Sturm ueber den Highlands
hatte. Er drückte sie fester an sich und war erfreut, wie sie sich in seine Arme schmiegte.
Widerwillig gestand er sich ein, dass er dafür wohl den Munros danken musste. Wäre da nicht Seamus’ Versuch gewesen, Elspeth in seine Gewalt zu bekommen, dann hätte er sich nicht mit ihr vermählt. Doch das brachte wieder die Geschehnisse mit dem Turm zutage. Und das Dokument. Existierte es?
Er wandte den Kopf und erspähte ihre Stiefel neben dem Badezuber.
Elspeth erwachte erschrocken, als Lippen ihren Mund berührten. „Was ist?“ fragte sie, als Lucais den Kuss rasch beendete.
„Ich habe einiges zu erledigen.“ Lucais stand nackt neben dem Bett.
„Wie lange bist du schon wach?“ fragte sie verschlafen.
Er wandte den Blick ab. „Erst seit kurzem.“ Er beugte sich über sie und zog die Decke hoch bis an ihr Kinn. „Du bleibst hier und schläfst. Du weißt, dass du letzte Nacht sehr wenig Schlaf hattest....“ Seine Augenbrauen hoben sich. „Und du wirst in der
nächsten Zeit nicht sehr viel mehr bekommen.“
Elspeth kicherte und legte die Arme um seinen Nacken. „Ich habe nicht gewusst, dass es so schön sein kann.“ Sie seufzte. „Es ist wie ... wie mit dem Wind um die Wette zu reiten. Schwindel erregend und aufregend“, flüsterte sie, verwundert durch die Gefühle, die er in ihr erweckt hatte. Neue, unbekannte Gefühle, die den Schmerz vertrieben. „Nach dem, was Raebert mir angetan hatte, glaubte ich, nie wieder mit einem Mann lachen zu können.“ Lucais runzelte die Stirn. „Ich hätte dir das erspart.“
„Ich weiß. Es war jedoch meine eigene Dummheit....“
„Das alles liegt nun hinter uns.“ Er küsste sie und richtete sich auf. „Ruh dich aus. Ich muss mich um Verschiedenes kümmern. Ich sehe dich beim Abendessen.“
„Was sind das für Dinge, die du erledigen musst?“ Ihre Mutter war in alle Bereiche des Lebens auf Carmichael eingeweiht, und sie war nicht bereit, sich mit weniger zufrieden zu geben.
„Arbeite an den Hauptbüchern“, sagte er mit gedämpfter Stimme, da er gerade eine braune Tunika über den Kopf zog. „Damit bin ich nahezu fertig.“
Sein Ausdruck war ernst, als er den Raum durchquerte, um sich zu ihr auf den Bettrand zu setzen. „Ich fürchte, das Leben auf Kinduin wird dich langweilen.“
„Niemals. Es gibt so vieles zu tun, doch du willst mich nicht hinauslassen, um es zu erledigen. Du kannst mich nicht für immer in diesem Gemach eingesperrt halten.“
„Nur so lange, bis sich die Angelegenheit mit den Munros beruhigt hat.“ Diese Worte weckten neue Ängste in ihr.
„Lucais“, rief sie. Er brachte sie mit einem Kuss zum Verstummen.
„Ich weiß, das ist, als würde man einem Falken die Flügel stutzen, doch ...“ Er konnte es nicht riskieren, dass sie oder das Dokument in die Hände der Munros fiel. Schaudernd dachte er an das verdammte Pergament, das er in ihrem Stiefel entdeckt hatte und das sich nun in einer Truhe in seinem Kontor befand. Er hatte den Absatz mit dem Leim, den sie dazu benützte, die Kerbhölzer zusammenzuleimen, wieder versiegelt. Seither fühlte er sich unaufrichtig. Der Drang, ihr sein Handeln einzugestehen, war stark, doch nicht so stark wie der Wunsch zu erfahren, warum sie daraus ein Geheimnis machte ... besonders nach letzter Nacht. „Habe Geduld.“
Die Tür sprang auf, und Gillie steckte den Kopf herein. Sie riss die Augen auf, als sie Lucais entdeckte, und wollte sich sogleich zurückziehen.
„Gillie, komm näher“, rief er, da er eine Möglichkeit sah, Elspeth zu beschäftigen und einen Fehler wieder gutzumachen, den er nicht wissentlich begangen hatte. Das Mädchen senkte den
Blick. Die Art, wie sie mit ihren Füßen schlurfte, während sie den Raum durchquerte, ließ sein Herz stocken. Himmel, er hatte gedacht, das Richtige mit ihr zu tun, doch sein Schuldgefühl hatte ihn blind für den Schmerz dieses Kindes gemacht.
Elspeth drückte seine Hand. „Sie ist noch jung. Es ist noch genug Zeit, um alles wieder gutzumachen.“
„Ich danke dir.“ Er wusste, dass es richtig war, die Wahrheit über Gillie zurückzuhalten. Lucais nahm Elspeth bei der Hand, und gemeinsam warteten sie, bis das Mädchen sie erreichte.
„Ich habe nicht gewusst, dass du hier bist“, flüsterte Gillie.
„Es ist schon gut, Gillie.“ Seine Stimme klang gepresst. „Ich möchte, dass du hier bist.“ Sanft zog er sie an dem unordentlichen schwarzen Zopf. Ihre Augen waren nicht grau wie jene von Jean. Sie zeigten ein blasses
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