Sturm ueber den Highlands
Beisammensein tauchten wie zum Hohn in ihr auf. Zweifellos würde sie ihm niemals wieder so nahe kommen.
Ganz Kinduin war auf den Beinen, um sie willkommen zu heißen. Die Menschenmenge reichte von der Straße über die Außenmauer bis in den inneren Burghof. Lucais ritt dahin. Er blickte weder rechts noch links. Er achtete nicht auf die Fragen, die ihm die besorgten Clansmänner im Vorbeireiten zuwarfen. Er überließ es zwei Kriegern, die als Wache ihre kleine Gruppe begleitet hatten, den Wartenden eine kurze Beschreibung der Vorfälle der letzten Nacht zu geben.
Ein Murren ging durch die Versammlung, als sie vernahmen, dass die Munros dem Wagenzug aufgelauert hatten. Das Murren wurde zu einem erstaunten Ausruf über Lucais’ wagemutige List, den Plan zu vereiteln, und es schwoll zu einem Jubelschrei an, als man vernahm, dass der Feind geschlagen worden war. „Lion! Lion!“ rief die Menge.
Der Held des Tages schien ungerührt von der Verehrung für ihn, als Elspeth einen Blick zu ihm zurück über ihre Schulter warf. Er nahm den Helm ab und steckte ihn unter den Arm, doch er runzelte die Stirn in grimmiger Vorahnung.
Was wird er nun tun? fragte sie sich, als sie ihr Pferd vor dem Burgfried zum Stehen brachte. Der Turm von Kinduin blickte auf sie herab, finster und missbilligend wie sein Laird. Ein kalter Schauder durchfuhr sie trotz der wärmenden Sonnenstrahlen. In einigen Augenblicken würde sie absteigen, die Treppe hinaufgehen und durch die schwarze Öffnung der Tür verschwinden. Und was dann? Würde Lucais sie wieder in das Kontor sperren?
„Dem Himmel sei Dank, dass du sicher zu uns zurückgekehrt bist“, rief Ena. Sie stand da und half Elspeth aus dem Steigbügel. Tränen der Dankbarkeit rannen über ihre Wangen. Hinter ihr stand Wee Wat und lächelte nahezu so breit wie Klein Gillie, die er im Arm hielt.
„Ja. Dank sei Gott“, sagte Elspeth.
„Und du bist sicher nicht verletzt?“ sagte der alte Mann, als sie wenig später die Halle betraten. „Du hast keine gute Farbe und zitterst wie ein neugeborenes Füllen.“
„Es ... es geht mir gut“, flüsterte sie. „Ich bin nur müde.“ „Kein Wunder. Mehr als vierundzwanzig Stunden sind vergangen, seit du Kinduin verlassen hast, und den Ringen unter deinen Augen nach zu schließen, hast du nicht geschlafen. Wo bist du hin? Du bist zum Turm geritten, nicht wahr?“ fügte er hinzu, als sie nicht antwortete.
„Sprich leise.“ Elspeth blickte verstört um sich, doch Ena und Lucais waren über Harry gebeugt, und die anderen hatten sich um den zweiten verwundeten Krieger geschart, versorgten ihn mit Brot und Ale und erfuhren dafür den ganzen Verlauf der Schlacht.
„Irgendetwas stimmt nicht“, sagte Wee Wat stirnrunzelnd. Elspeth beugte den Kopf. „Nichts, was man noch in Ordnung bringen könnte.“
„Was ist es?“ Seine Finger umschlossen fest ihren Arm. „Wenn er dir etwas angetan hat, dann schaffe ich dich rasch fort von Kinduin ... “
„Nein, Lucais hat nichts getan.“ Außer dass er sich widersetzt, an mich zu glauben.
Wee Wats Seufzer der Verzweiflung spiegelte ihre eigene schmerzhafte Enttäuschung wider. „Du wirst es mir beizeiten schon sagen, denke ich. “
Elspeth befreite sich aus seinem Griff, als er versuchte, sie aus dem Saal zu führen. „Ich muss mich um Harry kümmern.“
„Du hast bereits genug getan“, sagte Lucais mit düsterem Blick. Sie wirbelte herum, um in sein starres Angesicht zu blicken. Zählte ihr gemeinsames Abenteuer irgendetwas? Augenscheinlich nicht. „Bring sie nach oben“, sagte er zu Wee Wat, dann wandte er sich ab und schritt davon.
Es war finster und das Abendessen lange vorbei, als Lucais sich aufmachte in seine Gemächer zu gehen. Erschöpft, wie er war, hätte er wahrscheinlich auf dem Fußboden schlafen können. Er hätte dies auch dem Zusammensein mit Elspeth vorgezogen, doch er wollte verdammt sein, wenn er seine Meinungsverschiedenheit vor Cathal und den anderen austrug. Stolz war ein Teil davon. Nach dem Debakel mit Jean wollte er nicht, dass man über seine Unfähigkeit, ein Weib bei sich zu halten, tuschelte.
Seine andere Besorgnis war eher zweckmäßig. Wenn seine Clansmänner erfahren sollten, dass Elspeth die Schatulle von Daibidh gestohlen hatte, zum Turm geritten war und zweimal Alain zur Flucht verholfen hatte, könnte ihr Zorn dazu führen, etwas Verheerendes zu tun. Trotz der Bitterkeit, die er ihr gegenüber empfand, war der Gedanke daran, dass ihr etwas
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