Sturm ueber den Highlands
sie, noch ehe sie etwas sagen konnte.
Was habe ich getan? dachte Lucais, betäubt, entsetzt.
Er hatte sein Weib geliebt. Sein verräterisches Weib. Er hatte sich mit ihr vereinigt.
Zitternd, schwach und verzehrt von mehr als nur körperlicher Anstrengung, rollte Lucais sich auf die Seite. Leise seufzend schmiegte Elspeth sich an ihn, ein Bein über das seine gelegt. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter.
Hatte sie das geplant? Ihn zu verführen, um seinem Ärger auszuweichen?
Nun, es sollte ihr nicht gelingen.
Elspeth zwang sich, wach zu bleiben, trotz der Spannung, die Lucais ausstrahlte. Es betrübte sie, dass ihr Lieben nichts verändert hatte. Immer noch zweifelte er an ihr. Sie musste einen Weg finden, der ihm die Augen öffnete.
17. KAPITEL
Lucais kam allmählich aus einem tiefen erschöpften Schlaf zu sich und merkte nur langsam, was um ihn herum vorging. Er lag auf dem Rücken. Im Bett. Seinem eigenen, so dachte er, denn Elspeths Lavendelduft stieg in seine Nase, als er den Kopf auf dem Kissen bewegte. Den Rest seines Körpers zu bewegen war schon schwieriger. Er versuchte die Beine zuerst. Er konnte sie nicht regen. Seine Arme waren über seinen Kopf gestreckt. Der Versuch, sie zu senken, war nicht sehr erfolgreich, es gelang ihm nur bis zur Taille, da etwas um seine Handgelenke geschlungen war, das ihn festhielt ...
„Zur Hölle!“
Lucais riss die Augen auf und sprang auf. Oder er versuchte es. Er war an Armen und Beinen ans Bett gefesselt. Die Munros hatten Kinduin überfallen, während er schlief! Widersinnigerweise galt sein erster Gedanke Elspeth. Er musste sich befreien, sie finden und dem Feind entreißen. Er fluchte schwer atmend, zerrte an seinen Fesseln, zog und drehte daran ... ohne Erfolg. Er sank zurück, keuchend vor Anstrengung und Entsetzen, überwunden, jedoch nicht besiegt. Er würde einen Weg finden. Er w...
„Ah, du bist endlich aufgewacht“, rief eine gut gelaunte Stimme. Die Bettvorhänge wurden beiseite geschoben und tauchten seine dunkle Schreckenskammer in strahlenden Sonnenschein.
Lucais blinzelte im plötzlich einfallenden Licht. „Elspeth, was geht hier vor?“ wollte er von der Gestalt, die schemenhaft in der Öffnung stand, wissen.
„Ich habe dich festgebunden. Willst du nun zuerst den Nachttopf oder etwas zu essen?“ erkundigte sie sich. Die Hände hatte sie in die Hüften gestützt, den Kopf keck erhoben. Als er nicht antwortete, wiederholte sie die Frage.
„Löse mir die Fessel!“ Sein zorniger Ausbruch ließ sie einen Schritt zurückweichen. Dann straffte sie die Schultern und näherte sich erneut.
„Das kann ich nicht tun. Nicht bis du mir zugehört hast ...“
„Du kannst mir erzählen, was immer du willst... wenn du mich losgebunden hast“, sagte Lucais und zerrte an den Stricken.
Ihre Gesichtszüge wurden sanft. „Du fügst dir selbst Schmer-zen zu. Es tut mir Leid, aber diese seidenen Schnüre sind wirklich sehr stark, und Lion hat mich gelehrt, wie man haltbare Knoten knüpft. Du kommst nicht frei, ehe ich es nicht will.“ „Man wird mich unten vermissen und nach mir sehen.“
„Ich habe ihnen erzählt, dass du erschöpft seist und den ganzen Tag schlafen möchtest.“
Er versuchte sich erneut an den Fesseln. „Ich schreie die ganze Burg zusammen.“
„Dann stecke ich dir einen Knebel in den Mund.“
„Hexe!“
„Narr!“
Er sank zurück und starrte sie an. „Nur, weil ich dir vertraut habe.“
„Du hast mir nicht vertraut.“ Elspeth seufzte schwer. „Das schmerzt mich und bringt uns auseinander.“
„Ich möchte dir vertrauen, Beth. Drei Nächte zuvor dachte ich, dass alles gut werden könnte. Dann ..."
„Und dann habe ich entdeckt, dass du mein Dokument gestohlen hast, und wurde wütend. Wütend genug, um dir eine Lehre zu erteilen und mir zu holen, was mir gehört. Oder was ich dachte, das mir gehört“, fügte sie sanft hinzu. Im Inneren des Turms war sie sich bewusst geworden, dass er den Alten gehörte. „Niemals hätte ich den Eingang zu dem unterirdischen Gang gefunden, hätte Daibidh mir nicht geholfen.“
„Wenn du mich losbindest, werde ich gehen und ihn danach fragen.“
Elspeth stampfte mit dem Fuß auf den Boden. „Warum kannst du mir nicht glauben?“
„Weil ... weil es keinen vernünftigen Grund für Daibidh gibt, alte Bräuche zu missachten und dich in unseren geheiligten Ort zu lassen.“
„Vertrauen widerspricht oftmals der Vernunft. Betrachte unsere Geschichte, es war nicht vernünftig von
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