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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lächeln über ihre Züge. Sie tastete nach dem Verschluss des Sicherheitsgurtes, doch der ließ sich anscheinend immer noch nicht öffnen. Dirk beugte sich über sie, um ihr zu helfen.
    Da kippte die Maschine nach links, schüttelte sich und trudelte wieder in die andere Richtung. Dirk hielt sich halb am Kopilotensitz und halb an Kinah fest, entschlossen, auf den Beinen zu bleiben. Seine Wange streifte Kinahs Haar, sein Kinn prallte auf ihre Schulter, dann ließ er den Sessel los und klammerte sich an sie wie ein Ertrinkender.
    Das Rütteln der Maschine war kein Zeichen dafür, dass sie führerlos war, ganz im Gegenteil. Jurij hatte das Steuer gepackt und kämpfte damit wie ein Reiter mit einem eigenwilligen Gaul, während sich Janette hilflos an ihn klammerte, was es ihm natürlich zusätzlich erschwerte, die Kontrolle über das Flugzeug zurückzugewinnen.
    Der Bugscheinwerfer der Lisunov war nicht stark genug, um das Wallen vor ihnen zu durchdringen, aber das war auch nicht nötig. Ein zweiter, weitaus stärkerer Scheinwerfer schnitt durch die grauen Wolkenfinger und richtete dann seinen gleißenden Strahl auf sie.
    Der Hubschrauber war wieder da.
    Rastalockes Maschinengewehr begann zu hämmern, und die Munition raste in einem farbigen Reigen dem schwarzen Schatten entgegen, der auf sie zuhielt. Jurij ging im gleichen Augenblick ein Stück runter, was genau rechtzeitig kam, denn Rastalocke hatte zu hoch gezielt, sodass die ersten MG-Geschosse über den Angreifer hinweggejagt und gegen die nächsten Felswände geprallt waren, um als Querschläger in alle Richtungen wegzuspritzen. Nun senkte sich die Nase der alten russischen Maschine und riss die MG-Geschosse mit nach unten. Der Pilot des Hubschraubers reagierte blitzschnell.
    Er zog den Helikopter hoch und zur Seite. Der Scheinwerferstrahl, der sie eben noch geblendet hatte, wanderte nach oben. Dann tauchte der schwarze Bauch des Hubschraubers in ihrem Blickfeld auf und wurde vom Bugscheinwerfer der Lisunov erfasst.
    Es war ein gespenstischer Anblick. Die leuchtende MG-Spur schnitt kleine, farbige Bruchstücke aus der Dunkelheit, und Dirk hielt den Atem an in Erwartung der Treffer, die das Metall der Außenverkleidung mit mörderischer Wucht durchschlagen mussten. Doch er hatte die Rechnung ohne den gegnerischen Piloten gemacht. Der Hubschrauber legte sich fast waagerecht auf die Seite und wich der Maschinengewehrsalve aus. Offenbar wollte der Pilot in entgegengesetzter Richtung an der Lisunov vorbeifliegen, sich hinter sie setzen und sie von dort aus unter Beschuss nehmen.
    Das Manöver wäre ihm wohl auch gelungen, wenn ein anderer als Jurij am Steuer der russischen Maschine gesessen hätte. Dirk hatte keine Ahnung, wie der alte Pilot das Kunststück fertigbrachte, aber die Lisunov kippte einen Sekundenbruchteil schneller zur Seite als der Hubschrauber. Vorausgesetzt, Rastalocke führte das Maschinengewehr überhaupt nach, dann war er eindeutig zu langsam. Jurij hingegen nutzte die MG-Salve, als würde sie von einem fest montierten Zwillings-MG durch die Propeller eines Dreideckers abgefeuert, wie es zu Zeiten des Roten Barons üblich gewesen war. Der MG-Strahl verfolgte den fliehenden Hubschrauber. Dirk konnte aus seiner Position heraus nicht genau erkennen, was geschah …
    Bis der Hubschrauber von einem Schlag getroffen wurde, der ihn geradezu aus der Flugbahn katapultierte. Im gleichen Moment bellte seine Bordkanone auf und ein Wirbel von Geschossen zischte über die Lisunov hinweg. Jurij ließ sie noch weiter absinken. Nun würde ihnen der Hubschrauber entwischen, denn ihre eigene Salve zielte plötzlich viel zu tief.
    Doch da sackte der Helikopter durch, und zugleich gelang es Rastalocke endlich, das schwere Maschinengewehr nachzuführen und direkt auf den Hubschrauber zu richten. Kinah rutschte in ihrem Sitz so weit nach unten, wie es der Sicherheitsgurt gestattete, und Dirk blieb nichts anderes übrig, als die Bewegung mitzumachen, wollte er nicht den Halt verlieren. Einen Augenblick lang vergrub er sein Gesicht in Kinahs Haar, dann zwang er sich, wieder nach vorne zu starren.
    Das MG spuckte dem Hubschrauber die Geschosse inzwischen nicht mehr gleichmäßig, sondern ohne jeglichen Rhythmus entgegen, und Dirk schoss durch den Kopf, dass es vielleicht überhitzt war oder das Munitionsband klemmte. Er war alles andere als ein Waffenfreund, aber die Vorstellung, dass das Maschinengewehr seinen Geist aufgeben könnte – gerade jetzt, da es darauf ankam,

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