Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
gebracht. Nachdem offensichtlich war, daß der Alte Mann sich nicht freiwillig von irgendwelchen nützlichen Informationen über ihr geplantes Exil trennen wollte, hatte der Großteil des Hofes sich Hort, seinem Sohn, zugewandt, der nicht nur gesprächiger war, sondern auch mehr über die Politik und die Bewohner von Freistatt wußte. Nur Monkel hatte sich weiterhin mit dem Alten Mann befaßt und ihm Fragen gestellt, die nur einen Fischer interessierten: Fragen über Gezeiten und Riffe, die Art der Fische in den dortigen Gewässern und ihre Gewohnheiten, was Nahrungsaufnahme und dergleichen betraf. Der Alte Mann hatte erkannt, daß dies die Fragen eines Arbeiters waren, im Gegensatz zu jenen, die ihm das Militär und die Politiker gestellt hatten, und er hatte begonnen, Information gegen Information auszutauschen. Ihre gegenseitige Achtung entwickelte sich zu einer Art Freundschaft, und Monkel hatte den Alten Mann vor der Neugier und den Anzüglichkeiten seiner Landsleute geschützt. Nun waren sie in Freistatt, und der Alte Mann revanchierte sich, in dem er Monkel und seinem Clan half, sich hier einzugewöhnen.
    Die nächste Runde wurde gebracht, und Monkel griff nach seinem Beutel. Der Alte Mann bedachte ihn mit einem mißbilligenden Blick, doch der Beysiber lächelte lediglich und holte eine Münze heraus, die gerade genügte, für seinen eigenen Wein zu bezahlen. Die Setmur waren zwar arm, verglichen mit dem königlichen Burek-Clan, trotzdem jedoch bedeutend wohlhabender als ihre Freistätter Berufsgenossen. Bald nach ihrer Ankunft in der Stadt hatte der alte Mann Monkel vor einer unnötigen Schaustellung von Geld gewarnt – wie beispielsweise eine Runde für den Kapitänstisch zu bezahlen. Statt als die Geste wohlgemeinter Großzügigkeit angesehen zu werden, die sie war, würde es als Versuch ausgelegt werden, mit seinem Reichtum anzugeben, und statt seine Anerkennung durch die einheimischen Fischer zu fördern, sie im Gegenteil verhindern. Da Monkel von Natur aus fast ein bißchen übertrieben sparsam war, fiel es ihm nicht schwer, diesen Ratschlag zu befolgen, trotzdem machte der Alte Mann ihn immer noch von Zeit zu Zeit darauf aufmerksam.
    Der billige Wein, den die anderen Kapitäne vorzogen, schmeckte Monkel gar nicht, denn er war die milderen, feineren Getränke der Beysiber gewöhnt, trotzdem trank auch er ihn, um nicht allzu kritisch zu erscheinen, was den Geschmack seiner neuen Freunde betraf. Als Zugeständnis an seinen Gaumen saß er den ganzen Abend bei einem Glas, an dem er vorsichtig nippte, während er den Fischern zuhörte.
    Die Freistätter Fischer waren eine eigene, enge Gemeinde; die sich wenig um die Belange der ›Stadtleute‹ scherten. Das bewiesen auch ihre Gespräche. Von seinen Clansleuten, die nähere Verbindung zum Burek-Clan hatten, waren ihm eine Menge Gerüchte zugetragen worden, die sich beispielsweise damit befaßten, ob der rankanische Kaiser tatsächlich ermordet worden war oder nicht – und welche Auswirkungen das für Prinz Kadakithis haben mochte, der gegenwärtig der Auserwählte ihrer eigenen Beysa war. Am Kapitänstisch dagegen befaßte man sich mit der Wanderung von Fischschwärmen, und hin und wieder kam die Sprache auf die unvorhersehbaren Stürme, die scheinbar aus dem Nichts auftauchten und sogar für die im Hafen liegende Fischerflotte eine Gefahr darstellten. Auch über die kürzliche Sonnenfinsternis unterhielt man sich, die von den Fischern – im Gegensatz zu den Stadtleuten, unter denen Panik ausgebrochen war – ohne Aufregung beobachtet worden war, da Monkel ihnen versichert hatte, daß sie etwas völlig Natürliches sei.
    Monkel nahm eifrig an der ›Fisch‹-Diskussion teil, vor allem, soweit es um die Tiefseearten ging, mit denen er vertraut war, schwieg jedoch bei den Überlegungen, die die Stürme betrafen. Er hatte darüber natürlich seine eigene Meinung, doch selbst hier zögerte er, davon zu sprechen. Über dem Hafen hing in letzter Zeit ein Geruch von Zauberei, doch da Monkel als Fischer unter Fischern groß geworden war, sprach er lieber nicht von Dingen, die ihren Aberglauben unnötig schüren würden.
    Er war so in diese Gedanken versunken, daß ihm nicht sofort auffiel, als das Gespräch verstummte, ja daß sich über die ganze Wirtsstube Schweigen gesenkt hatte und alle auf die Tür starrten. Da Monkel mit dem Rücken zu ihr saß, mußte er sich umdrehen, um festzustellen, was sie sahen.
    In ihrer prächtigen Gardeuniform ließ Uralai vom

Weitere Kostenlose Bücher