Sturm ueber Thedra
dich gefunden habe! Komm, setz dich wieder, ich tue dir nichts."
Fakun! Teri erinnerte sich. Das war doch der junge Ziegenhirte, den seine Leute zum Sterben zurückgelassen hatten. - Der die Fenko-Baum-Krankheit gehabt hatte. - Vor dem sie sich so schrecklich gefürchtet hatte, als er nachts plötzlich an ihrem Lager stand.
Sie hatte Fakun gemocht. Hatte es damals bedauert, so schnell abreisen zu müssen. Hatte sogar oft an ihn gedacht, auf ihrer Reise, nicht nur in Kaji. - Und jetzt stand er hier, in ihrer Höhle.
"Komm, setz dich zu mir." Ein wenig linkisch hockte sich Teri wieder auf ihre Decke und bot Fakun den Platz neben sich an. "Wieso bist du hier? Was machst du so? Wieso hast du mich gesucht?"
"Oh, du bist bekannt in Thedra! Ich habe in der Stadt gehört, dass eine junge Frau - eine sehr schöne junge Frau - das Amt der Hüterin übernommen habe." Fakun ließ sich neben Teri nieder. Die Felldecke war nicht sehr groß, und ihre Hüften berührten sich. Teri störte das nicht.
"Man sagt, es sei eine Reisende; ein Formerkind, das vor zwei oder drei Jahren mit seinen Eltern nach Tigan aufgebrochen sei", fuhr Fakun fort. "Da wußte ich, dass nur du das sein konntest."
"Arbeitest du in der Stadt?"
"Nein! Nicht in Thedra. Ich habe bei einem Ziegenhirten Arbeit gefunden. Unsere Herde steht gleich hinter dem Hohlweg. Heute war ich in der Stadt und habe mir einen neuen Umhang gekauft. - Schau!"
"Hübsch!" Teri meinte es ehrlich. Der neue Umhang stand Fakun wirklich gut, fand sie. "Erzähl mir von dir. Du hast noch viel Zeit, bis die Stadttore geschlossen werden!"
Mit seiner angenehmen Stimme begann Fakun zu berichten. Ihr Klang war immer noch sehr hell, fast mädchenhaft, hatte aber mittlerweile jeden schrillen Unterton verloren. Teri hörte ihm gern zu.
Fakun berichtete, wie er zunächst im Fremdenhaus gelebt hatte. Arbeit hatte er bei einem Holzkohlehändler auf dem Markt gefunden, für den er körbeweise den Brennstoff zu den Kunden getragen hatte. Aber er hatte immer wieder Ärger mit den Wachen gehabt, die es auf ihn und vor allem auf seinen kargen Lohn abgesehen hatten.
Endlich hatte er dann, ebenfalls auf dem Markt, den Ziegenhirten aus dem Hinterland kennengelernt, für den er jetzt arbeitete. Er war recht zufrieden. Zwar empfand er das estadorianische Wetter immer noch als viel zu kalt, aber mit den Tieren kannte er sich aus, und der Besitzer der Tiere war freundlich zu ihm.
"Und du?" Fakun strahlte Teri an. "Wie ist es dir ergangen, auf deiner Reise?"
Leise begann Teri von ihren Erlebnissen auf der langen Fahrt zu berichten. Als sie auf den Unglückstag in Tigan zu sprechen kam, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Stimme zu vibrieren begann. Fakun nahm sacht ihre Hand.
Teri fand es angenehm, seine Haut auf der ihren zu spüren. Fakun war so nett, so einfühlsam. Vorsichtig legte sie ihren Kopf an seine Schulter. Sie spürte die Wärme seines Körpers.
Teri erzählte weiter. Von der Fahrt mit dem Kapitän, dem Haus in Ago und von dem fliegenden Schiff.
Mittlerweile war es ganz dunkel geworden, und das Feuer war heruntergebrannt. Teri bewegte sich nicht. Die Wärme eines menschlichen Wesens, die Wärme Fakuns, war ihr wichtiger als die vergängliche Hitze der Flammen.
Teri erzählte. Sie redete sich alles von der Seele, was sie so lange bedrückt hatte. Sie fühlte sich traurig und lustig, unruhig und geborgen zugleich.
Lange Zeit hörte Fakun schweigend zu; dann zog er sie sanft an sich, und sie gab willig nach. Die Wärme, die Geborgenheit, die sie so lange vermißt hatte ohne es zu wissen, beruhigten sie. Gleichzeitig genoß sie die Zärtlichkeit der Berührungen.
Die Ruhe, die sie empfunden hatte, wurde zur Erwartung. Vorsichtig tasteten ihre Hände sich vor und berührten Fakun, fanden sein Gesicht, fanden seinen Körper.
Noch enger zog Fakun sie an sich, streichelte ihr Haar, ihren Hals ...
Teri wollte mehr! Die ruhige, gelassene Erwartung war zur Begierde geworden. Auch Fakun wollte mehr. Auch er wußte sein Verlangen kaum noch zu zügeln. Seine Hände suchten, fanden, spielten ...
Teri wollte alles! Jetzt!
Erhitzt sprang sie auf und ergriff Fakun bei der Hand. "Komm!" Sie zog ihn hinter den Vorhang in ihre mit Stroh ausgepolsterte Schlafecke.
Voller Erregung genoß sie Fakuns Zärtlichkeiten und gab sich ganz seinen Händen hin. Sie spürte, dass sie bereit war und dass auch Fakun sie begehrte.
Dann sprachen die beiden kein Wort mehr, und erst als das zweite Hornsignal der
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