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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gewicht und sah Dirk mit schief gelegtem Kopf an. »Das waren die Männer, die schon die ganze Zeit hinter euch her sind. Wir wollen euch nur vor ihnen beschützen.«
    »Ja, natürlich.« Dirk deutete mit einer ärgerlichen Kopfbewegung auf den Hubschrauber, aus dem gerade der Pilot stieg – erkennbar an dem Helm mit Funksprecheinrichtung. »Deswegen schießt ihr ja auch ständig auf uns.«
    »Das waren wir nicht.« Jan warf einen Blick auf John. »Das hier, ja. Und dieses Blutbad war völlig unnötig. Ihr habt angefangen.«
    »Natürlich«, sagte Dirk noch einmal. »Wir haben auch den Luftkampf eröffnet.«
    Jan hatte offensichtlich eine Antwort parat, doch gerade, als er sie aussprechen wollte, begann Kinah zu zappeln. »Lasst mich runter, bevor ihr euch gegenseitig die Köpfe einschlagt!«
    »Entschuldige«, stieß Dirk zerknirscht hervor. »Ich bin solch ein Idiot.«
    »Stimmt«, bestätigte Kinah. Ihre Stimme klang keinen Deut kräftiger als zuvor, aber entschiedener. »Du hast nämlich vergessen, was du mir selbst erzählt hast. Zwei Helikopter haben uns verfolgt. Und in ihrem Funkverkehr war von einer dritten Maschine die Rede, die die Piloten der anderen zwei nervös machte.«
    Dirk öffnete den Mund, um darauf zu antworten, klappte ihn dann jedoch wieder zu. Nein. Wenn Kinah recht hatte, dann war das, was hier stattgefunden hatte, dieses fürchterliche Gemetzel, das Biermann und John den Tod gebracht hatte, nicht nur vollkommen unnötig, sondern der reinste Wahnsinn gewesen. Dann hatten sie ihre einzigen Verbündeten angegriffen. »Aber Ventura …«, begann er.
    »Ist der Mann, der mich gerettet hat, nachdem du und Lubaya aus der einstürzenden Grotte geflohen wart, ohne euch um mich zu kümmern«, unterbrach ihn Jan. »Ja, Dirk.« In seinen Augen schimmerten Tränen. »Es ist wahr. Ventura gehört nicht zu den Leuten, die euch ans Leder wollen. Ganz im Gegenteil. Er ist einer der Guten. Begreif das doch!«
    Dirk stand da, wurde von dem viel zu warmen Wind zerzaust, hielt Kinah fest und starrte Jan sprachlos an. Ja, es passte durchaus zusammen. Drei Maschinen. Zwei, die hinter ihnen her gewesen waren, und die dritte.
    Im schlimmsten Fall machten zwei verschiedene Gruppen Jagd auf sie. Im besten Fall hatten sie Unterstützung bekommen, aus welchen Gründen auch immer.
    »Wenn das stimmt …«
    »Wäre das, was in den letzten Minuten hier geschehen ist, eine Katastrophe«, beendete Jan den Satz. »Und genau so ist es auch.«
    Dirk nickte. Er glaubte Jan. Nicht, weil er ihn so sehr ins Herz geschlossen hatte, wie Kinah das getan haben mochte, sondern weil er seine Ernsthaftigkeit spürte.
    »Dann müssen wir sehen, dass wir das irgendwie …«
    »Ungeschehen machen?« Jan wurde es allmählich zur schlechten Gewohnheit, ihn ständig zu unterbrechen. »Das können wir nicht. Lass uns lieber von hier verschwinden, bevor der Sturm noch heftiger wird.«
    Dirk atmete tief ein. Es gab nichts mehr zu sagen. Jan hatte recht. Schon jetzt zerrte der Wind derart an ihnen, dass sie sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnten. Sie mussten zum Hubschrauber, ehe der Sturm einen Start unmöglich machte …
    Eine Bewegung am Boden erregte seine Aufmerksamkeit. Etwas Huschendes, Unruhiges, genau dort, wo Rastalocke lag. Für einen Sekundenbruchteil glaubte Dirk, eine Ratte an der Leiche schnuppern zu sehen, ein besonders fettes, widerliches Exemplar.
    Es war keine Ratte. Es war die Hand des Mannes, den er für tot gehalten hatte. Johns Finger umklammerten etwas.
    Den Griff der Signalpistole.
    Dirk stöhnte auf. Er hätte Kinah loslassen müssen, um zu tun, was getan werden musste – um den Wahnsinn zu stoppen, der in die letzte Runde ging. Aber das brachte er nicht fertig.
    Rastalocke fuhr bebend hoch. Sein linker Arm war von einem oder mehreren Treffern regelrecht zerfetzt, ein blutüberströmter Stumpf, bei dessen Anblick sich jedem normalen Menschen der Magen umdrehen musste. Dirk blieb keine Zeit für eine derartige Reaktion. John war nicht besonders schnell, aber zielstrebig, und er handelte aus einer verrückten Logik heraus. Seine Bewegungen waren abgehackt, sein Gesicht wirkte leblos und fahl wie das eines Zombies, doch in seinen Augen glomm ein unheilvolles Feuer.
    »Nicht!«, schrien Kinah und Jan gleichzeitig.
    Dirk schrie nicht, er atmete nicht, er war wie gelähmt.
    Rastalocke hatte sich halbwegs aufgerichtet. »Ihr Schweine!«, brüllte er, kaum verständlich, aber getränkt von Hass und

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