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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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übergeben, dachte sie, und ihr Herz schlug schneller. Eines Tages würde ihr Sohn, ihrer beider Sohn, genau dieses Messer tragen.
    Unter dem bldag lag ein Samtumhang, sorgfältig in Leinen gehüllt. Der muss seinem Großvater gehört haben, entschied sie und beurteilte das nach der Trübung des verschlungenen goldenen Verschlusses. Es war, als würde sie in der Vergangenheit herumstöbern. Vielleicht in einer Vergangenheit, als Menschen in Broch Tower lebten. Der Gedanke fesselte sie, und es gelüstete sie danach, in den Turm zu gelangen. Da entdeckte sie ein Kästchen.
    Nicht größer als ein Laib Brot, schien es sehr alt und war völlig aus Holz gefertigt, bis auf das Schloss, das leicht nachgab, als sie die Messerspitze ansetzte. Darin fand sie drei Seiten aus Haut, die auf Metallrahmen gespannt waren. Sie bewunderte die Erfindungsgabe der Alten. Die Zeichnungen waren mit der Zeit etwas verblasst, doch es war kein Irrtum möglich: auf der ersten war die Silhouette von Broch Tower erkennbar. Die zweite zeigte einen dicken Kreis, dessen Innerstes sich in kleine Zellen aufteilte, jede davon mit einem Zeichen markiert. War es ein Plan vom Inneren des Turms? Ihre Hände zitterten vor Aufregung, als sie den dritten Rahmen untersuchte. Er zeigte denselben Kreis und einen Weg, der von dort zu einer Gruppe von drei Steinen führte. Nein, es war kein Weg, sondern ein unterirdischer Gang.
    Natürlich, diese Menschen waren zu schlau gewesen, um Zuflucht in einem Turm zu suchen, der nur einen Eingang hatte. Sie hatten einen Fluchtweg, eine Möglichkeit, Vorräte unbemerkt herbeizuschaffen, während die Belagerer das Haupttor bewachten.
    Wusste Lucais davon? Nein, er hatte ihr gesagt, dass es keinen Weg hinein gäbe. Vielleicht hatte er noch keine Zeit gefunden, die Sachen seines Großvaters durchzusehen. Plötzlich konnte sie es nicht mehr erwarten, ihm von ihrem Fund zu berichten.
    Hastig legte Elspeth die Seiten wieder in das Kästchen und stellte es zurück, dann legte sie den bldag in die Truhe. Als sie den
    Umhang obenauf packte, fiel ein quadratisches Stück Pergament heraus, das sich in dem Leinen verfangen hatte. Es flatterte in ihren Schoß. Ein Wort war darauf geschrieben. Ihr Name.
    Ihre Hände zitterten, als sie es langsam entfaltete, denn sie wusste, was auf dem Pergament stand. Es war das Dokument von Broch Tower. Ihr Dokument. Lucais hatte es ihr genommen. Der Schmerz über seinen Verrat war so groß, dass sie sich einen Augenblick nicht bewegen oder gar denken konnte.
    „Warum weinst du, Mama?“
    Elspeth erschrak und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Es ist nichts.“ Nichts, nur ihr Herz war gebrochen, ihr Leben beendet, gerade als sie dachte ... Ein verächtliches Schluchzen entwich ihrer Kehle, als sie sich des wahren Verlustes bewusst wurde. Gerade als sie glaubte, einen Ort gefunden zu haben, wo sie hingehörte, eine Herausforderung und einen Mann, der es wert war, sich dieser zu stellen, wurde ihr all das plötzlich wieder genommen.
    Durch die Habsucht eines Mannes.
    Er musste das Dokument in der ersten Nacht gefunden und an sich genommen haben. Sie hätte es wissen müssen, dass er einen Hintergedanken hatte, als er plötzlich die Gelegenheit ergriff, um sich mit ihr zu vermählen. Er hatte nicht sie gewollt, sondern nur den Turm und seine Rache. Wie musste es ihn erfreut haben, die Frau, die ihn einst abgewiesen hatte, nun zitternd nach seiner Berührung betteln zu sehen. Nun empfand sie Ekel vor dem, was sie getan hatten. Der Schmerz in ihrer Brust schwoll an, so dass sie kaum atmen konnte.
    Flieh, solange du kannst, ehe er dich einsperrt, wie er es mit Jean getan hatte, schrie eine innere Stimme.
    „Mama, wohin gehst du?“ wollte Gillie wissen und zupfte an ihren Röcken, als Elspeth sich erhob und zur Tür begab.
    Oh, Gillie. Wäre doch alles anders gekommen, ich hätte dich geliebt und für dich gesorgt, als wärst du mein eigenes Kind. „Ich weiß es noch nicht, mein Liebling“, stieß sie hervor. Doch sie wusste es. Sie überlegte bereits fieberhaft, was sie alles brauchte. Ein Pferd, Nahrungsmittel, Wasser. Eine Waffe und ausreichend Zeit, um den Turm zu erreichen.
    „Elspeth, wo bist du?“ Lucais stieß die Tür auf und trat ein. Ein Mann, zufrieden mit allem, mit sich und der Welt. Selbst Cathals Halsstarrigkeit am Nachmittag konnte seine Glückseligkeit nicht dämpfen.
    „Ich würde lieber die Munros überfallen, als die Schiffsladung auf dem ganzen Weg nach Curthill zu

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