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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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pflichtete ihm Dirk bei.
    Noahs Blick veränderte sich, wurde zu einer stummen Frage. »Du kanntest ihn doch gar nicht«, stellte er fest.
    Dirk schloss die Augen und atmete tief durch. Er fühlte sich unendlich schwach.
    »Mag sein, dass ich ihn nicht kannte.« Er schlug die Augen wieder auf. »Aber er kannte mich. Irgendwie hat er es geschafft, mit mir … in Kontakt zu treten.«
    Das Misstrauen, mit dem Noah ihn auf einmal ansah, versetzte Dirk einen schmerzhaften Stich. Wäre dieser Junge bei ihm aufgewachsen wie Akuyi, hätte er ihm vielleicht die eine oder andere Schwäche vorgehalten, ihm jedoch gewiss niemals misstraut.
    »In Kontakt getreten? Hat er dich angerufen oder dergleichen?«
    Dergleichen war eine merkwürdig altmodische Formulierung für einen jungen Mann. Noah sprach zwar Deutsch, aber mit hörbarem Akzent, und seine Wortwahl war auch nicht gerade die eines deutschen Großstadtteenagers.
    »Nein, dein … Großvater hat mich nicht angerufen. Er hat sich mit mir getroffen.« Als Noah den Mund öffnete, winkte Dirk ab. »Frag mich nicht, wie er das gemacht hat. Ich habe ihn leibhaftig vor mir gesehen, genau wie jetzt dich. Allerdings brannte ein Lagerfeuer zwischen uns, von dem ich keine Spur mehr entdecken kann.«
    Noah starrte ihn fassungslos an. »Das glaube ich nicht!«
    »Warum denn nicht?«, fragte Dirk. »Was für einen Grund sollte ich haben, mir so etwas auszudenken?«
    »Das meine ich nicht.« Noah strich seine langen blonden Haare zurück. »Warst du vielleicht … Hattest du getrunken, bevor du ihn gesehen hast?«
    »Nein.« Dirk konnte nicht verhindern, dass seine Stimme einen verletzten Unterton annahm. »Ich habe keinen Schluck getrunken und auch nichts anderes konsumiert. Was hat dir dein Großvater über mich erzählt?«
    »Nichts, was dich beunruhigen müsste«, behauptete Noah. »Aber darum geht es gar nicht. Das Lagerfeuer … ist ein Symbol für ein rituelles Gespräch. Aber so etwas hat zwischen euch ja niemals stattgefunden.«
    »Das kann man sehen, wie man will. In meinen Augen hat es durchaus stattgefunden. Und das gleich mehrmals.« Dirk richtete sich auf und lehnte sich gegen die Felswand. »Ich verstehe nichts von der Kultur, in der du aufgewachsen bist, Noah. Aber wenn mir jemand einen Einblick in die Denkweise hat geben können, die dich geprägt hat, dann war das dein Großvater.«
    Noah schwieg für eine Weile. Ein fast gequälter Ausdruck trat in seine Züge. »Shimeru war ein ganz besonderer Mensch. Er hat mir erklärt, warum er mich damals zu sich nehmen musste, und ich bin froh, dass er es getan hat. Sonst wäre ich jetzt wohl kaum in der Lage, euch zu helfen.«
    »Du bist gekommen, um uns zu helfen?«, fragte Dirk überrascht.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Noah. »Shimeru hat erst sehr spät erfahren, an welchen Ort wir reisen müssen, um die Sturmgötter zu beschwichtigen. Beinahe zu spät. Wir haben uns in das nächste Flugzeug nach Ägypten gesetzt und sind mit einem Geländewagen hierhergefahren.«
    Die Vorstellung, dass der Schamane am Steuer eines Toyotas oder Landrovers gesessen hatte, passte überhaupt nicht zu dem Bild, das sich Dirk von dem alten Mann gemacht hatte.
    »Was weißt du über die Männer, die hier herumballern?«, fragte er.
    »So gut wie nichts«, antwortete Noah. »Shimeru hat mir nur gesagt, dass Krieger kommen werden, um das Heiligtum in Besitz zu nehmen.«
    »Du meinst bestimmt den Thunderformer.«
    »Thunderformer?« Noah runzelte die Stirn. »Ja, Shimeru hat dieses Wort einmal erwähnt. ›Eine böse Gerätschaft, die vernichtet gehört‹, hat er gesagt.« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Du glaubst, dieser Thunderformer und das Heiligtum sind ein und dasselbe? Das kann doch nicht sein!«
    »So hat es mir Shimeru zumindest erklärt.«
    »Falls er dir wirklich etwas erklärt hat und du dir das nicht bloß eingebildet hast«, wandte Noah ein.
    Dirk sah ihn finster an. Er hatte sich nicht viele Gedanken darum gemacht, wie sein erstes Treffen mit Noah verlaufen würde. Doch er wäre niemals darauf gekommen, dass ausgerechnet sein bei einem Schamanen im tiefsten Afrika aufgewachsener Sohn eine mystische Begegnung anzweifeln würde.
    »Ich habe mir nichts eingebildet«, beharrte er. »Gerade du solltest wissen, was Shimeru über mystische Begegnungen erzählt hat. Und dass er dabei dauernd von Geistern und Dämonen geredet hat, als wären die schuld an dem, was hier geschieht.«
    »Sei still«, sagte Noah hastig und blickte ihn

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