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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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"Zur Zeit der Mondgleiche werdet ihr zum Schutztor gehen. Dort wirst du stürzen und stöhnen und dich krümmen wie ein Wurm. Die Torwache ist noch nie angegriffen worden; die Männer werden leichtsinnig sein. Sie werden deinetwegen keinen Lärm schlagen wollen und die Leiter vom Laufgang herunterlassen. Einer wird herabsteigen und sich um dich kümmern. Den wirst du töten! - Um den Rest brauchst du dich nicht zu kümmern!"
    Llauk war enttäuscht. Stürzen und stöhnen und sich krümmen wie ein Wurm? War das die Rolle, die das Schicksal ihm auf ewig zugedacht hatte?
    "Stoffmacherlein, sei getrost." Sed eb Rea griff in die Tasche. "Der Augenblick deiner Bewährung ist nicht mehr fern. Morgen früh werde ich dich zum Gouverneur von Thedra ausrufen lassen!" Mit diesen Worten legte er Llauks kleinen Bronzedolch auf den Tisch und stand auf.
    "Heute schon?" Llauk war total überrascht. Heute morgen erst war Sed eb Rea in die Stadt gekommen, und er hatte die ganze Zeit den Anschein erweckt, es sei noch viel Zeit bis zum Angriff. "Das geht nicht! das ist zu ..."
    Das Kribbeln auf seiner Haut und der plötzliche Krampf in der Magengegend belehrten Llauk sehr schnell eines Besseren. "Schon gut! Aufhören! Ich bin bereit!", keuchte er mühsam. Der Krampf ließ ein wenig nach.
    Das war gerade noch mal gutgegangen! Schwer atmend ließ Llauk sich auf einen Stuhl fallen. Szin beachtete ihn nicht weiter. Starr saß er am Kopfende des Tisches und schien in einer anderen Welt zu sein.
    "Denke daran, Stoffmacherlein; du mußt seine Kehle treffen! Ein Schrei, und unsere Sache ist verdorben!" Sed eb Rea ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
    Szin saß starr auf seinem Platz.
    Mit zitternder Hand griff Llauk nach der Waffe auf dem Tisch. Schwer wog der kleine Dolch in seiner Hand. Aber es war nicht das beruhigende Gewicht einer soliden Waffe, was Llauk spürte, auch nicht das des Abscheus vor der ihm aufgetragenen Tat, die ihn für immer seinem Volk entfremden würde. - Es war das Gewicht der Feigheit. Der Feigheit, die den Geist langsam, das Auge trübe und die Hand unsicher macht. - Der Wächter würde sich wehren! Llauk wußte das genau. Der Mann würde merken, was Llauk vorhatte und Alarm schlagen! Er würde Llauk nachsetzen, würde ihn einholen, würde ihn mit seiner Pike durchbohren! Llauk hatte Angst! Er konnte keinem Menschen, geschweige denn einem bewaffneten, im offenen Kampf gegenübertreten.
    Der Angriff des Unsichtbaren kam nicht überraschend. Je mehr Llauk sich in seine Panik hineinsteigerte, umso deutlicher hatte er seine alte Verletzung wieder gespürt. Trotzdem stöhnte er laut auf, als der Schlag aus dem Nichts ihn traf. Lautlos sank er zu Boden. Noch nicht einmal seine Augenlider zuckten, als seine aufkreischenden Nervenbahnen in lodernden Flammen standen und er wieder einmal in die Hölle der Ungehorsamen geschleudert wurde.
    Hätte Llauk in diesem Moment etwas sehen können, hätte er sich sehr gewundert. - Szin schaute nahezu zärtlich auf ihn herab und lächelte sanft.

    Teri bereitete sich in der Höhle der Armee langsam auf die Nacht vor; kaum zehn Sonnenhöhen waren es noch bis zum Anbruch der Dämmerung.
    Ein Wanderlied der Kraan vor sich hin summend, holte sie einen kleinen Holzvorrat aus dem hinteren Teil der Höhle und legte die kurzen Aststücke neben das eben angezündete Feuer. Daneben breitete sie ihre Felldecke aus und nahm ihren Kamm zur Hand.
    Gerade hatte sie ihre Haare nach vorn fallen lassen und die ersten Striche getan, da verdunkelte eine undeutliche Gestalt die tief stehende Sonne, die ihre letzten Strahlen in die Höhe schickte.
    Teri erschrak heftig. Den ganzen Tag lang war sie den Gedanken an die unheimlichen Fremden nicht losgeworden, die sie in ihrer Höhle beobachtet hatten. Ruckartig riß sie den Kopf hoch, so dass ihr Haar im Sonnenlicht wie eine Fontäne aufsprühte. Mit zusammengekniffenen Augenlidern versuchte sie zu erkennen, wer da im Eingang stand. Es war ein Mann! - Schlank, dunkel gekleidet ...
    "Ha, hab ich doch geahnt, dass du es bist." Der Fremde kam näher.
    Noch immer konnte Teri im Gegenlicht nicht erkennen, wer es war, der da auf sie zukam. Schnell stand sie auf und wich zurück. Ihre Hand tastete nach dem Dolch. "Bleib stehen!"
    "Du bist doch Teri, stimmt's?", wollte der Fremde wissen.
    "Ja!" Die Stimme kam Teri bekannt vor. - Die Leute von Kaji sprachen in diesem hellen Tonfall.
    "Ich bin es, Fakun! - Es scheint mein Schicksal zu sein, dich zu erschrecken! Toll, dass ich

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