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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Früchte auf den kleinen Altar der Armee, damit die Soldaten etwas essen konnten. Da sie das aber nie taten, machte sich Teri dann nach der Tagteilung selbst über die guten Sachen her. Nur den Wein hob sie für den alten Wächter auf, der am Morgen immer gerne ein Schlückchen nahm.
    Ansonsten hatte sie nur noch den `Stein des Weges' zu studieren, in den der Weg zum Unterschlupf der `Stählernen Macht' eingemeißelt war.
    Das war allerdings eine recht schwierige Aufgabe, denn der Stein war so alt wie die Legende, und niemand in Thedra wußte mehr, ob jemals wirklich so etwas wie eine Wegbeschreibung darauf gewesen war. Jetzt jedenfalls zeigte die verwitterte Oberfläche nur noch die groben Umrisse Estadors. Einzig das `Große Gebirge', das Estador in seiner unüberwindbaren Höhe vom restlichen Kontinent abschnitt, war noch deutlich zu erkennen. Es gab also wirklich nicht viel zu tun, in Teris Amtsbereich. Daher fiel es ihr auch auf, dass drei Männer kurz auf dem Hauptweg vor dem Eingang stehenblieben, leise einige Worte in dramilischer Sprache wechselten und dann wieder in die Stadt zurückgingen. Da sie auch von dort gekommen waren, konnte ihr Ausflug nur der `Höhle der Armee' gegolten haben.
    Einer von ihnen, offensichtlich ein Thedraner, ein schmaler Bursche mit etwas einfältigem Gesichtsausdruck, war sehr nervös gewesen. Direkt unterwürfig hatte er sich verhalten, wie ein Hund, der seinem Herrn gefallen will.
    Noch weniger hatten Teri allerdings die Blicke der beiden anderen Männer behagt. War ihr schon der große bullige Dramile mit dem schiefliegenden Kopf recht unheimlich vorgekommen, so hatte der Anblick seines kleineren, drahtigen, dunkel gekleideten Begleiters ihr regelrecht Angst eingeflößt. Der Mann strahlte eine Gefährlichkeit aus, wie sie es bei noch keinem anderen Menschen erlebt hatte.
    Es gab in Teris Erfahrungsschatz nur ein Erlebnis, das einen Vergleich zuließ: In Ago hatte sie einmal ein Leopardenfell berührt. Dieses Fell hatte die gleiche, kalte, berechnende Mordlust ausgestrahlt wie dieser Mann.
    So lernte Teri Szin eb Szin kennen, den Großmeister der Klinge und des Schmerzes, ihren Todfeind und Verfolger.
    Hätte sie gewußt, was ihr bevorstand - vielleicht wäre sie direkt zu Tees in der Formerfelsen gegangen und hätte ihn um eine Stelle als Kannenformerin gebeten.

    Auf dem Weg zu Teris Höhle hatte Llauk Sed eb Rea über alles Wissenswerte, was die Schlafende Armee betraf, unterrichtet.
    Im Prinzip war der Kapitän vollständig Llauks Meinung. Die Schlafende Armee gab es nicht! Sie war eine Schimäre, ein Schreckgespenst, eine Religion für Dumme! - Aber da gab es noch etwas zu bedenken ...
    "Schaut Herr! Ein Straßenköter der Kränze flicht. Keine Gefahr für euren großen Plan."
    Die Gruppe hatte die Höhle der Armee erreicht und Llauk zeigte auf Teri, die gelangweilt in einer Ecke auf ihrer Felldecke hockte und Strohhalme zu Armreifen flocht.
    Sed eb Rea betrachtete Teri. "Ich kannte einen Kämpfer, der am Biss eines Straßenköters starb", stellte er nachdenklich fest. "Es war nur eine Wunde an der Hand, aber sie heilte nicht. Dann hob sich die Haut in knisternden Blasen vom Fleisch, bis der ganze Arm eine geschwollene Masse von Fäulnis war."
    Llauk nickte eifrig. Auch er hatte einmal so einen Fall von Wundbrand bei einem Sklaven erlebt. Die Infektion war nicht aufzuhalten gewesen. Man hatte zuerst den Unterarm des Unglücklichen amputiert, dann den Oberarm, dann hatte es nichts mehr zu amputieren gegeben.
    "Man darf den Dingen nicht ihren Lauf lassen!" Sed eb Reas Stimme war leise, aber bestimmt. "Wenn wir die Stadt eingenommen haben und diese Hüterin auszieht, um die Schlafende Armee zu holen, bedeutet das Hoffnung. - Aus Hoffnung kann Widerstand erwachsen ..."
    Szin hatte scheinbar unbeteiligt neben Llauk und seinem Herrn gestanden. Jetzt legte er wie zufällig seine Hand wenige Zentimeter über den Griff des prachtvollen Dolches, den er verdeckt in seinem rechten Stiefel trug.
    "Richtig", bestätigte Sed eb Rea. "Du wirst mir ihren Kopf bringen und wir werden ihn auf dem Marktplatz ausstellen."
    - Die Schlafende Armee - einige Leute glaubten sicherlich an sie. Sie war ein Symbol. - Nicht auszudenken, welche Folgen es haben könnte, wenn diese kleine Priesterin sich wirklich auf die Suche machen würde. Auch die kleinste Hoffnung auf Rettung konnte die Thedraner in ihrem Widerstand bestärken. - "Ich will ihren Kopf!"
    Damit war die Sache vorerst erledigt, und die

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