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Sturm über Sylt

Sturm über Sylt

Titel: Sturm über Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Dachluke nun geöffnet und schrie nach draußen: »Hilfe!«
    Aletta riss ihn zurück. »Hör auf zu schreien. Ich hole dich hier raus!«
    Sönke fuhr zu ihr herum, mit einem irren Blick und einer Angst in den Augen, die wie ein Angriff, wie eine Gefahr auf Aletta einstach.
    »Ruhig, ganz ruhig«, sagte sie und berührte vorsichtig seinen Arm. »Kannst du dich bewegen? Wie geht es deinem Bein?«
    Aber Sönke antwortete nicht. Er zeigte mit zitternden Fingern zum Dachfirst hoch, wo sich das Feuer bereits ins Innere fraß und die ersten Balken nachgaben. Glühende Holzsplitter rieselten herab, tanzten über den trockenen Holzboden, bildeten im Nu eine gefährliche Spur, die sich rasend schnell auf die Treppe zubewegte.
    »Schnell, Sönke! Wir müssen hier raus!« Aletta griff nach seinem Arm. »Kannst du laufen?«
    Nun schien er endlich zu verstehen. Er nickte, klammerte sich an Alettas Arm und humpelte verzweifelt auf die Treppe zu. Als er sah, dass die ersten Stufen bereits von kleinen Flammen überzüngelt waren, zuckte er zurück.
    »Weiter, Sönke! Weiter! Wir schaffen das!«
    Sönke stützte sich schwer auf Aletta, dann warf er sich mit einem Mal vor, dem Treppengeländer entgegen, stützte sich mit dem Oberkörper darauf und rutschte die Treppe hinab.
    »Weiter, Sönke!« Unbarmherzig trieb Aletta ihn voran.
    Dann, als er gerade in den Flur humpelte, auf die nächste Treppe zu, fiel ihr Blick auf die Korbtruhe mit der Hinterlassenschaft ihrer Mutter. Sie zögerte. Diese Erinnerungen den Flammen überlassen? Auch das, was sie noch nicht sorgfältig durchgesehen hatte? Was ihr vielleicht noch Aufschluss über das Geheimnis ihrer Mutter geben konnte? Nein!
    »Weiter, Sönke! Und dann in den Garten! Hörst du? Nicht auf die Straße! Ich komme gleich nach.«
    Sie lief zurück, der Speicher hatte sich nun mit Rauch gefüllt. Die Korbtruhe war zum Glück nicht sehr schwer. Mit aller Kraft zerrte Aletta sie zur Treppe. Doch gerade in diesem Moment heulte eine Sturmbö auf das Dach nieder, das bereits mehrere kleine Lücken aufwies, durch die das Feuer hereingesaugt wurde. Wie ein feuriges Gespenst fuhr es herab, brachte brennende Holzteile mit, die umgehend die Stufen in Brand setzten.
    Mit aller Kraft stieß Aletta die Truhe die Treppe hinab, deren Deckel sich zum Glück nicht öffnete. Sie wollte ihr ins Obergeschoss folgen, das noch nicht von den Flammen heimgesucht worden war, und die Truhe dann die nächste Treppe herunterstoßen ... doch in diesem Augenblick fiel ein Balken herab. Direkt vor ihre Füße. Aletta schrie auf, fuhr zurück, geriet ins Straucheln, stürzte rückwärts ... gerade noch rechtzeitig fing sie sich. In diesem Augenblick ging vor ihr die Treppe in Flammen auf.
    Aletta rappelte sich hoch, lief zurück und riss die Dachluke auf. »Hilfe!«
    Niemand war zu sehen, anscheinend befanden sich alle Nachbarn auf der Straße vor dem Haus und hatten womöglich noch gar nicht bemerkt, dass der Brand sich ausgeweitet, dass er nun auf das Haus der Lornsens übergegriffen hatte. Und ihr Hilfeschrei wurde ihr vom Sturm aus dem Mund gerissen und in den Himmel getragen.
    Sie zog einen Stuhl heran und stieg hinauf. Was Sönke gelungen war, würde auch sie schaffen. Aber dann fiel ihr ein, dass ihr die Leiter fehlte, die sie brauchte, um vom Dach in den Garten zu gelangen. Es gab nur die Möglichkeit, aus dem Dachfenster um Hilfe zu rufen und zu hoffen, dass die Feuerwehr bald eintraf. Aber die würde vermutlich zunächst das andere Haus löschen, in dem das Feuer schon länger wütete. Und wenn unter den Feuerwehrmännern jemand war, der die Lornsens gut kannte, würde er darauf vertrauen, dass sich auf dem Dachboden niemand befand, der in Gefahr war.
    »Hilfe!«
    Aber das Feuer schrie gegen ihre Stimme an, die Flammen brüllten lauter, der Sturm tobte so gewaltig, dass niemand sie auf der Straße würde hören können. Die Hitze, die sie von hinten traf, war ein Angriff, den sie nicht abwehren konnte.
    Aletta begriff, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Sie würde trotz der fehlenden Leiter aus dem Fenster klettern müssen, diesem Inferno entkommen, egal wie. Vielleicht gelang es ihr, jemanden auf sich aufmerksam zu machen? Dass sie auf der Flucht war, spielte plötzlich keine Rolle mehr.
    Vorsichtig kniete sie sich in die Fensterleibung, hielt sich an der oberen Kante des Rahmens fest und überlegte, ob sie es wagen konnte, die Füße auf die Dachziegel oder sogar in die Traufe zu setzen.
    Bevor sie sich

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