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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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... Ihr Umhang. Elspeth zog an dem Verschluss, riss das Kleidungsstück herunter und schritt auf die Kämpfenden zu. „Haltet ein!“ schrie sie und warf die Chamarre über ihre gekreuzten Schwerter. Die dunkle Wolle legte sich über den blanken Stahl, hüllte ihn in den dicken, feuchten Stoff. Die scharfen Spitzen der Klingen durchdrangen das Material und verfingen sich dadurch noch stärker in ihrer Falle.
    „Elspeth! Du Närrin!“ brüllte Lucais. Er versuchte fluchend, das Schwert herauszuziehen. Auf dem Pferd sitzend tat Alain es ihm gleich. Das Kleidungsstück wurde zwischen ihnen hin und her geschoben, wie ein Lumpen im Kampf zwischen zwei großen, wütenden Hunden.
    „Ihr seid die Narren.“ Elspeth ergriff den Saum des verhedderten Umhangs und zerrte ihn nach unten. Die Wolle riss, dann wickelte sie sich fest um die Hefte der Schwerter. „Hört mir beide zu. Ich ...“
    Lucais stieß einen verächtlichen Fluch aus, ließ das Schwert fahren und zog den Dolch aus seinem Gürtel. „Bleib zurück, Elspeth“, schrie er und hätte sich auf Alain gestürzt, hätte sie sich nicht dazwischengeworfen.
    Elspeth umfasste mit beiden Armen Lucais’ Taille und hielt sich an seinem dicken Ledergürtel fest. „Sei vernünftig, Lucais“, bettelte sie.
    „Vernünftig!“ Er umfasste ihren Unterarm, schmerzhaft, verzweifelt bemüht, sie abzuschütteln, um den eingeschworenen Feind doch noch zu töten.
    „Lauf, Alain“, schrie sie.
    „Verdammt!“ brüllte Lucais und übertönte damit die Hufschläge auf losem Gestein, als Alain die Gelegenheit wahrnahm zur Flucht.
    „Das hättest du nicht tun dürfen.“ Lucais stieß sie von sich.
    „Ich weiß“, sagte Elspeth, benommen vor Schmerz. Wahrscheinlich hatte sie nun die Chance auf ein Leben mit ihm verspielt. „Ich war es Alain schuldig. Er ist nicht wie Raebert und Seamus. Er ist ein guter Mensch.“
    „Du liebst ihn“, sagte er gefühllos und gleichgültig.
    „Nein!“ Doch Elspeth wusste, dass er ihr nicht glaubte. Und dann war keine Zeit mehr, sich zu verteidigen oder zu erklären, denn die siegreichen Sutherlands stürmten den Hügel herauf, um ihrem Anführer für die List, mit der er ihr Leben gerettet hatte, zu danken.
    Ich habe verloren, dachte Elspeth, als die lachenden Männer um sie herum jubelten. Sie hatte versucht, zwei Männer zu retten, und hatte beide verloren. Es musste einen Weg geben, um Lucais davon zu überzeugen, dass es Dankbarkeit, nicht Liebe, war, die sie dazu gebracht hatte, Alain zu retten. Doch jetzt war sie zu sehr erschöpft, starr vor Kälte und erfüllt mit Trübsal, als dass sie darüber nachdenken konnte, wie sie dem verworrenen Labyrinth aus Schmerz und Halbwahrheiten entrinnen konnte.
    Es war früher Nachmittag, ehe Lucais Elspeth und die beiden verwundeten Sutherlands nach Kinduin zurückbrachte. Da die Ladung nun auf sicherem Weg zum Markt war und die Munros blutig geschlagen nach Scourie heimkehren mussten, sollte er sich siegreich fühlen. Stattdessen fühlte er sich wie ausgehöhlt. Schmerzhaft leer. Es war, als hätte Elspeths Verrat ein großes Loch in seine Brust gerissen.
    „Lucais?“ sagte Elspeth sanft und riss ihn aus seinen quälenden Gedanken. „Die Zugbrücke ist herabgelassen. Wir sollten Harry hineinbringen.“
    Lucais blickte zu dem jungen Harry, der neben Cathal ritt. Der Bursche hatte einen Schwerthieb an der Schulter abbekommen und wäre auf der Straße verblutet, wäre Elspeth nicht hinzugeeilt, um einen dicken Verband anzulegen, den sie mit Cathals Gürtel fest zusammenzog. Auf ihr Geheiß hatte man jede Stunde angehalten, um den Gurt zu lösen und den Verband zu wechseln. Ohne ein Wort der Klage hatte sich Harry an seinen Vater gelehnt, das Gesicht totenbleich und schweißgebadet.
    „Reite voraus“, sagte Lucais schroff zu Elspeth, besorgt, sie könnte noch vor den Toren Kinduins ausreißen.
    Elspeth seufzte und beugte sich dem Unvermeidlichen. Er hasste sie. Indes, sie bedauerte nicht, Alain gerettet zu haben. Er war ein aufrichtiger Mann. Könnte sie Lucais doch nur dazu bringen, das trotz seines Hasses auf die Munros einzusehen.
    Widerstrebend setzte sie ihr müdes Pferd in Bewegung, die Schultern gebeugt unter dem Tartan, den Lucais ihr geborgt hatte. Trotz der vielen Stunden, die sie ihn getragen hatte, strömte die warme Wolle immer noch den Geruch von Lucais aus. Der einzigartige Duft drang in ihre Nase, als die Hufe über die hölzerne Zugbrücke klapperten. Erinnerungen an ihr

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