Sturm ueber Hatton Manor
Damals war sie so naiv gewesen, sich auszumalen, dass Nash und sie einmal solche Kinder haben würden. Jetzt hingegen bedeutete es nichts mehr. Nichts …
Ihr Blick umwölkte sich, als sie sich eine Angst eingestehen musste, die sie bisher verdrängt hatte. In der Hitze der Leidenschaft hatte sie keinen Gedanken daran verschwendet, welche Folgen ihr Intermezzo mit Nash haben könnte. Schließlich hatte sie vorher noch mit keinem Mann geschlafen und sich daher auch nicht den Kopf über solche Dinge zerbrechen müssen.
Nein, ich kann nicht schwanger sein, versuchte sie sich zu beruhigen. Von allem anderen einmal abgesehen, war sie längst über das Alter hinaus, in dem eine ungewollte Schwangerschaft entschuldbar war. Sie war jetzt eine Frau und allein für ihr Leben verantwortlich – und für ein neues Leben, das Nash und sie womöglich gezeugt hatten?
Ihr Mobiltelefon klingelte und riss Faith aus ihren Gedanken. Als sie es einschaltete und Roberts Stimme hörte, dachte sie unbehaglich daran, wie die anderen ihr Verhalten Nash gegenüber einschätzen würden – vor allem Robert.
“Ich wollte nur mal hören, wie es läuft”, sagte er.
Schnell erzählte sie ihm, was sie gerade machte. Ob die Dinge, die Nash gerade erledigte, etwas mit der Stiftung und dem Haus zu tun hatten? Sie hielt es nicht für angebracht, sich danach zu erkundigen, zumal Robert ohnehin etwas gestresst wirkte.
“Wie läuft es mit dem Vertrag für Smethwick?”, fragte sie ihrerseits.
“Nicht so gut”, räumte er ein. “Ich esse morgen mit den anderen Vorstandsmitgliedern zu Mittag. Wahrscheinlich werden sie mich darum bitten, eine Lösung dafür zu finden, dass es sich so verzögert. Nash hat sich dir gegenüber nicht zufällig in irgendeiner Weise über Hatton geäußert, oder?”, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
Faith hatte Roberts wegen immer noch ein schlechtes Gewissen, als sie zu Abend gegessen hatte und ins Arbeitszimmer zurückkehrte. Da das schöne Wetter anhielt, hätte sie den Abend am liebsten im Garten verbracht. Doch sie war bei ihren Planungen auf ein Problem gestoßen, das sie erst lösen wollte.
Obwohl das Haus sehr groß war, befürchtete sie, dass die Umbaukosten in Anbetracht der relativ geringen Anzahl von Gästen, die hier untergebracht werden konnten, zu hoch waren. Der wunderschön gestaltete Garten eignete sich nicht für Kinder, und ihn zu zerstören, um etwas Neues zu schaffen, käme einem Sakrileg gleich.
Faith zerbrach sich immer noch den Kopf über dieses Problem, als Nash schließlich zurückkehrte. Sie sah ihn aus dem Wagen steigen und wäre am liebsten in ihr Zimmer geflüchtet. Die Wangen brannten ihr bereits. Allerdings hatte sie schon in jungen Jahren gelernt, sich zu behaupten. Warum sollte sie sich vor ihm verstecken? Immerhin war sie nicht allein für das verantwortlich, was zwischen ihnen vorgefallen war, selbst wenn …
Faith stellte fest, dass sie unwillkürlich den Atem anhielt, als Nash die Haustür öffnete. Sie hatte die Tür zum Arbeitszimmer angelehnt, und da Licht brannte, würde er sicher erraten, dass sie hier arbeitete. Und er hatte vermutlich genauso wenig Lust, sie zu sehen, wie sie ihn. Wenige Sekunden später öffnete er die Tür und kam herein. Nervös atmete sie aus.
In dem dunklen Anzug wirkte er noch maskuliner und imposanter. Hitzewellen durchfluteten sie, während sie versuchte, sich von seiner Körpersprache nicht einschüchtern zu lassen.
“Ich weiß, es ist spät, aber ich muss mit dir reden”, erklärte er schroff und legte ihr etwas auf den Schreibtisch.
“Was ist?”, fragte Faith unsicher und betrachtete unbehaglich das Blatt. Sie hatte keine Ahnung, worum es sich handelte, doch sein Gesichtsausdruck alarmierte sie.
“Das ist eine Eheerlaubnis”, informierte Nash sie grimmig.
“Eine was?” Verwirrt blickte sie ihn an.
“Eine Eheerlaubnis”, wiederholte er kurz angebunden und fuhr fort, ehe sie etwas erwidern konnte: “Ich kenne den Bischof – er war mit meinem Vater befreundet –, und er hat uns ausnahmsweise eine Eheerlaubnis ausgestellt. Ich habe alles in die Wege geleitet. Die Trauzeremonie findet morgen Vormittag um elf statt. Ich habe schon mit dem Pfarrer gesprochen. Er war …”
“Trauzeremonie?”, unterbrach sie ihn schockiert. “Nein!
Nein!
Das können wir nicht tun! Das ist unmöglich”, wandte sie ein. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie war fassungslos. Alles schien sich um sie zu drehen, und Panik überkam sie.
Aber Nash
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