloßen Gedanken übel.«
    »Das ist alles richtig«, brummte Lubaya. »Aber trotzdem habe ich Ventura nicht in dem Wagen gesehen, aus dem auf uns geschossen wurde.«
    Janette grinste. »Die Kerle haben sich wahrscheinlich gewünscht, ihren Autos würden ganz schnell Flügel wachsen, damit sie hinter uns herfliegen können.«
    Dirk öffnete den Mund, um herauszuschreien, dass genau das geschehen war – wenn auch in übertragenem Sinne –, doch da sackte der schwarze Hubschrauber plötzlich ein Stück nach unten. Einen flüchtigen Augenblick lang befand sich das Cockpit des Helikopters genau neben ihnen. Wenn die Scheiben nicht verspiegelt gewesen wären, hätte Dirk vielleicht direkt in Venturas Gesicht gesehen. Im gleichen Moment fiel ihm siedend heiß ein, dass die Insassen der schwarzen Teufelsmaschine ihn sehr wohl erkennen konnten.
    Mit einer raschen Bewegung duckte er sich zur Seite, musste dazu allerdings den Haltegriff loslassen, was sich als doppelt ungünstig erwies, weil Jurij die Lisunov gerade in dieser Sekunde steil nach oben zog. Dirk rutschte über den glatten Metallboden, angelte nach dem nächsten Haltegriff – offensichtlich hatte man die

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