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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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verfolgte. «Wir bezahlen für unseren Fang mit Blut», war eine der Redensarten, die er so oft benutzt wie gehört hatte.
    Tod durch Mord oder Anschläge war ihm jedoch neu. Der Gleichmut, mit dem die Menschen dieses neuen Landes kämpften und sich wehrten, ging über sein Fassungsvermögen. Das erschreckte ihn am meisten: nicht die Gewalttätigkeit selbst, sondern die Selbstverständlichkeit, mit der seine neuen Freunde sich damit abfanden. Sie stellten das Vorhandensein willkürlicher Gewalt sowenig in Frage wie die Gezeiten oder den Sonnenuntergang. Gewalt war ein fester Bestandteil der Welt des Alten Mannes – einer Welt, die nun auch seine war.
    Des Alten Mannes Bemerkung über Meuchler hallte in Monkel nach. Zu viele Beysiber wurden getötet – so viele, daß nicht einmal die abgestumpftesten Freistätter behaupten konnten, es sei reiner Zufall. Jemand oder möglicherweise eine Gruppe jagte die Einwanderer. Der Burek-Clan war davon stärker betroffen als sein eigener, und Theorien gab es viele: Die Burek waren reicher und zogen dadurch die Aufmerksamkeit von Meuchlern mehr auf sich; sie gingen des Nachts häufiger aus als die Fischer des Setmur-Clans; und durch ihre Arroganz und ihren Stolz neigten sie eher dazu, sich trotz des Gesetzes der Beysa in einen Kampf einzulassen. Monkel sah diese Gründe zumindest in einem gewissen Maß ein, trotzdem fand er, daß auch noch andere in Erwägung gezogen werden sollten. Was er von dem Alten Mann an Grundregeln über das Überleben auf der Straße gelernt hatte, gab er an die Angehörigen seines Clans weiter. Er war der Meinung, daß dies zu einem großen Teil für die geringeren Verluste unter den Setmur verantwortlich war. Und der Hauptgrund war vielleicht, daß die hiesige Fischergemeinde seinen Clan akzeptierte; ein Phänomen, das Monkel im Lauf der Zeit immer mehr zu würdigen wußte. Infolgedessen hatte er von sich aus beschlossen, seine Pflichten als Clanoberhaupt so zu erweitern, daß sie die Förderung der Freundschaft zwischen seinen Leuten und den Einheimischen umfaßten, ob es nun darum ging, sich für den Bau eines neuen Fischkutters einzusetzen, oder den Alten Mann bei seinem wöchentlichen Besuch in ihre Stammkneipe zu begleiten, wie er es heute tat.
    Das Weinfaß hatte sich verändert, selbst in der verhältnismäßig kurzen Zeit, die Monkel erst in Freistatt war. Viel des neuen Geldes war in die einzige leicht zugängliche Nahrungsquelle geflossen – den Hafen. Die Fischergemeinde erlebte einen Einkommenszuwachs wie nie zuvor, da blieb es nicht aus, daß ein Teil dieses neuen Reichtums in der Stammkneipe, dem Weinfaß, ausgegeben wurde.
    Die einst fast baufällige Hafenspelunke sah nun beinahe vornehm aus. Bequeme Stühle aus zweiter Hand aus einem Freudenhaus gekauft, standen nun, wo man früher auf harten, einfachen Bänken und leeren, alten Kisten hatte sitzen müssen. Und wo früher jahrealter Ruß und Schmutz geklebt hatten, wurde jetzt einmal im Monat gründlich saubergemacht. Doch ein wenig der alten Tradition war geblieben.
    Als Monkel dem Alten Mann in die Gaststube folgte, sah er an mehreren Tischen Clansleute, zwar Beysiber unter sich, doch von keinem Freistätter belästigt oder auch nur scheel angesehen. Einen Tisch jedoch gab es, an den sich keiner von ihnen gesetzt hatte, ja an den sich auch kein Freistätter Fischer ohne Aufforderung zu setzen gewagt hätte. Das war der Tisch, an dem bei ihrem Eintreten alle durcheinanderriefen.
    »Wird allmählich Zeit, Alter Mann!«
    »Wir haben schon deinen Anteil mitgetrunken! Du wirst eine neue Runde bestellen müssen!«
    »He, Monkel, kannst du nicht dafür sorgen, daß der Alte Mann ein bißchen schneller geht? Für Trödelnde sind die Straßen jetzt gefährlich!«
    An ihrem Tisch saß die Elite von Freistatts Fischergemeinde, die geachtetsten Kapitäne, deren selbstverständlicher Führer der Alte Mann war. Der Tisch unterschied sich nicht von den anderen hier, doch weil sie an ihm saßen, war die Bedienung prompter, und die Krüge waren bis zum Überlaufen gefüllt, wenn sie hier abgesetzt wurden.
    Monkel war der einzige, der als Ebenbürtiger am Kapitänstisch akzeptiert wurde, teils seiner Stellung als Oberhaupt des Setmur-Clans wegen, hauptsächlich aber, weil der Alte Mann sagte, daß er hierhergehörte.
    Vor ihrer Auswanderung nach Freistatt hatte ein beysibisches Aufklärungsschiff den Alten Mann und seinen Sohn auf dem Meer an Bord genommen und zum Verhör an den Hof der Beysa

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